Zirkus Charles Knie ohne Elefanten und Tiger in Kiel: Tierschützer sehen Anzeichen für Umdenken

Zwei Drittel der Deutschen lehnen Wildtiere im Zirkus ab. Der Zirkus Charles Knie gastierte letztes Wochenende in Kiel. Erstmals seit mehreren Jahren sollten weder Elefanten noch Großkatzen wie Tiger und Löwen in der Show zu sehen sein, für deren Zurschaustellung das Zirkusunternehmen in den letzten Saisons permanent von Bürgern und Tierschützern kritisiert wurde.
Titelbild
Elefantentrainer Errani wegen Verstoßes verurteilt, weil die Elefanten bei Ortswechseln wiederholt bis zu 18 Stunden auf dem Lkw belassen wurdenFoto: PETA Deutschland e.V.
Epoch Times15. August 2016

Der Zirkus Charles Knie gastierte letztes Wochenende in Kiel. Erstmals seit mehreren Jahren sollten weder Elefanten noch Großkatzen wie Tiger und Löwen in der Show zu sehen sein, für deren Zurschaustellung das Zirkusunternehmen in den letzten Saisons permanent von Bürgern und Tierschützern kritisiert wurde. Im Juni vergangenen Jahres wurde der bis 2015 vom Zirkus beschäftigte Elefantentrainer Errani wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz sogar rechtskräftig vom Amtsgericht Darmstadt zu einer Geldbuße verurteilt, weil die Elefanten bei Ortswechseln wiederholt bis zu 18 Stunden auf dem Lkw belassen wurden. Die Tierschutzorganisation PETA sieht in der Entscheidung, die umstrittensten Dressurnummern einzustellen, erste Anzeichen für einen Sinneswandel bei den Verantwortlichen von Charles Knie. Die Organisation appelliert nun an das Unternehmen, die verbleibenden Wildtierdressuren mit Seelöwen, Kängurus und Zebras ebenfalls aufzugeben und die Tiere an anerkannte Auffangstationen zu übergeben. 2015 kündigten die großen Zirkusunternehmen Ringling Bros. (USA) und Zirkus Knie (Schweiz) ebenfalls an, ihre Elefanten ab dem Jahr 2016 nicht mehr mit auf Tournee zu nehmen.

Wildtiere wie Zebras, Kängurus und Seelöwen noch immer im Tourneebetrieb

„Die Entscheidung des Zirkus Charles Knie, den Elefanten und Großkatzen die stressige Tournee zu ersparen, war richtig. Doch jetzt sollte das Management zukunftsorientiert handeln und allen voran die Seelöwen, Zebras und Kängurus in Rente schicken“, so Peter Höffken, Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche bei PETA.

Seelöwen, Zebras und Kängurus sind Wildtiere mit hohen Ansprüchen an ihren Lebensraum, die in einem reisenden Zirkus nicht erfüllt werden können. In der Natur tauchen Kalifornische Seelöwen bis zu 100 Meter tief und erreichen dabei Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h – in Zirkusbetrieben werden sie in kleinen Becken und nachts in Käfigwagen gehalten. Die geselligen Steppenzebras leben in offenen afrikanischen Graslandschaften in Gruppen von bis zu 20 Tieren; bei Zirkus Charles Knie werden sie an vielen Gastspielorten auf asphaltiertem Boden gehalten. In den reizarmen, kargen Gehegen bestimmen Beschäftigungslosigkeit und Tristesse ihren Tagesablauf. Rote Riesenkängurus sind in den warmen Buschlandschaften Australiens zu Hause. Die Tiere können bis zu neun Meter weit und drei Meter hoch springen und eine Geschwindigkeit von über 60 km/h erreichen – ein Verhalten, das sie in den kleinen Zirkusgehegen nicht an den Tag legen können.

Zwei Drittel der Deutschen lehnen Wildtiere im Zirkus ab

Weltweit erneuern immer mehr Zirkusunternehmen ihre Programme und sehen von Tiervorführungen, insbesondere Dressuren mit exotischen Wildtieren, ab. Dafür sprechen auch wirtschaftliche Gründe, denn repräsentativen Umfragen zufolge lehnen zwei Drittel der Deutschen Wildtiere im Zirkus ab. Auch der Bundesrat hat die Bundesregierung am 18. März 2016 aufgefordert, bestimmte Wildtierarten im Zirkus zu verbieten. In zahlreichen Ländern wie Kolumbien, Panama, Costa Rica, Israel sowie in 18 EU-Ländern – darunter die Niederlande, Österreich und Belgien – sind Wildtierdressuren bereits aus Tierschutzgründen verboten. Weil die CDU/CSU als einzige Fraktion im Bundestag eine Verbotsregelung blockiert, haben mittlerweile über 65 Städte wie Düsseldorf, Schwerin, Leipzig und Köln Auftritte von Zirkusbetrieben mit bestimmten Tierarten untersagt.

(PETA/mh)



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