Wussten Sie, dass unser Gehirn einen Mechanismus besitzt, mit dem es sich vor neurodegenerativen Erkrankungen schützen kann? Es ist ein eigenes integriertes Reinigungs- und Reparatursystem, das das Alzheimer-Risiko drastisch senken kann – wenn es richtig unterstützt wird.
Wie funktioniert dieses natürliche Entgiftungssystem? Und welche wissenschaftlich fundierten Methoden gibt es, mit denen das Gehirn über Jahre hinweg gut funktionieren kann? Diese und weitere Fragen beantwortete Dr. Gerald Lemole, ein Pionier auf dem Gebiet der Herztransplantationen, in einem Gespräch in der Sendung
„Vital Signs“ von EpochTV.
Die versteckte Reinigungscrew unseres Gehirns
Bevor Dr. Lemole auf das Gehirn einging, sprach er über das Lymphsystems. Es ist ein ausgedehntes Netzwerk aus Gefäßen, Knoten und Organen. Dr. Lemole war einer der ersten Ärzte, die erkannten, wie wichtig dieses System für den Körper ist.
In den 1960er-Jahren, als Herztransplantationen noch in den Anfängen der klinischen Forschung standen, stellte er fest, dass ein Versagen des Lymphsystems zu schlechten Ergebnissen bei Transplantationspatienten beitrug.
„Das Lymphsystem berührt jede Zelle unseres Körpers“, sagte er. Über die Abfallbeseitigung hinaus ist das Lymphsystem auch die Drehscheibe der Immunfunktion und transportiert Immunzellen und Proteine dorthin, wo sie am dringendsten benötigt werden.
Das Gehirn besitzt eine eigene Version des Lymphsystems, das als glymphatisches System bezeichnet wird. Es wurde
erstmals im Jahr 2012 beschrieben. Im Gegensatz zum Lymphsystem des Körpers, das Gefäße braucht, um Giftstoffe zu entfernen, nutzt das Gehirn Gliazellen, um den Fluss der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit durch Kanäle um die Blutgefäße herum zu erleichtern.
Diese Gliazellen wirken wie winzige Pumpen, die sich zusammenziehen, um mehr Platz für den Fluss der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit zu schaffen. Sie bilden auch spezielle Wasserkanäle, sogenannte Aquaporin-4-Kanäle. Diese funktionieren wie Tunnel, die die Flüssigkeit durch das Gehirn leiten.
Laut Dr. Lemole „erzeugt die Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit eine Konvektionsströmung, die alle toxischen Flüssigkeiten wegspült“. Dieser Prozess beseitigt schädliche Substanzen, darunter Amyloid-beta, Tau-Proteine und Alpha-Synuclein – wichtige Faktoren bei Alzheimer und anderen neurodegenerativen Erkrankungen.
Die Abfallstoffe werden anschließend in flüssigkeitsgefüllte Räume um die Venen und Arterien im Gehirn geleitet, zum Lymphsystem transportiert und schließlich von der Leber verarbeitet und ausgeschieden.
Versagt das glymphatische System versagt, sammeln sich Giftstoffe an, was das Risiko eines kognitiven Abbaus erhöht.
Was stört den Entgiftungsprozess des Gehirns?
Am aktivsten ist das glymphatische System des Gehirns während des Schlafs, insbesondere während der Nicht-REM-Phase (Non-rapid eye movement), in der die meisten Giftstoffe abgebaut werden.
„Wenn man wach ist, schüttet das Gehirn Noradrenalin aus, wodurch die Konvektionsströmung verringert wird“, erklärte Dr. Lemole. Noradrenalin ist ein stressbezogener Neurotransmitter – hohe Konzentrationen halten das Gehirn wachsam –, was tagsüber gut ist, nachts jedoch schlecht für die Reinigung.
Dr. Lemole zufolge können mehrere Faktoren die Fähigkeit des Gehirns beeinträchtigen, Giftstoffe auszuscheiden:
Fehlerhafte Wasserkanäle: Aquaporin-4-Kanäle treiben den Fluss der Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit an. Genetische Defekte oder Fehlplatzierungen können den Fluss stören, was zu einer Ansammlung von Giftstoffen und einem erhöhten Demenzrisiko führt.
Tau-Protein-Klumpen: Normalerweise stabilisieren Tau-Proteine die Neuronen. Wenn sie sich jedoch zu Neurofibrillen zusammenballen, töten sie Neuronen ab und bilden abnormale Klumpen, sogenannte
Lewy-Körperchen. Diese können die normale Zellfunktion stören, die kognitiven Fähigkeiten beeinträchtigen und zum Fortschreiten von Alzheimer beitragen.
