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plus-iconDen Darm nicht überlasten

Reizdarmsyndrom: Mediterrane Ernährung könnte besser als bisherige Diätempfehlungen helfen

Viele Patienten, die unter dem Reizdarmsyndrom leiden, haben Schwierigkeiten, die Empfehlungen für ihre oftmals komplizierten Diäten zu befolgen. Nun zeigt eine Studie, dass bereits eine Umstellung auf eine mediterrane Ernährung – Olivenöl, Fisch, Gemüse und Vollkornprodukte – hilfreich sein könnte und in einigen Punkten die bisherigen Diätempfehlungen übertrifft.

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Ein italienischer Salat mit Tomaten.

Foto: MarianVejcik/iStock

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Lesedauer: 8 Min.

Laut einer aktuellen Studie sind komplizierte Eliminationsdiäten nicht die einzige Antwort auf Beschwerden durch das Reizdarmsyndrom (IBS). Die Umstellung auf eine mediterrane Ernährung – die Olivenöl, Fisch, Gemüse und Vollkornprodukte in den Vordergrund stellt – übertraf in einer ersten klinischen Studie die üblichen medizinischen Empfehlungen zur Linderung der Symptome des Reizdarmsyndroms. Sie half fast zwei Dritteln der 139 untersuchten Patienten, sich innerhalb von sechs Wochen deutlich besser zu fühlen.
Die Studienergebnisse in den Annals of Internal Medicine deuten darauf hin, dass die mediterrane Ernährung eine erfolgreiche erste Ernährungsintervention bei IBS sein könnte. Laut den Forschern wäre sie besser als die aktuellen Empfehlungen für eine komplizierte sogenannte Low-FODMAP-Diät, die viele Patienten nur schwer einhalten können.
Das Reizdarmsyndrom verursacht anhaltende Bauchschmerzen, Blähungen und Veränderungen der Darmgewohnheiten. Weltweit sind ungefähr 10 Prozent der Bevölkerung betroffen. Die meisten Patienten entwickeln ihre ersten Symptome vor dem 40. Lebensjahr.

Manche Diäten sind schwer einzuhalten.

Foto: Sasithorn Phuapankasemsuk/iStock

Patienten, die sich mediterran ernährten, berichteten in der Studie über weniger Blähungen und eine allgemeine Verbesserung der Schmerzen und des Alltags.

Die erste Verteidigungslinie

An der Studie nahmen 139 Erwachsene mit IBS im Durchschnittsalter von 40 Jahren teil, überwiegend Frauen. Die Teilnehmer wurden entweder der mediterranen Ernährung oder den bisherigen traditionellen Ernährungsempfehlungen für das Reizdarmsyndrom zugewiesen.
Beide Gruppen hatten ihren eigenen Ernährungsberater und hielten sich sechs Wochen lang an ihre Diät.
Am Ende der Studie berichteten 62 Prozent derjenigen, die sich mediterran ernährten, von einer deutlichen Verringerung der Symptome. Das ist eine Abnahme von mindestens 50 Punkten auf der IBS-Symptomschwere-Skala.
Diese basiert auf der Selbstauskunft der Teilnehmer zur Schwere ihrer Schmerzen, den Blähungen und den IBS-Auswirkungen auf das tägliche Leben.
Bei den Teilnehmern, die sich traditionell ernährten, zeigten 42 Prozent ähnliche Verbesserungen.
Darüber hinaus verzeichneten 44 Prozent der Mittelmeer-Gruppe eine Verringerung der IBS-Symptome um 100 Punkte, verglichen mit 32 Prozent in der traditionellen Gruppe. Auch die durchschnittliche Abnahme der Symptomschwere war in der Mittelmeer-Diät-Gruppe größer.

Wer profitiert am meisten?

Der Fragebogen wird mit maximal 500 Punkten bewertet, wobei Werte zwischen 300 und 500 die schwersten Symptome anzeigen. Eine Verringerung um 100 Punkte kann ausreichen, um einen Teilnehmer aus der Gruppe mit mittelschweren Symptomen in die Gruppe mit leichten Symptomen zu verschieben.
Teilnehmer mit mittelschweren oder schweren IBS profitierten am meisten von der mediterranen Ernährung, während die Auswirkungen bei Teilnehmern mit leichten Symptomen weniger deutlich waren.
Es gab auch keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen hinsichtlich Stimmung, Gesamtsymptomatik, Lebensqualität oder Zufriedenheit mit der Ernährung.
Das Forschungsteam sagt: „Der Mechanismus, durch den eine [mediterrane Ernährung] die Symptome von IBS verbessert, ist unklar.“

Warum die mediterrane Ernährung hilfreich sein kann

Da IBS-Symptome oft mit der Ernährung zusammenhängen, probieren viele Betroffene verschiedene Ernährungspläne aus, um Linderung zu erzielen.
Aktuelle Richtlinien empfehlen, mit einer ausgewogenen, moderaten Ernährung zu beginnen und Reizstoffe wie Koffein, Alkohol und fettige Lebensmittel zu vermeiden.
Wenn das nicht hilft, greifen viele zur Low-FODMAP-Diät, bei der Milchprodukte, Zucker, bestimmte Früchte, Nüsse und Proteine, die zu einer Gärung im Darm führen können, vermieden werden. Diese Diät kann jedoch kompliziert und durch verschiedene Ersatzprodukte kostspielig sein und erfordert oft die Aufsicht durch einen Fachmann.
Obwohl IBS bei manchen Menschen durch übermäßige Gärung verursacht werden kann, ist dies nicht unbedingt bei allen der Auslöser.
Eine mediterrane Ernährung, bei der Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte, Fisch und Olivenöl im Vordergrund stehen, ist einfacher einzuhalten, da sie ernährungsphysiologisch ausgewogener ist. Zudem sind Vorteile für die Verringerung von Entzündungen bei gleichzeitiger ausreichender Nährstoffversorgung bekannt.

