Wo gibt es noch gute Heil- und Gartenkräuter?

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Von 9. Juli 2015

„Es ist eine Kraft der Ewigkeit, und diese Kraft ist grün." Hildegard von Bingen

Die Benediktinerin und Mystikerin Hildegard von Bingen nutzte schon vor über tausend Jahren Kräuter und ihre heilende Wirkung für eine ganzheitliche Medizin. Diese basierte auf heimischen Pflanzen, welche sie im Klostergarten vorfand und dann auch selber züchtete. Ihre naturkundlichen Erkenntnisse schrieb sie nieder, und diese Schriften gelten heute als Quelle für ein natürliches und gesundes Heilverfahren. 

Viele Jahrhunderte lang waren neben Salz heimische Kräuter die einzige Möglichkeit gewesen, Speisen einen besonderen, pikanten Geschmack zu verleihen. Hierzu zählten in Europa Gewächse wie Estragon, Petersilie, Thymian und Rosmarin, um nur einige zu erwähnen. 

Durch die schnellen Fortschritte der Industrialisierung rückten die Kräuter und ihre positiven Wirkungen immer mehr in den Hintergrund.

Der moderne Fortschritt untergrub viele Weisheiten und tradiertes Wissen, und dieses Wissen über die positive Kraft der grünen Pflanzen wurde lange Zeit verschmäht. Die in Massen künstlich hergestellte Medizin verdrängte allmählich die heilsamen Kräuter. Diese mussten dann lange im Verborgenen leben, wurden oft als Unkraut abgetan und einfach vernichtet. Damit wurde der Schlüssel für die Gesundheit weggeworfen. Es folgten die Antibiotika, und die Pflanzenheilkunde galt von da ab als alter Aberglaube. Hinzu kamen im letzten Jahrhundert all die verschiedenen Pestizide, Chemikalien und anderen Gifte. Die chemische Industrie richtete viel Schaden an, man spritzte auf den meisten Feldern das moderne Wissen und jahrtausendealte Erfahrungen mussten dem vermeintlichen Glanz des Fortschritts weichen. Je „moderner“ der Mensch lebte, umso „moderner“ wurde auch sein Essverhalten. An jeder Ecke ein Schnell-Imbiss, lieblos hingeklatscht, Fast Food bestimmt heute schnelle Essrhythmen, und das Zeitalter der Fertiggerichte hat den endgültigen Untergang einer naturbelassenen Ernährung eingeläutet.

Man kann allerdings beobachten, wie sich seit einigen Jahren das Bewusstsein in der Bevölkerung wieder langsam änderte. Die Nachfrage nach frischen Kräutern hat stark zugenommen, auch ihre magischen Wirkungen und ihre Bedeutung in anderen Kulturen. 

Dr. Moshiris Kräutergarten

Dr. Moshiri legte vor acht Jahren den größten und interessantesten Kräutergarten Berlins an. Aber schon seit über 18 Jahren pflegte er leidenschaftlich die Aufzucht unterschiedlicher Kräutersorten. Mit dem Wissen um ihre mythischen Bedeutungen sowie ihre besonderen Kräfte und Heilwirkungen war Dr. Moshiri aus Persien nach Europa gekommen, im Gepäck einige Kräuter, die ihm ein wenig das Gefühl von Heimat schenkten und denen er nun neuen Nährboden schenken wollte. Trotz unterschiedlicher klimatischer Bedingungen gelang es ihm, die mitgebrachten Pflanzen an unsere Region zu gewöhnen. In Berlin begann er dann damit, intensiv Kräuter zu züchten. Heute wachsen und gedeihen mehrere tausend Pflanzen aus über 400 Arten in seinem Kräutergarten, darunter auch eine Reihe von absoluten Raritäten wie persische Bergminze, chinesischer Gewürztraum, Minze aus Afrika und zig verschiedene Oregano-Typen sowie über dreißig Sorten Thymian. Er beliefert die edelsten Küchen, die ausschließlich mit seinen Kräutern arbeiten. 

Um seinem Motto – Regional – Bio – Frisch – gerecht zu werden, hält Dr. Moshiri nichts davon, seine Kräuter durch ganz Deutschland zu verschicken. Die langen Transportwege und die damit verbundenen Kosten stehen nicht mit seiner Philosophie von Frische und Natürlichkeit im Einklang, und er will partout vermeiden, dass die Kräuter nur noch im trockenen Zustand verarbeitet werden. Viele der Vitamine, Mineralien und heilenden Kräfte wären dann unwiederbringlich verloren. Wer also von seinen Schätzen profitieren will, der muss schon persönlich in seinen Garten kommen und erlebt dafür über Stunden eine wunderbare Reise durch die jahrtausendealte Kultur von kleinen grünen Pflanzen, die ihren ganz eigenen Mythos offenbaren. 

