Mesale Tolu: „Freue mich nicht wirklich über die Ausreise“ – Hunderte Journalisten, Oppositionelle, Anwälte noch im Gefängnis

Tolu, die für die linke Nachrichtenagentur Etha arbeitete, ist in der Türkei wegen Terrorvorwürfen angeklagt, sie saß dort mehr als sieben Monate in Untersuchungshaft. Tolus Ehemann Suat Corlu, ebenfalls Journalist, steht vor ähnlichen Anschuldigungen und darf das Land nicht verlassen.
Epoch Times26. August 2018

Die monatelang in der Türkei inhaftierte deutsche Journalistin Mesale Tolu kann die Rückkehr in die Heimat nach eigenen Worten nur bedingt genießen. Sie sei zwar wieder in Deutschland, aber Hunderte Journalisten, Oppositionelle, Anwälte und Studenten seien immer noch nicht frei, kritisierte Tolu nach ihrer Ankunft am Sonntag am Stuttgarter Flughafen. „Es ist nicht so, dass ich mich wirklich über die Ausreise freue, weil ich weiß, dass sich in dem Land, in dem ich eingesperrt war, nichts verändert hat.“ Tolu kündigte an, sie wolle sich weiter für die Menschen einsetzen, die in der Türkei aus politischen Gründen inhaftiert seien.

Tolu, die für die linke Nachrichtenagentur Etha arbeitete, ist in der Türkei wegen Terrorvorwürfen angeklagt, sie saß dort mehr als sieben Monate in Untersuchungshaft. Im Dezember war sie freigelassen worden, vor einer Woche wurde bekannt, dass ein Gericht die gegen sie verhängte Ausreisesperre aufgehoben hatte.

„Ich mag heute hier sein, aber Hunderte von Kollegen, Oppositionsaktivisten, Anwälten, Studenten – 70.000 Studenten sind im Gefängnis – sind immer noch nicht frei. Deshalb kann ich nicht wirklich glücklich sein, das Land, in dem ich im Gefängnis war, zu verlassen, weil ich weiß, dass sich dort nichts geändert hat“, sagte sie.

Sie fügte hinzu, dass sie in die Türkei zurückkehren würde, um vor Gericht zu erscheinen, obwohl sie befürchtet, erneut verhaftet zu werden. Tolus Ehemann Suat Corlu, ebenfalls Journalist, steht vor ähnlichen Anschuldigungen und darf das Land nicht verlassen.

Die Türkei wirft Tolu Unterstützung der verbotenen linksextremen Gruppe MLKP vor. Ihr Prozess in der Türkei wird ungeachtet ihrer Ausreise fortgeführt. Auch ihr Ehemann Suat Corlu ist angeklagt. Seine Ausreisesperre ist nicht aufgehoben, er muss in der Türkei bleiben.

Deutschland hat die Freilassung einiger seiner Bürger, die zum Teil türkischer Herkunft sind, als notwendigen Schritt zur Verbesserung der Beziehungen zur Türkei gefordert.

Die Beziehungen zwischen den NATO-Partnern sind gestresst, nachdem Deutschland die Verhaftungen von rund 50.000 Menschen in der Türkei und die Suspendierung oder Entlassung von 150.000 anderen, darunter Lehrern, Richtern und Soldaten, verurteilt hatte.

Der Fall Tolu hatte, zusammen mit dem des „Welt“-Reporters Deniz Yücel und des Menschenrechtlers Peter Steudtner, die Beziehungen zwischen der Türkei und Deutschland schwer belastet.

(dpa/reuters)



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