Dortmund: Ordnungsamt verteilt Knöllchen an Obdachlose und sorgt für Empörung

In Dortmund verteilt das Ordnungsamt Knöllchen an Obdachlose. Mitarbeiter von Obdachlosenvereinen sind empört und besorgt.
Epoch Times26. Februar 2018

In Dortmund erhalten nicht nur Parksünder Knöllchen – sondern auch Obdachlose. Im Jahr 2017 waren es, laut den RuhrNachrichten, 407 Strafzettel, die das Ordnungsamt an Wohnungslose wegen „Lagerns, Campierens und Übernachtens an öffentlichen Plätzen“ vergab.

So traf es auch einen Obdachlosen, der in der Dortmunder Innenstadt neben einem Kiosk „lagerte“. Mitarbeiter des Ordnungsamtes weckten ihn nachts und überreichten ihm ein Knöllchen über 20 Euro, berichten die RuhrNachrichten.

Obdachlose erfahren nur Ablehnung

Katrin Lauterborn, Leiterin eines Gasthauses für Obdachlose in Dortmund, ist empört: „Unsere Gäste erfahren überall nur Ablehnung.“

Alexandra Gehrhardt, Redaktionsleiterin der Ruhrgebiet Straßenzeitung „Bodo“, befürchtet den Beginn eines Verdrängungsprozess: „In anderen Kommunen können wir ähnliches beobachten“, äußert sie in den RuhrNachrichten.

Knöllchen scheint es hauptsächlich in der Dortmunder Innenstadt zu geben

Lauterbach sieht eine mögliche Verbindung zur lokalen Politik. Sie erinnert an einen Antrag der Dortmunder CDU an den Sozialausschuss im Jahre 2017: „Der Titel des Antrages lautete ‚Sauberer Bahnhof‘ – dabei ging es aber nicht um Müll, sondern um Menschen,“ erzählt sie den RuhrNachrichten.

Es gibt zwar Gasthäuser für Wohnungslose und Notunterkünfte, doch für einen Schlafplatz müssen sie bezahlen – pro Nacht 7 Euro in der Notschlafstelle von Frau Lauterbach als Beispiel. Zum anderen sind Hunde dort nicht erlaubt, die für viele nicht nur Wegbegleiter, sondern Familienersatz sind.

Obdachlose leiden oft unter psychischen Krankheiten

Viele Obdachlose leiden zudem unter psychischen Erkrankungen, wodurch das Zusammensein mit anderen auf engstem Raum für viele unerträglich ist, erläutert Lauterbach.

Außerdem halten sich hartnäckig Gerüchte unter den Wohnungslosen, man würde in den Unterkünften beklaut oder nicht freundlich empfangen werden, so Lauterbach gegenüber den Ruhrnachrichten.

Lauterbach macht deutlich, man könne es ja auch bei einem Platzverweis oder einer Verwarnung belassen. Die Obdachlosen würden doch nur einen Platz suchen, wo man sie in Ruhe lässt. „Die Knöllchen bringen keinem etwas“, sagt sie. (er)

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