Alstom übernimmt Zugsparte von Bombardier – Keine Jobgarantie für 6.500 deutsche Arbeitsplätze

Titelbild
Innenansicht eines neuen U-Bahn-Zuges MP14 von Alstom, der am 3. Dezember 2020 im Depot in Saint-Ouen, einem nördlichen Vorort von Paris, geparkt wurde.Foto: BERTRAND GUAY / AFP über Getty Images
Epoch Times29. Januar 2021

Der französische Alstom-Konzern bildet mit der deutschen Bahnsparte von Bombardier einen neuen Riesen auf der Schiene: Alstom schloss den Kauf des Zugherstellers am Freitag für 5,5 Milliarden Euro ab, wie der Konzern in Paris mitteilte. Die IG Metall begrüßte die Übernahme, pocht aber auf den Erhalt deutscher Arbeitsplätze. Eine Jobgarantie will Alstom allerdings nicht geben.

Alstom zahlte etwas mehr als die „bis zu 5,3 Milliarden Euro“, die der französische Hersteller der TGV-Hochgeschwindigkeitszüge mit dem kanadischen Konkurrenten Bombardier vertraglich vereinbart hatte. Mit der Übernahme entsteht der zweitgrößte Bahnhersteller der Welt hinter der chinesischen Gruppe CRRC. Das neue Unternehmen kommt nach Angaben von Alstom auf einen Jahresumsatz von fast 16 Milliarden Euro und zählt 75.000 Beschäftigte in 70 Ländern.

Die Bahnsparte des kanadischen Bombardier-Konzerns mit Hauptsitz in Berlin ist wichtigster Zulieferer der Deutschen Bahn. Die IG Metall begrüßte den Zusammenschluss. „Jetzt steht für uns die Erwartung an zukunftssichere Arbeitsplätze und Standorte im Fokus“, erklärte die Bezirksleiterin für Berlin und Brandenburg, Birgit Dietze. „Hier sollte das neue Unternehmen schnell Klarheit schaffen.“ Sie rief die Politik auf, „öffentliche Auftragsvergaben mit einem klaren Bekenntnis zum Standort Deutschland“ zu verknüpfen.

Keine Jobgarantie für die 6.500 Angestellten in Deutschland

Alstom-Chef Henri Poupart-Lafarge sagte der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgabe), er plane „keine Einschnitte“. Eine Jobgarantie für die etwa 6.500 Angestellten von Bombardier in Deutschland könne er aber nicht aussprechen. „Das wäre ein Privileg gegenüber den italienischen oder britischen Mitarbeitern“, betonte er.

Die Sanierung des Unternehmens dürfte laut Poupart-Lafarge „vier, fünf Jahre“ in Anspruch nehmen. Die laufenden Aufträge von Bombardier seien und blieben Verlustbringer, sagte er dem Blatt. „Das wirklich drängende Problem ist, dass sie ihre Züge immer verspätet ausliefern.“ Qualitätsmängel bei Bombardier hatten in den vergangenen Jahren unter anderem zu Lieferverzögerungen bei ICE-Zügen für die Deutsche Bahn geführt. Auch den Markennamen Bombardier will Poupart-Lafarge aufgeben, wie er der Nachrichtenagentur AFP sagte.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke und Wirtschaftsminister Jörg Steinbach äußerten sich zuversichtlich, dass der Bombardier-Produktionsstandort Hennigsdorf nordwestlich von Berlin langfristig gesichert ist. Steinbach betonte, die Übernahme sei eine „gute Nachricht in einer wirtschaftlich schwierigen Zeit“.

Alstom wollte Siemens übernehmen

Die EU-Kommission hatte den Kauf der Bombardier-Bahnsparte durch Alstom im vergangenen Sommer unter Auflagen genehmigt. Zu den Bedingungen gehört unter anderem, dass Alstom die in Hennigsdorf angesiedelte Produktion von „Talent 3“-Nahverkehrszügen abstößt, die für Deutschland und Österreich produziert werden. Über den Verkauf verhandelt Alstom mit dem tschechischen Lokhersteller Skoda Transportation, nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Automobilkonzern.

Ursprünglich wollte Alstom mit der Mobilitätssparte von Siemens zusammengehen. Das Vorhaben scheiterte 2019 aber am Veto der europäischen Wettbewerbshüter. (afp)



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