„Wir sollten nicht so tun, als könne der Staat alles für alle ausgleichen“

Hubertus Heil spricht von Lohnsprung für sechs Millionen Menschen.
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD).Foto: Britta Pedersen/dpa
Epoch Times11. Juni 2022

Bundesarbeits- und Sozialminister Hubertus Heil (SPD) glaubt nicht, dass eine kurzfristige Einführung einer sogenannten Übergewinnsteuer möglich ist. „Ich finde die Debatte legitim, denn die Entlastungen müssen bei den Menschen ankommen und nicht bei den Konzernen. Aber es müssen noch Fragen geklärt werden“, sagte er der „Welt am Sonntag“.

Derzeit wird eine Übergewinnsteuer vor allem vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges diskutiert, dessen wirtschaftliche Folgen zwar viele Unternehmen vor Probleme stellen, in einzelnen Branchen jedoch auch deutlich höhere Profite ermöglichen.

Die Rechtslage sei noch unklar. „Dazu gibt es unterschiedliche Auffassungen“, so Heil. Er sieht zunächst andere Lösungen, um hohe Gewinne beispielsweise der Mineralölkonzerne abzuschöpfen. „Klar ist, jetzt müssen die Kartellbehörden ran. Auf den Energiemärkten haben wir es mit Oligopolen zu tun. Da muss das Kartellamt jetzt sehr genau hinschauen“, so Heil. Grundsätzlich stehe er einer Übergewinnsteuer aber nicht ablehnend gegenüber.

Heil will im nächsten Entlastungspaket ein sogenanntes soziales Klimageld verankern, damit sollen Empfänger von mittleren und unteren Einkommen entlastet werden. Der Arbeitsminister dämpfte aber Erwartungen, wonach die Regierung nahezu alle derzeit steigenden Belastungen der Bürger auffangen könne. „Eines ist aber auch bei weiteren Maßnahmen klar: Wir sollten nicht so tun, als könne der Staat alles für alle ausgleichen“, so Heil.

Neues Einwanderungsgesetz kommt

Weitere Entlastungen nur von Rentnern sieht er vorerst nicht: „Am 1. Juli gibt es die größte Rentenerhöhung seit Jahrzehnten. Und viele der Maßnahmen in den Entlastungspaketen kommen auch Rentnern zugute“, sagte der Minister. „Richtig ist, dass das zum Teil von der Inflation überschattet wird. Aber auch da würde das soziale Klimageld wirken, denn es soll ja unter anderem auch an Rentner gezahlt werden.“

Auch ein Entlastungspaket Ost hält er nicht für umsetzbar: „Wichtig ist, dass Entlastungen pragmatisch und zielgerichtet denen helfen, die es am meisten brauchen. Der Bund kann aber nur Maßnahmen für ganz Deutschland beschließen und nicht für einzelne Landesteile“, erklärte Hubertus Heil.

Die von den Grünen angestoßene Debatte zur Senkung der Mehrwertsteuer auf gesunde Grundnahrungsmittel finde er „sympathisch“. Heil sagte jedoch dazu auch: „Aber ich bin mir nicht sicher, ob solche Maßnahmen zielgenau bei den Verbrauchern ankommen.“

Der Arbeitsminister kündigte an, den deutschen Arbeitsmarkt attraktiver zu machen. Als Programm nannte er: „Erstens: das Fachkräftepotenzial im Inland heben, Weiterbildung ausbauen, die Zahlen der Ausbildungen bei jungen Menschen und die Erwerbstätigenquote bei Frauen erhöhen. Zweitens braucht Deutschland massiv mehr qualifizierte Zuwanderung aus dem Ausland. Nancy Faeser und ich werden dafür noch in diesem Jahr ein neues Einwanderungsgesetz vorlegen“, kündigte Heil an. (dts/afp/red)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion