Nord Stream 2: Inbetriebnahme noch im Sommer geplant

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Castoro 10 beim Bau von Nord Stream 2Foto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times12. Juli 2021

Die Ostseepipeline Nord Stream 2 soll noch in diesem Sommer fertiggestellt werden. „Wir gehen davon aus, dass die Bauarbeiten Ende August beendet sind“, sagte Matthias Warnig, CEO der Nord Stream 2 AG, dem „Handelsblatt“ (Montagsausgabe). Mittlerweile seien 98 Prozent der Pipeline fertiggestellt.

„Die zwei Prozent, die noch fehlen, betreffen einen der beiden Stränge. Der andere Strang ist komplett gebaut.“ Ziel sei es, die Pipeline „noch in diesem Jahr in Betrieb zu nehmen“, ergänzte der Unternehmenschef.

Berichte, es gebe Probleme mit der von den Genehmigungsbehörden geforderten Zertifizierung der Arbeiten, wies Warnig zurück: „Am Ende wird eine Pipeline stehen, die allen Genehmigungsanforderungen und internationalen Industriestandards gerecht wird.“

Nach Aussage Warnigs prüft das Unternehmen die Eignung der Pipeline für den Transport von Wasserstoff. Es sei „sehr realistisch, dass wir in spätestens zehn Jahren in einem oder beiden Strängen Wasserstoff beimischen und damit transportieren können.“

Vielversprechende Voruntersuchungen seien bereits erfolgt, aktuell liefen materialtechnische Prüfungen. Mit Blick auf die künftige Rolle der Ukraine als Transitland für russisches Erdgas sagte Warnig, er habe „nicht den geringsten Zweifel“, dass der Transit „auch nach 2024 fester Bestandteil des Gastransports von Russland nach Europa sein“ werde.

Transitvereinbarung zwischen Russland und der Ukraine endet 2024

Ende 2024 endet die bestehende Transitvereinbarung zwischen Russland und der Ukraine. „Ich gehe davon aus, dass dies bereits in Gesprächen von der Bundesregierung gegenüber Russland angesprochen wurde.“

Im Europaparlament stößt das Projekt auf Widerstand. „Nord Stream 2 belastet die Beziehungen zu unseren Verbündeten. Den Betreibern muss klar sein, dass der Betrieb der neuen Pipeline eine große Hypothek darstellt“, sagte Manfred Weber, Fraktionsvorsitzender der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament, dem „Handelsblatt“.

Sollten sich die Beziehungen zu Russlands Führung weiter verschlechtern, müsse ein Abnahme- und Betriebsstopp möglich sein. „Präsident Putin darf für sein provokantes Verhalten nicht auch noch wirtschaftlich belohnt werden“, so der CSU-Politiker.

Ukraine angewiesen auf Erdgaslieferungen aus Russland

Die Ukraine verbraucht rund 80 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich. Einen Teil davon, rund 20 Milliarden, kann sie aus eigener Produktion gewinnen. Cirka 36 Milliarden Kubikmeter Gas werden in Turkmenistan gekauft und über Russland in die Ukraine transportiert. Rund 17 Milliarden Kubikmeter bekommt die Ukraine als Gegenleistung für den Transport russischen Erdgases nach Europa und der Rest (6 bis 8 Milliarden) werden von Russland gekauft.

Russland umging bereits 1997 mit der Jamal-Gas-Trasse die Ukraine als Gas-Transitland. Die Jamal-Trasse führt über Weißrussland nach Mittel-, West- und Osteuropa. Danach wurden weitere Trassen eingerichtet, die die Ukraine umgehen. Dazu gehören Nord Stream 1 und Nord Stream 2. Dahinter sehen Beobachter das Ziel Russlands sich zunehmend von der Ukraine, bei der Belieferung des Westens, unabhängig zu machen.

Russland kann Gaslieferung als Druckmittel nutzen

Damit hätte man ein zweifaches Druckmittel gegenüber Kiew. Zum einen ist die Ukraine auf Gas-Lieferung aus bzw. über Russland stark angewiesen. Zum anderen stellen die Einnahmen aus dem Gastransit russischen Erdgases für die Ukraine eine wichtige Einnahmequelle dar. Russland ist es nicht gelegen mit seinen Gaslieferungen seinem „abtrünnigen“ Nachbarn finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, die es nutzen kann, um sein Militär zu stärken und wirtschaftlich zu wachsen. Die Transgas-Pipeline, die über die Ukraine russisches und turkmenisches Gas nach Mittel-, West- und Osteuropa transportiert, war lange Zeit die einzige Gasverbindung von Ost nach West. Auch jetzt ist sie noch die wichtigste Gastransportroute für Russland.

Deutschland bezieht 94 Prozent seines Erdgas-Bedarfs aus dem Ausland

Derzeit werden knapp 94 Prozent des Gesamtbedarfs ausschließlich über Pipelines aus verschiedenen Lieferländern bezogen. Nur 6 Prozent des Erdgases stammt aus heimischen Quellen.

Aktuell gibt es bereits mehrere Erdgasleitungen die von Russland nach Deutschland führen (Nord Stream und die Jamal-Leitung). Russland ist mit einem Anteil von über 50 Prozent wichtigster Lieferant von Erdgas nach Deutschland. Es folgt mit ca. 25 Prozent Norwegen und dann die Niederlande mit ca. 21 Prozent.

Nach dem Erdöl ist Erdgas der wichtigste Brennstoff für den Primärenergieverbrauch in Deutschland.

Im Laufe der letzten fünf Jahre ist im Trend ein Anstieg im Erdgasverbrauch zu erkennen. Doch über einen längeren Zeitraum betrachtet zeigt sich ein relativ konstanter Bedarf.

Deutschland ist weltweit der zweitgrößte Erdgasimporteur nach China. Dabei verbraucht die Industrie den größten Anteil, gefolgt von privaten Haushalten, wobei die Fernwärme nur knapp ein Zehntel des Gesamtverbrauchs ausmacht.(dts/er/statista)



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