Pfarrer in Aalen setzt sich nach Pfingstmesse Kopftuch auf – Weidel: Katholischer Geistlicher „verblödet“

Die Kopftuch-Aktion von Pfarrer Sedlmeier während der Pfingstmesse wurde durch die Gemeinde offenbar sehr positiv aufgefasst. Die "Schwäbische Zeitung" zitiert Schulkameraden von Sedlmeier mit: "Die Aktion passt zu ihm". In der öffentlichen Diskussion fielen die Reaktionen gemischt aus.
Epoch Times24. Mai 2018

Heftige Reaktionen gab es nach der Kopftuch-Aktion des Aalener Pfarrers Wolfgang Sedlmeier. Er setzte sich nach seiner Predigt während der Pfingstmesse ein Kopftuch auf, um ein Zeichen gegen die Diskriminierung von Frauen mit Kopftuch zu setzen.

Bereits in der Predigt ging er auf die Äußerungen von AfD-Politikerin Alice Weidel zu den „Kopftuchmädchen“ ein: Wer Menschen wegen ihrer aus Glaubensgründen gewählten Kopfbedeckung diskriminiere, verstoße gegen die Menschenwürde und damit gegen den Geist des Pfingstevangeliums, sagte Pfarrer Sedlmeier unter Beifall, berichtet die „Schwäbische Zeitung“.

„Er hat immer seinen eigenen Kopf“

Pfarrer Wolfgang Sedlmeier war unter anderem als Auslandspfarrer in Paris und Tunis unterwegs. Seit Frühjahr 2017 ist er als leitender Pfarrer in Aalen tätig. Kirchenintern ist er als eigenwilliger Kopf bekannt – manche sagen auch: Rebell. „Die Aktion passt zu ihm“, erinnern sich ehemalige Schulkameraden, „er hatte immer seinen eigenen Kopf.“

Weidel: „Mein Zitat wurde verkürzt und sinnentstellt ausgelegt“

Die AfD-Politikerin Weidel äußerte in der Haushaltsdebatte im Bundestag: „Burkas, Kopftuchmädchen und alimentierte Messermänner und sonstige Taugenichtse werden unseren Wohlstand, das Wirtschaftswachstum und vor allem den Sozialstaat nicht sichern.“

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) rügte: Weidel diskriminiere damit alle Frauen, die ein Kopftuch tragen. Weidel legte daraufhin Einspruch gegen den Ordnungsruf ein: „Mein Zitat wurde verkürzt und sinnentstellt ausgelegt.“ Für sie sei klar ersichtlich, dass sich die Bezeichnung „Taugenichtse“ sprachlich eindeutig auf „alimentierte Messermänner“ bezog, sagte die Politikerin zur Begründung des Einspruchs. Der Einspruch wurde abgelehnt.

Sedlmeier: „Die Menschenwürde gilt allen“

Pfarrer Sedlmeier machte in seiner Predigt deutlich – ob jüdische Kippa, der auf dem Balkan weit verbreitete Fes oder ein Kopftuch: „Die Menschenwürde gilt allen“, sagte er, berichteten Gottesdienstbesucher der „Schwäbischen Zeitung“.

Vor dem Schlusssegen wiederholt der Pfarrer seine Kernaussagen und wickelt sich dann das bereitgelegte Kopftuch um den Kopf. Die etwa 200 Gottesdienstbesucher sollen Beifall gespendet haben, einzelne hätten dem Pfarrer anschließend zu „Mut und Courage“ gratuliert.

Bischof Fürst: Aktion „grenzwertig und nicht sehr glücklich gewählt“

Alice Weidel, Vorsitzende der AfD-Fraktion im Bundestag, kommentiert die Aktion des katholischen Geistlichen auf Facebook mit: „Verblödet ?“.

Beatrix von Storch, stellvertretende Fraktionschefin, twitterte: „Kirchen mit solchen ,Pfarrern‘ dürfen gerne untergehen. Die Erdogans dieser Welt lachen sich kaputt.“

Im Bischöflichen Ordinariat der Diözese Rottenburg-Stuttgart stößt die Aktion des Aalener Pfarrers auf sehr verhaltene Reaktionen. „Die Form, in der Pfarrer Sedlmeier während der Pfingstmesse in der Aalener Marienkirche seinen Protest gegen die Diskriminierung von Kopftuchträgerinnen durch die Fraktionsvorsitzende der AfD im Deutschen Bundestag zum Ausdruck gebracht hat, ist sicher grenzwertig und nicht sehr glücklich gewählt“, geht Bischof Gebhard Fürst auf Distanz.

Daher werde Bischof Fürst in den nächsten Tagen ein klärendes Gespräch mit Sedlmeier führen, aber keine Disziplinarmaßnahme einleiten.

Inhaltlich gibt Fürst dem Pfarrer Rückendeckung: „Dessen ungeachtet stehe ich inhaltlich voll und ganz hinter der Rüge, die Bundestagspräsident Schäuble Frau Weidel für ihre Äußerungen im Parlament erteilt hat.“ (er)



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