Italienische Küche ist leicht bekömmlich.

Foto: AnnaPustynnikova/iStock

Viele Menschen empfinden die mediterrane Ernährung als angenehm und nachhaltig, da sie Abwechslung und Geschmack bietet und an verschiedene Kulturen und Budgets angepasst werden kann, sagte Hannah Anderson, Ernährungsberaterin bei WellTheory. Sie war nicht an der Studie beteiligt.
„Die Ernährung muss möglicherweise etwas angepasst werden, um Symptomauslöser zu vermeiden, aber insgesamt kann sie eine flexible und ausgewogene Ernährungsweise sein“, sagte sie.
Die mediterrane Ernährung kann auch leicht an Menschen angepasst werden, die sich pflanzlich ernähren, ergänzte Alyssa Simpson, eine Ernährungsberaterin, zertifizierte Gastroenterologin und Inhaberin von Nutrition Resolution. Auch sie war nicht an der Studie beteiligt.

Schrittweise Umstellung empfohlen

Fachleute empfehlen vor allem eine schrittweise Umstellung auf mediterrane Ernährung bei Reizdarmsyndrom.
„Große Umstellungen auf einmal, insbesondere die Zugabe von viel mehr Ballaststoffen, können manchmal zu mehr Beschwerden führen“, sagte Alexander Leritz, Ernährungsberater bei JM Nutrition.
Laut Leritz ist es hilfreich, sich auf Lebensmittel zu konzentrieren, die in der Regel leichter verdaulich sind, wie gekochtes Gemüse, Haferflocken, Bananen, geschältes Obst, Linsen, Reis oder Tofu.
„Sobald Sie sich wohlfühlen, können Sie langsam mehr Abwechslung einführen, je nachdem, was Ihr Körper verträgt“, sagte er.
Wichtig sei es seiner Meinung nach, ein Ernährungstagebuch zu führen und darin konsequent alle Mahlzeiten und Symptome zu notieren, da dies während des Prozesses sehr hilfreich sein kann.
„So können Sie eine Verbindung zwischen dem, was Sie essen, und Ihrem Befinden herstellen, und diese Erkenntnis kann Ihnen dabei helfen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.“
Viele Menschen mit Reizdarmsyndrom reagieren empfindlich auf bestimmte Ballaststoffe, speziell auf unlösliche Ballaststoffe, die das Stuhlvolumen erhöhen und die Darmpassage beschleunigen, erklärt Hausarzt Dr. Joseph Mercola.
„Zu Beginn sind leicht verdauliche Stärke und einfache Kohlenhydrate, die im Dünndarm besser aufgenommen werden, möglicherweise besser geeignet“, sagt er. Er wies darauf hin, dass diese nicht in den Dickdarm gelangen und dort gasbildende Bakterien ernähren, welche häufig Blähungen und Beschwerden verursachen.
Mercolas persönliche Empfehlung an Menschen mit Reizdarmsyndrom ist, zunächst die „schlimmsten Übeltäter“ zu entfernen: Samenöle, Maissirup mit hohem Fruktosegehalt und verarbeitete Lebensmittel.
„Allein dadurch können Entzündungen und die Endotoxinbelastung drastisch reduziert werden“, sagte er und bezog sich dabei auf bakterielle Toxine, die im Rahmen der Lebensmittelverarbeitung entstehen können.
„Beginnen Sie dann damit, mediterrane Grundnahrungsmittel wie gekochtes Gemüse, weißen Reis und reife Früchte einzuführen, die in der Regel schonender für den Darm sind.“
„Letztendlich funktioniert die mediterrane Ernährung, wenn sie Entzündungen reduziert, ohne Ihr Verdauungssystem zu überlasten“, sagte er. „Es geht darum, Widerstandsfähigkeit aufzubauen, nicht um Einschränkungen – Ihrem Darm beizubringen, mit der Zeit mehr zu tolerieren, nicht weniger.“
Dieser Artikel ersetzt keine medizinische Beratung. Bei Gesundheitsfragen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt oder Apotheker.
Der Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Mediterranean Diet May Trump Current Recommendations for Irritable Bowel Syndrome“. (deutsche Bearbeitung ks)
George Citroner berichtet über Gesundheit und Medizin und behandelt Themen wie Krebs, Infektionskrankheiten und neurodegenerative Erkrankungen. Im Jahr 2020 erhielt er für einen Artikel über das Osteoporoserisiko bei Männern die Auszeichnung Media Orthopaedic Reporting Excellence (MORE) Award.

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