Logo Epoch Times
"Freud und Leid in Dur und Moll"

Gefühle hörbar machen

Ausstellung in Stuttgart - Ein Streifzug durch die Musikgeschichte

top-article-image

Foto: Landesmuseum Württemberg/H. Zwietasch/P. Frankenstein

author-image
Artikel teilen

Lesedauer: 4 Min.

„Freud und Leid in Dur und Moll“ – unter diesem Titel präsentiert das Landesmuseum Württemberg in Stuttgart eine Ausstellung, für die zahlreiche Erst- und Neueinspielungen, vorgenommen wurden. Ein Streifzug durch die Musikgeschichte des Landes Baden-Württemberg, bei dem Ohr und Auge gleichermaßen in die Gefühlswelten Freude, Aggression, Glaube, Trauer, Liebe und Wir-Gefühl eintauchen.
Jubel, Trubel, Heiterkeit – Freude
Der Besucher wird mit Guggenmusik aus Schwäbisch Gmünd begrüßt. Feste sind fast immer ein Ausdruck von Freude, und Musik gehört bei Festen einfach dazu. Schon um 1600 wurden bei den Stuttgarter Hoffesten Bankette, Aufzüge, Aufmärsche und Turniere zelebriert. Kostbare Instrumente, Bilddarstellungen und Musik lassen den Betrachter teilnehmen an diesen heiteren Ereignissen. Auch Herzog Carl Eugen hat seine Geburtstagsfeiern geradezu inszeniert. Der heitere Schlusschor einer Oper, die 1766 anlässlich eines herzoglichen Wiegenfestes uraufgeführt wurde, versetzt den Besucher an den prachtvollen württembergischen Hof.
Donnerhall und Wutgeschrei – Angst und Aggression
Bei der Musik der schwäbischen Metallband spürt der Besucher:  hier ist Angst und Aggression im Spiel. Wenn in der Barockzeit auf der Gmünder Passionsbühne der Brudermord von Kain und Abel dargestellt wurde, sollte der Zuschauer im Sinne der Kirche moralisch gebildet werden. Dagegen steht das Musiktheater der heutigen Zeit, das keine eindeutige ethische Wertung mehr transportiert.
Gottesfurcht und Gotteslob – Glaube
Im Christentum gehören Liturgie und Musik untrennbar zusammen. Das Lorcher Chorbuch aus dem Jahr 1511/12 ist hierfür ein prächtiges Beispiel. Es ist eines der schönsten Messbücher Württembergs. Andere Hörbeispiele zeigen, dass das Auseinanderdriften der christlichen Konfessionen nach der Reformation zu unterschiedlichen musikalischen Stilen und Aufführungspraktiken führte.
Todesahnung und Jenseitshoffnung – Trauer
Ein Grabkreuz, schwarze Wände und gedämpfte Beleuchtung symbolisierten Tod und Trauer. Jeder Todesfall bedeutet für die Hinterbliebenen einen Abschied. Im Barock war der Umgang mit dem Sterben nicht auf den persönlichen Verlust reduziert, während mit der Aufklärung die individuelle Trauer in den Vordergrund trat. Dieser unterschiedliche Umgang drückt sich auch durch die Art der Trauermusik aus. Musik schrieb man schon zu biblischen Zeiten heilsame Kräfte zu. Um 1800 wurde intensiv über die therapeutische Wirkung von Musik nachgedacht. Das 1803 entstandene Gemälde „David vor Saul“, aus dem Besitz der Staatsgalerie Stutt-gart zeigt denn auch die Heilung des gemütskranken Saul durch die Musik Davids.
Lust und Leidenschaft – Liebe
Seit der Antike spricht man von der großen Verführungskraft der Musik in Liebesfragen. Die Liebesideale und die Form der Gunstbezeugungen variierten jedoch über die Jahrhunderte hinweg, und damit änderte sich auch ihr musikalischer Ausdruck. Im Hochmittelalter mit dem Minnesang sollten die ritterlichen Tugenden kultiviert werden, unter anderem die Selbstbeherrschung und die Mäßigung.
Korpsgeist und Kollektiv – Wir-Gefühl
Wir-Gefühl und Stadionatmosphäre. Hier steht Musik als verbindendes Element. Gemeinsames Musizieren und gemeinsames Hören von Musik schaffen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Im 19. Jahrhundert waren es die Männerchöre und die Militärmusik, die das Gemeinschaftsgefühl im sozialen Umfeld und in der Gesellschaft stärkten. In der Jugendmusikbewegung des frühen 20. Jahrhunderts schließlich wurde das gemeinsame Singen zum wichtigsten Zeichen der Zusammengehörigkeit.
Objekte und Hörbeispiele machen aus „Freud und Leid in Dur und Moll“ eine Ausstellung zum Sehen und Hören. Die Ausstellung ist noch bis zum 12. September im Fruchtkasten in Stuttgart zu erleben. (ak)
Foto: Landesmuseum Württemberg/H. Zwietasch/P. Frankenstein

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.