Vögel richtig fotografieren

Titelbild
Der Sternentaucher läuft zum Abheben über das Wasser. Die leuchtend weiße Brust sieht mancher erst, wenn der Vogel losrennt. Doch Coster kennt dieses Motiv, wodurch er eine Überbelichtung der Brust vermeiden konnte.Foto: Bill Coster
Von 15. Juli 2011

Kennen Sie das von einem Ihrer Urlaubsreisen? Während Sie die Gegend erkundeten, hatten Sie manchmal tatsächlich das Glück und kamen recht nah an einen dieser schönen einheimischen Vögel heran. Schnell zückten Sie Ihre Kamera, stellten scharf und drückten ab. Volltreffer. – Doch die begeisterten „Ah’s“ und „Oh’s“ beim Betrachten des Bildes blieben aus.

Birding nennt Bill Coster in seinem Buch „Vögel richtig fotografieren“ diese Jäger-Art Fotos zu machen: sehen, zielen, „schießen“. Nicht, dass Coster nicht selbst schon mal in diesen Jagdeifer verfallen wäre, aber das Ergebnis zeigt er auch: Ein schöner, seltener Vogel, aber ein langweiliges Bild.

Fliegt ein Vogel direkt auf die Kamera zu, ist die Inszenierung recht leicht: im Sucher festhalten, warten bis er den Rahmen ausfüllt, abdrücken. Coster musste jedoch für das weiße Gefieder dieser Mantelmöve eine volle Blende abblenden.Fliegt ein Vogel direkt auf die Kamera zu, ist die Inszenierung recht leicht: im Sucher festhalten, warten bis er den Rahmen ausfüllt, abdrücken. Coster musste jedoch für das weiße Gefieder dieser Mantelmöve eine volle Blende abblenden.Foto: Bill Coster

Eines von Costers Rezepten für bessere Bilder nennt er den Spatzentest: Man ersetze den farbenprächtigen Vogel, den man gerade knipsen möchte, vor dem inneren Auge mit einer gewöhnlichen Vogelart. „Ist das Ergebnis immer noch befriedigend, ist das Bild fotografisch und als Artnachweis gut“, sagt der Naturfotograf, der für viele Tier- und Naturjournale schreibt und fotografiert.

 

Gewusst-wie in Geschichten erzählt

Über Hundert Vogel-Fotografien des Autors mit dem Ah-und-Oh-Effekt sind im Buch zu sehen. Schöne Bilder, faszinierende Bilder, Bilder, bei denen man neidisch werden könnte. Aber Bill Coster behält die Geheimnisse seiner Kunst in diesem Buch ja nicht für sich, sondern gibt zu fast jedem Foto im Hauptteil jedes Detail an: Was und wo er fotografiert hat, welche Kamera und was für ein Objektiv er benutzte, welche Einstellungen er gewählt hat und ob das Bild aus der Hand oder mit Stativ fotografiert wurde. Zusätzlich erzählt er, wie das jeweilige Bild entstanden ist.

Nehmen wir mal an, Sie wollten mit einem Eisbrecher das Meer überqueren, dann weiter mit einem Hubschrauber zu einer Pinguinkolonie fliegen. Sie würden vermutlich mindestens eineinhalb Kilometer von der Kolonie entfernt landen, um die Vögel nicht zu stören. Coster verrät Ihnen, welche Art von Ausstattung er auf solch eisige Spaziergänge mit sich führt, um gelungen Aufnahmen wie dieses Familienbild zu machen.Nehmen wir mal an, Sie wollten mit einem Eisbrecher das Meer überqueren, dann weiter mit einem Hubschrauber zu einer Pinguinkolonie fliegen. Sie würden vermutlich mindestens eineinhalb Kilometer von der Kolonie entfernt landen, um die Vögel nicht zu stören. Coster verrät Ihnen, welche Art von Ausstattung er auf solch eisige Spaziergänge mit sich führt, um gelungen Aufnahmen wie dieses Familienbild zu machen.Foto: Bill Coster

Und so robben wir uns im Geiste gemeinsam mit Coster an die gefiederten Fotomodelle heran, kauern stundenlang darauf wartend, dass ein Bienenfresser sich auf einen Zweig setzt, oder darauf, dass ein Fischadler seine Jungen füttert. Und dabei lassen wir uns erzählen, welche Herausforderung es für diese Art von Bild zu meistern gilt. Wollen Sie Vögel im Morgennebel fotografieren, mit Spritzwasser oder wie sie am Mond vorbeiziehen? Ganz lebendig lernt der Leser von Coster über die Wahl des Bildausschnitts, über die Schwierigkeiten und Vorzüge unterschiedlicher Hintergründe oder Lichtverhältnisse. Wir erfahren, worauf man bei der Anschaffung der Ausstattung achten soll, was wofür sinnvoll ist und wie man sich die technischen Möglichkeiten der modernen Digitalfotografie perfekt zunutze machen kann. Außerdem bekommen wir mit, dass man auch etwas über die Gepflogenheiten der Vögel wissen muss, um sie richtig „in Szene zu setzen“: „Als Tierfotograf verbringt man oft mehr Zeit mit dem Beobachten der Vögel als ein Vogelbeobachter. Mit ein wenig Aufmerksamkeit kann man ihr Verhalten voraussehen und so nur Sekunden dauernde Momente einfangen.“

Fieber fürs Gefieder

Die verschiedensten Facetten in der Vogel-Fotografie hat Coster in seinem Buch bedacht: Vögel auf dem Wasser oder in der Luft, bei Sonnenaufgang, Vögel beim Baden, Putzen, Kämpfen, beim Jagen, Balzen, Brut Aufziehen. Beim Trinken, Fressen, Nektar naschen. Beim Starten, Landen, auf den Betrachter zu oder vor ihm weg Fliegen. Et cetera. Man möchte seine Fotoausrüstung einpacken, vielleicht das eine oder andere Teil noch dazu kaufen – jetzt wissen wir ja, was für die gewünschten Ergebnisse wirklich wichtig ist – und in den Urlaub fahren. Oder zumindest ins Wochenende.

Das Cover: Bill Coster, Vögel richtig fotografieren im Haupt VerlagDas Cover: Bill Coster, Vögel richtig fotografieren im Haupt Verlag

Jedoch: „Es gibt Angenehmeres um den Tag zu verbringen, als 15 Stunden in einem engen Versteck zu verharren“, merkt Coster an. Die schönsten Aufnahmen von Vögeln entstehen offenbar weniger nebenbei im Familienurlaub. Viel Ausdauer und Geduld stecken in einem brillanten Bild. „Es ist schwer, ununterbrochen aufmerksam zu bleiben, wenn scheinbar nichts passiert. Greift man nach einem Brötchen oder Getränk, könnte man genau den Moment verpassen, auf den man den ganzen Tag gewartet hat“, berichtet Coster. Man muss schon ein wenig versessen auf das Fotografieren von Vögeln in freier Natur sein. Oder man wird es. Etwa, weil man schon ein paar Tipps von Coster umgesetzt und immer mehr künstlerisch gelungene Vogel-Bilder aufgenommen hat. Fotografien mit dem Ah-und-Oh-Effekt.

 

Bill Coster

Vögel richtig fotografieren

Haupt Verlag

160 Seiten, 120 Fotografien, gebunden.

€ 29,90 (D), € 38,80 (A), CHF 49,-

ISBN 978-3-258-07547-1



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