Was von vielen schnell als Unkraut abgetan wird, offenbart hier seine heilende Wirkung, verrät seinen unverkennbaren Beitrag zur internationalen Küche, kann Fleisch, Fisch und Gemüse mit seiner ganz eigenen Note verzaubern. Im Wildkräuterbeet zum Beispiel hat Dr. Moshiri ganz bewusst nach dem Grundsatz der Biodiversität verschiedene Kräuter durcheinander gesät. Diese Art der Bepflanzung fördert die Erhaltung des guten Bodens, und keine chemischen Mineraldünger müssen eingesetzt werden, um den eventuell ausgelaugten Boden zu stabilisieren. Biodiversität fördert die Artenvielfalt auf der Erde, aber genau diese Vielfalt ist eine der Grundvoraussetzungen für die Stabilität der Ökosysteme. Für diese Art der Bodenaufwertung eignen sich besonders gut verschiedene Kleesorten, Sonnenblumen, Erbsen, Lupinen und vor allen Dingen die gute alte Dame Brennnessel, die ja gerne verschmäht wird. 

Dabei empfahl schon Hildegard von Bingen vor über tausend Jahren, sich im Frühjahr mit Brennnesseln zu entgiften, um die „leib-seelische Ganzheit“ des Menschen zu fördern. Noch heute könnte dadurch den großen Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-, Krebs- und Magen-Darm-Leiden besser vorgebeugt werden. Und das mit einer Pflanze, die überall wächst und meist einfach niedergemäht wird.

Diese grüne Lebenskraft fördert die positive Kraft der Kräuter auf Körper und Psyche, die auch positive Effekte auf behinderte Menschen ausüben kann. Besonders für blinde Menschen ist das Tasten, Riechen und Schmecken eine große Bereicherung für die Sinne, um sich als Teil dieser Natur fühlen zu dürfen. Allein die Arbeit mit Pflanzen und der Muttererde ist extrem heilsam. Durch Tasten, Fühlen und Riechen nehmen sie die Natur mit ihren Geheimnissen wahr. 

Den Kräutergarten besuchen

Im Laufe der Jahre ist es Dr. Moshiri tatsächlich gelungen, 480 verschiedene exotische Kräutersorten aller fünf Kontinente in dieser grünen Stadt-Oase anzubauen, die sich neben einheimischen Kräutern wunderbar einfügen. Die Fülle an Duft und Farben fördert das Wohlbefinden, verdrängt den alltäglichen Ballast, und nebenbei tankt man positive Energie. Besucher können in dem Garten lustwandeln, sich über die Pflanzen informieren, ihre Anwendung erlernen oder sich einfach wie auf einer pflanzlichen Wellness-Insel entspannen.

Die getrockneten Blüten der Salbeipflanzen zum Beispiel weisen ihre bunten Farben auf, von rot über blau und gelb bis zu weiß. Ihre antiseptische und schmerzlindernde Wirkung war schon den alten Ureinwohner Nordamerikas bekannt. Die Verwendung als Arzneimittel geht auf den besonderen Gehalt ihrer ätherischen Öle zurück, die eben auch Gerb- und Bitterstoffe enthalten. Heute werden überall auf der Welt Kräuter wieder ernährungsphysiologisch, medizinisch, magisch, als Aphrodisiakum oder zu kosmetischen Zwecken verwendet. 

Dr. Moshiris Kräutergarten: Fürstenbrunner Weg 72

14050 Berlin

Die Kräuterspirale

Das besondere an einer Spirale ist die spezielle Form des Kräuterbeetes, die sowohl trockene, sonnige Bereiche als auch schattige und feuchte Zonen auf engstem Raum bietet. So können Kräuter der Mittelmeerländer ebenso gut gedeihen wie unsere heimischen Arten. Die Kräuter werden gemäß diesen Zonen eingeteilt. Aus Steinen baut man sich eine Spirale auf. Und mit guter Erde werden die Terrassen gefüllt. Ganz nach oben, dort, wo am meisten Sonne hingelangt kann man verschiedene Sorten Thymians anbauen. Dazu gesellte sich gut der feurige Curry, neben der Zitronenmelisse. Für den Übergang setzt man Petersilie und Schnittlauch an, da sie relativ unkompliziert sind. Dann können Lavendel und Estragon folgen, wieder begleitet von Schnittlauch und Petersilie. Ganz nach unten kommt der Liebstöckel und verschiedene Minzsorten. Kräutergeschichten erzählen ohne Zweifel die Menschheitsgeschichte. Wir müssen nur wieder lernen zuzuhören, um sie richtig deuten zu können.



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