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Sozialer Isolation gegensteuern

Gesundheitsprobleme durch Einsamkeit - so können Sie dem entgegenwirken

Einsamkeit ist eine Herausforderung der modernen Zeit. Sie kann unserer gesamten Gesundheit schaden – was oft übersehen wird.

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Einsamkeit und soziale Isolation nehmen immer mehr zu und beeinträchtigen unsere Gesellschaft und persönliche Gesundheit.

Foto: Ridofranz/iStock

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Lesedauer: 8 Min.


In Kürze:

  • Von Entzündungen und Darmproblemen bis hin zu Gedächtnisstörungen – die Einsamkeit kann viele negative Auswirkungen haben.
  • Isolation begünstigt auch ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen, schlechte Ernährung und Bewegungsmangel.
  • Menschlicher Kontakt auf Rezept in Form von „Social Prescribing“ kann der Einsamkeit entgegenwirken.
  • Auch ehrenamtliches Engagement, Selbstliebe und weniger Bildschirmzeit können helfen, sich weniger einsam zu fühlen.

 
In einer zunehmend vernetzten Welt, in der digitale Verbindungen den Alltag prägen, bleibt Einsamkeit ein stiller Begleiter vieler Menschen. Dieses universelle Gefühl beeinträchtigt nicht nur das emotionale Wohlbefinden, sondern wirkt sich nachweislich auch auf die psychische und physische Gesundheit aus.
„Unsere Fähigkeit, sowohl als Individuen als auch als Nationen zu gedeihen, hängt von unserer Fähigkeit ab, mit anderen in Verbindung zu treten“, heißt es in einem Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Juni 2025. Allerdings nehmen Einsamkeit und soziale Isolation immer mehr zu und beeinträchtigen unsere Gesellschaft und persönliche Gesundheit.
Die Ergebnisse des „Einsamkeitsbarometer 2024“ des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend zeigen, dass Einsamkeit sich negativ auf die physische und psychische Gesundheit auswirkt und dass die Gesundheitsbelastungen von Menschen mit erhöhten Einsamkeitsbelastungen signifikant erhöht sind.

Wie Einsamkeit uns schadet

Beispielsweise hätten viele ihrer Patienten seit COVID-19 ihre sozialen Kontakte verloren und würden unter einer Reihe von Gesundheitsproblemen leiden, meinte die US-amerikanische Ärztin Dr. Sulagna Misra zu Epoch Times. Diese würden sich von Entzündungen und Darmproblemen bis hin zu Gedächtnisstörungen ziehen, so die Internistin und integrative Ärztin.
Ein Mangel an sozialen Kontakten kann genauso schädlich sein wie das Rauchen von bis zu 15 Zigaretten pro Tag. Gleichzeitig ist Einsamkeit allein für etwa 871.000 Todesfälle pro Jahr verantwortlich.
Demnach erhöht Einsamkeit das Risiko für Herzerkrankungen um 29 Prozent und für Schlaganfälle um 32 Prozent. Gleichzeitig führt sie zu einem um 36 Prozent höheren Risiko für langfristigen Bluthochdruck. Sie spielt sogar eine Rolle bei der Entwicklung von Typ-2-Diabetes und dessen Komplikationen.
Das Gehirn ist davon nicht weniger betroffen. Bei Menschen, die sich einsam fühlen, nehmen die kognitiven Fähigkeiten um 20 Prozent schneller ab.
Diese Auswirkungen werden durch eindeutige biologische Prozesse verursacht. Soziale Isolation beeinflusst das Immunsystem, das Darmmikrobiom, das neuroendokrine System und das Herz-Kreislauf-System. Mangelnde soziale Kontakte führen auch zu Entzündungen, die die Wundheilung verlangsamen und chronische Krankheiten begünstigen.
Einsamkeit werde oft als Ursache für schlechte Gesundheit übersehen, so Misra. „Ich beobachte dies bei meiner Arbeit, insbesondere in letzter Zeit. Früher habe ich diese Auswirkungen wöchentlich gesehen – jetzt sehe ich sie täglich“, sagt sie.
Isolation begünstigt auch ungesunde Gewohnheiten wie Rauchen, schlechte Ernährung und Bewegungsmangel, erklärt Alana Officer, die die WHO-Kommission für soziale Verbindungen leitet, gegenüber Epoch Times.

„Social Prescribing“ – menschlicher Kontakt auf Rezept

Ein Ansatz, der gegen Einsamkeit helfen kann, ist „Social Prescribing“ – soziale Verschreibung. Dabei verschreiben Ärzte einsamen Menschen gemeinschaftliche Aktivitäten wie Gartenprojekte, Bewegungskurse und andere nichtklinische Dienste.
Forschungen zufolge verringert dieser Ansatz nicht nur Einsamkeit, sondern kann auch die Behandlung vieler chronischer Krankheiten unterstützen.
„Social Prescribing sollte stärker in die Gesundheitssysteme integriert werden“, sagt Misra. „In der Praxis bedeutet dies, nicht nur eine Überweisung auszustellen, sondern individuelle Kontaktpläne zu erstellen, diese in die Pflege zu integrieren und nachzuverfolgen.“
Gelegenheiten, anderen zu helfen, können auch soziale Bindungen stärken. Freiwilligenarbeit kann beispielsweise ein guter erster Schritt sein. Einer Studie aus Hongkong zufolge konnten Menschen zwischen 50 und 70 Jahren, die allein lebten und sich einsam fühlten, ihre Einsamkeit durch ehrenamtliches Engagement verringern.