Proteinblockaden: Wenn sich Amyloid-beta-Proteine übermäßig ansammeln, blockieren sie physisch den glymphatischen Fluss und lösen Entzündungen aus. Dadurch wird der Entgiftungsprozess des Gehirns weiter gestört.
Altern, Schlafmangel und
chronischer Stress sind drei Hauptfaktoren, die den
glymphatischen Fluss und die Entgiftungsfähigkeit des Gehirns beeinträchtigen. Daher „sollte man für die Gesundheit des Gehirns zwei Dinge tun: Entzündungen verringern und die Leistungsfähigkeit der Gehirnzellen fördern“, so Dr. Lemole.
Eine dynamische Tagesroutine sollte erholsamen Schlaf in den Vordergrund stellen. Außerdem sollte sie beruhigende Praktiken wie Qigong oder Yoga und regelmäßige körperliche Aktivität umfassen sowie eine nährstoffreiche Ernährung in Kombination mit gezielten Nahrungsergänzungsmitteln, empfiehlt Dr. Lemole.
Lebensmittel, die die Entgiftung unseres Gehirns fördern
Eine Ernährung, die der Abfallcrew in unserem Denkorgan guttut, konzentriert sich auf entzündungshemmende, nährstoffreiche Lebensmittel, die die Wachstumsfaktoren des Gehirns fördern. Zu solchen Lebensmittel gehören Dr. Lemole zufolge:
- Buntes Gemüse als Grundlage
- Gesunde Fette, insbesondere Olivenöl
- Eine begrenzte Anzahl an Milchprodukten wie etwa Ziegen- oder griechischer Joghurt
- Beeren wie Blaubeeren und Erdbeeren, die einen starken Wachstumsfaktor des Gehirns namens BDNF fördern, der die Bildung neuer Neuronen unterstützt
- Fisch als Hauptproteinquelle – nicht zu oft rotes Fleisch essen
Dr. Lemole empfiehlt außerdem das intermittierende Fasten: Täglich 12 bis 16 Stunden fasten und alle ein bis zwei Wochen 24 Stunden lang. Fastenperioden lösen Ketose aus, einen Stoffwechselzustand, der Wachstumsfaktoren für das Gehirn produziert.
Wichtige Nahrungsergänzungsmittel spielen ebenfalls eine Rolle. Sehr effektiv sind Ginkgo biloba, Curcumin, Omega-3-Öle, Resveratrol und Pterostilben – ein wirkungsvoller Inhaltsstoff in Blaubeeren.
Praktiken für Körper und Geist stärken das Gehirn
Praktiken für Körper und Geist kombinieren langsame Bewegungen, tiefes Atmen und meditative Konzentration. Sie beinhalten sanfte Bewegungen, während man mental zentriert bleibt. Dazu gehören beispielsweise Yoga oder Qigong-Praktiken wie
Falun Dafa.
Forschungen zufolge können diese Praktiken, wenn auch nur vorübergehend, den Lymphfluss und die Lymphdrainage begünstigen, die Ausscheidung von Stoffwechselabfällen unterstützen, die Gesundheit des Immunsystems fördern, den
Schlaf verbessern und
Stress reduzieren.
Geringerer Stress reduziert Noradrenalin, dieselbe Chemikalie, die die glymphatische Aktivität unterdrückt. Weniger Noradrenalin und ein ruhigeres Gehirn führen zu einer besseren nächtlichen Entgiftung.
„Mit Meditation kann man den Blutdruck kontrollieren, man kann so viele Dinge kontrollieren, man kann die Stressreaktion verringern, die zur Ausschüttung von Noradrenalin führt“, so Dr. Lemole.
Bewegung lässt das Gehirn wachsen
Körperliche Aktivität ist ein weiterer wichtiger Teil des Puzzles. Dr. Lemole sprach von „Schweißübungen“ wie schnellem Gehen oder leichtem Gewichtheben für Bizeps und Trizeps.
Balance-Trainingsgeräte wie Power Plates können das Lymphsystem zusätzlich stimulieren, indem sie die Muskeln zu unwillkürlichen Reaktionen anregen.
„Grundsätzlich gilt das Prinzip, dass neurologische Wachstumsfaktoren durch Bewegung erhöht werden. Je mehr man also trainiert, desto besser ist das für das Gehirn“, sagte Dr. Lemole.
Er empfiehlt 45-minütige Trainingseinheiten, idealerweise zweimal täglich, um den Nutzen für das Gehirn und das Lymphsystem zu maximieren.
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
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