Ökologie und Fair Trade auf der BioFAch

Aussteller auf der Weltleitmesse für Bio-Produkte in Nürnberg setzt Maßstäbe
Titelbild
An den Palmenrispen sitzen die Beeren, die die Einheimischen Acai nennen. (Amazon Organic)
Von 4. März 2008

Auf der diesjährigen BioFach, der Weltleitmesse für Ökoprodukte, könnte man fast von einem neuen Selbstbewusstsein sprechen. Was sich hier bewegt sind alles Pioniere, Firmen, die vor 20 oder gar 30 Jahren klein angefangen haben mit Visionen von einer ökologischeren und nachhaltigeren Welt.

Damals waren es die Außenseiter. Betrat man einen Bio-Laden, dachte man an Askese und Verzicht und musste für einen runzeligen Apfel einen horrenden Preis bezahlen. Heute scheint die Branche komplett auf dem Zeitgeist zu fahren. Wellness ist angesagt, vorbeugen statt krank sein. Die Produkte sind vom Feinsten, auch die Labels und die ganze Aufmachung. Es wird auf Exklusivität und Individualität gesetzt – und auf Verantwortung. Die Firmen sind gewachsen, haben teilweise ein riesiges Sortiment. Der Biomarkt boomt seit vier Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten und erwirtschaftete 2007 in Deutschland einen Umsatz von 5,45 Milliarden Euro.

Einer der großen Namen ist Rainer Welke, der schon 1973 seinen ersten Bioladen gründete, später die Davert-Mühle, die unter seiner Leitung zu einem der führenden Naturkostanbieter in Deutschland wurde. Doch damit nicht genug. 2003 packte er sein nächstes Projekt an und gründete in Brasilien die Firma Amazon Organic, um, wie in seinem Flyer steht, „der Abholzung des Amazonas Einhalt zu gebieten und den Bauern in dieser Region eine lebenswerte Zukunft zu schaffen.“ Diese konsequente Umsetzung des Fair-Trade-Gedankens begleitet den Besucher der Messe von einem Stand zum nächsten.

„Kein Wunder“, sagt Firmengründer Rainer Welke und zitiert ein nordbrasilianisches Sprichwort: „Ich kam nach Belém, trank Açai und blieb!“ (Amazon organic)
„Kein Wunder“, sagt Firmengründer Rainer Welke und zitiert ein nordbrasilianisches Sprichwort: „Ich kam nach Belém, trank Açai und blieb!“ (Amazon organic)

Sozial und modern

Rainer Welkes Regenwaldprojekt verblüfft. Er hat aus der Frucht Acai (sprich: A-ssa-i), die im Regenwald massig vorkommt und von den Einheimischen „letztendlich zu allen Speisen verarbeitet wird“, wie Heike Spangenberg am Messestand erklärt, einen Vitaldrink kreiert. Die Unternehmensphilosopie: Erforschung und Entwicklung der gehaltvollen amazonischen Früchte und deren Möglichkeit zur Vermarktung. Und er hat für seine Arbeit sogar einen Begriff geprägt, das BioAmazon Triangel-Konzept: Regenwaldschutz – Fair-Trade – Ökolandbau. Eine schöne Symbiose. Und wenn man sich das Endprodukt anschaut, merkt man, wie auch der Nerv des Kunden getroffen wurde. Eines der Zauberwörter auf der diesjährigen BioFach lautet Antioxidanzien. Die Acai weist die höchste von allen bisher in Früchten und Gemüsen gemessene antioxidative Wirkung auf. 

Heike Spangenberg die, wie sie sagt, bei BioAmazon in Deutschland für so ziemlich alles zuständig ist, siedelt den Vitaldrink preislich zwischen Säften und Muttersäften an. Also gar nicht mal so teuer, wie man im ersten Moment gedacht hätte. „Es geht auch schon ein wenig in Richtung Wellness und Gesundheit, weil eben auch die Nährwerte entsprechend sind. Sehr viel Vitamin A und E, dann Calcium, Kalium, Eisen“, erklärt sie. Vitamin C hat die Frucht selber nicht, das komme aber mit der Acerola-Frucht, die ebenfalls aus dem brasilianischen Regenwald stammt und dem Agavensirup, der zum Süßen verwendet wird, hinzu. Der hochwirksame antioxidative Effekt wird durch die Kombination von Acai (Antocyane) und Acerola (Vitamin C) erreicht.

„Es gibt drei verschiedene Geschmacksrichtungen. Ist wirklich lecker“, lacht Spangenberg. Zwar würden 100 ml am Tag reichen, um den Bedarf an Vitaminen und Antioxidanzien zu decken, sie selber trinkt aber gerne am Wochenende nach dem Mountainbiking eine Flasche Acai, „und dann habe ich das Gefühl, die Kraft kommt zurück und man ist wieder fit.“ Dass es lecker schmeckt, davon überzeugen sich die Messebesucher – hauptsächlich Fachpersonal aus der Biobranche, da andere Besucher mittlerweile auf der BioFach nicht mehr zugelassen sind – gleich vor Ort.

Cooperative Santa Maria. Bauerngemeinschaft im brasilianischen Regenwald. Die Acai-Beere bietet eine gute und nachhaltig erwirtschaftete Einkommensquelle. (Amazon Organic)
Cooperative Santa Maria. Bauerngemeinschaft im brasilianischen Regenwald. Die Acai-Beere bietet eine gute und nachhaltig erwirtschaftete Einkommensquelle. (Amazon Organic)

Acai ist wie Milchtrinken

Ein nordbrasilianisches Sprichwort lautet: „Ich kam nach Belém, trank Açai und blieb!“ In Brasilien ist die Pflanze so wichtig, wie bei uns die Milch. Sie wird hinzugereicht zu Fleisch und Fisch, schmeckt pelzig, mehlig, ähnlich wie die Schlehe. „Es ist eine natürlich vorkommende Palmenart, die die mittlere Etage im Regenwald bildet. Die Palme selber wird 10 bis 20 Meter groß,“ erläutert Spangenberg die Herkunft von Acai. Die Beere wächst an der Rispe. Die Rispen, die natürlicherweise absterben würden, werden abgeschlagen, abgestrippt und zu Sammelstellen gebracht. Auch das Entkernen und Verarbeiten zu einer Pulpe, die sofort tiefgekühlt wird, passiert noch in Brasilien. Die Weiterverarbeitung findet dann in Europa statt.

Von den Palmen gibt es im Urwald unendlich viele. „Wenn man sich vorstellt,“ sagt Spangenberg, „wie groß das Amazonasregenwaldgebiet ist, dementsprechend ist auch die Verbreitung dieser Palme.“ Außerdem könne das ganze Jahr über geerntet werden. „Das bietet auch den Anreiz. Die Bauern sind nicht gezwungen zu sagen, ich holz jetzt ab. Sondern ich kann mal wieder in meinen Wald gehen und ein bisschen was ernten.“ Das Projekt ist „Ecosozial“-zertifiziert, vergleichbar mit dem Fair Trade-Siegel. Entsprechend bekommen die Bauern Abnahmepreise garantiert, die um die 20 Prozent über dem Weltmarktpreis liegen.

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 10 (5. Mrz. – 11. Mrz. 2008)



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