Einsamkeit überwinden

Wie lässt sich die Kluft zwischen Isolation und authentischer Verbundenheit überwinden? Im Folgenden finden Sie einige Ansätze und Überlegungen, um diesen Weg zu gestalten:

Selbstreflexion: Die Grundlage für Veränderung

Ein erster Schritt zur Überwindung von Einsamkeit besteht darin, die eigene innere Haltung zu hinterfragen. „Prüfen Sie, inwieweit negative Selbstwahrnehmungen oder pessimistische Erwartungen Ihre soziale Isolation verstärken“, rät Stephen Sideroff, außerordentlicher Professor für Psychiatrie und Bioverhaltenswissenschaften an der University of California, Los Angeles, im Gespräch mit Epoch Times.

Negative Selbsturteile können wie unsichtbare Mauern wirken, die Kontakte zu anderen erschweren. „Die Fähigkeit, sich selbst mit Wohlwollen zu begegnen, ist entscheidend, um die innere Sicherheit zu entwickeln, die es ermöglicht, auf andere zuzugehen“, betont Sideroff.

Die bewusste Auseinandersetzung mit der eigenen Selbstwahrnehmung bildet die Grundlage für nachhaltige Veränderung. Indem man negative Denkmuster hinterfragt und durch wohlwollende Perspektiven ersetzt, öffnet sich der Raum für echte zwischenmenschliche Beziehungen.

3 praktische Schritte

Dr. Sulagna Misra, Internistin und integrative Ärztin, schlägt folgende Strategien vor, um Einsamkeit gezielt anzugehen:

  • Offenheit zeigen: Zögern Sie nicht, Unterstützung zu suchen. „Wer nicht fragt, erhält keine Antwort“, so Misra. Ein erster Schritt – sei er noch so klein – kann die Grundlage für bedeutsame Verbindungen legen. Selbst wenn nicht jeder Versuch gelingt, birgt jede Initiative das Potenzial, das Leben nachhaltig zu bereichern.
  • Sichere Räume schaffen: Wählen Sie Umgebungen, die ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln, etwa Bauernmärkte, Freiwilligenprojekte oder Hobbygruppen. Solche Orte fördern natürliche, unverkrampfte Interaktionen. Wenn Ihnen unklar ist, was „Sicherheit“ für Sie bedeutet, kann die Zusammenarbeit mit einer Beratungsperson helfen, dies zu definieren.
  • Gemeinsame Interessen nutzen: Engagieren Sie sich in Aktivitäten, die Ihnen Freude bereiten, und suchen Sie den Austausch mit Gleichgesinnten. Ob Kunst, Sport oder ehrenamtliches Engagement – geteilte Leidenschaften schaffen eine natürliche Basis für Verbindungen.
 

Gesellschaftliche Perspektiven: Gemeinschaft neu denken

Die Überwindung von Einsamkeit erfordert nicht nur individuelle Anstrengungen, sondern auch gesellschaftliche Modelle, die echte Beziehungen fördern.

Misra plädiert für die Schaffung bewusster Gemeinschaften, in denen Menschen Werte, Ethik und ein Gefühl der Zugehörigkeit teilen. Ein inspirierendes Beispiel findet sich in Japan, wo ältere Frauen dafür bezahlt werden, für andere zu kochen. Diese Tätigkeit vermittelt nicht nur ein Einkommen, sondern auch ein Gefühl von Sinn und Zugehörigkeit.

„Wir brauchen hierzulande ähnliche Ansätze: generationsübergreifende, kulturell sichere Räume, die dauerhafte Verbindungen ermöglichen“, betont Misra.

Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Zuerst erschienen auf theepochtimes.com unter dem Titel „Loneliness Leads to a Myriad of Health Problems—Here’s How to Reverse It“. (redaktionelle Bearbeitung as)
Zena le Roux ist Gesundheitsjournalistin mit einem Master in investigativem Gesundheitsjournalismus. Sie ist auch ein zertifizierter Gesundheits- und Wellness-Coach, spezialisiert auf funktionelle Ernährung. Sie ist ausgebildet in Sporternährung, achtsamer Ernährung, Systemischer Therapie mit der Inneren Familie (IFS) und Polyvagal-Theorie. Sie arbeitet in einer Privatpraxis und unterrichtet an einer Lehranstalt des Gesundheitswesen in Großbritannien über das Thema Ernährung.

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