Börse: Dirk Müller rät dringend von groß angelegten Aktien-Käufen ab – drastische Korrektur möglich

Trotz des Corona-Virus und der Aussicht auf einen Ende des Jahres wieder eskalierenden Handelskrieg zwischen den USA und China sind an der Börse Höhenflüge die Regel. „Mr. Dax“ Dirk Müller ist das nicht geheuer – er rät, Aktien derzeit nur via Sparplan zu kaufen.
Der deutsche Börsenexperte Dirk Müller.
Der deutsche Börsenexperte Dirk Müller an der Börse in Frankfurt/M. 2008.Foto: THOMAS LOHNES / AFP / Getty Images
Von 24. Februar 2020

Der bekannte Finanzexperte und Buchautor Dirk Müller („Mr. Dax“) hat in einem Gastbeitrag für „Focus online“ vor einem größeren Investment in Aktien zum jetzigen Zeitpunkt gewarnt. Die wiederholt von neuen Höchstständen gefolgten Korrekturen an den Börsen, die in den vergangenen Wochen mit Faktoren wie Handelskonflikt und Corona-Virus in Verbindung gebracht wurden, seien zu geringfügig gewesen, um von einer bereits erfolgten Einpreisung ausgehen zu können.

Dass sich die Aktienmärkte immer noch im Höhenflug befinden, hält Müller für ein Alarmzeichen. Er geht davon aus, dass insbesondere das Schadenspotenzial einer möglichen Pandemie nicht ernst genug genommen werde.

„Wir haben es in der aktuellen Krise mit einer komplett asymmetrischen Wahrnehmung der Situation zu tun“, schreibt der Börsenexperte. „Entweder übertreiben die Chinesen brutal und würgen gerade ihre eigene Wirtschaft zum Spaß ab oder die westlichen Institutionen nehmen die Lage bei Weitem nicht ernst genug. Fest steht, das Coronavirus hat so ziemlich alle Eigenschaften, die ein Pandemievirus haben muss.“

Dirk Müller: „Börse gleicht derzeit einem geschlossenen Casino“

In Deutschland dringen nach seiner Überzeugung bei weitem nicht alle Informationen über die Situation in der VR China durch, die erforderlich wären, um eine umfassende und seriöse Risikoeinschätzung treffen zu können. Die Politik der Notenbanken, die durch Niedrigzinsen, offene Geldpolitik und Anleihenkäufe geprägt ist, wirke stabilisierend auf Überbewertungen:

„Die Finanzmärkte verhalten sich dabei wie ein geschlossenes Casino. Drinnen wird mit dem billigen Geld der Notenbanken fleißig gezockt – ganz egal, was draußen passiert. Man muss sich das vor Augen führen: Wir haben den wichtigsten Wirtschaftsraum Chinas im Lockdown. Millionen Menschen wurden unter Quarantäne gestellt. Lieferketten sind unterbrochen. Darüber hinaus schwelt der ungelöste Handelsstreit. Wenn man vor 20 Jahren einen Fondsmanager gefragt hätte, wo stehen die Börsen in einem solchen Szenario? Die Antwort wäre gewesen: totaler Crash.“

Wohin sich die Märkte kurzfristig entwickeln würden, sei nicht abzuschätzen. Aber auch in Anbetracht des Umstandes, dass Psychologie an der Börse häufig eine stärkere Rolle spielt als betriebswirtschaftliches oder volkswirtschaftliches Fachwissen, drohe eine schmerzhafte Korrektur, sollte die Entwicklung der Realwirtschaft sich auf die Börsenentwicklung durchschlagen.

Börse in einer Situation wie 1999/2000

Müller sieht sich an die Situation Ende der 1990er Jahre erinnert, wo ein ähnlicher Effekt aufgetreten war, insbesondere auf dem Gebiet der New Economy. Das Platzen der dot.com-Blase führte dort zu massiven Einbußen an den Börsen.

Erst vier Jahre später hatten diese die Verluste wieder vollständig wettgemacht – um weitere vier Jahre später in die nächste Finanzkrise zu stürzen. Hier dauerte die Phase bis zur Wiederherstellung des Status quo ante etwa fünf Jahre.

„Die Bewertungen der Unternehmen im Verhältnis zu ihren Umsätzen und Gewinnen sind inzwischen wieder mehr als sportlich“, schreibt Müller weiter. „Zum Beispiel zeigt der Buffett-Indikator, der die Marktkapitalisierung in Prozent der Wirtschaftsleistung misst, für den S&P-500 bereits ein ähnliches Niveau wie 1999. In Bezug auf die inhärenten Risiken im Markt sind Aktien daher viel zu teuer.“

Trump wird im Handelskonflikt die Handbremse lösen

Zudem werde der Burgfrieden zwischen den USA und China bis zu den Präsidentschaftswahlen im Herbst anhalten. Anschließend werde der Handelskonflikt jedoch wieder in voller Schärfe entbrennen – und Donald Trump werde als Präsident, der sich keiner Wiederwahl mehr stellen muss, dann mit deutlich höherem Risiko agieren.

In einer Situation wie dieser sei von hohen Einmalinvestitionen in Aktien abzuraten, erklärt Müller. Umso lohnender könne jedoch der Abschluss eines Sparplans sein, der den regelmäßigen Ankauf von Titeln für eine bestimmte, feste monatliche Summe beinhaltet.

Da in einem solchen Fall weniger Aktien zu Zeitpunkten gekauft werden, wenn diese teuer sind, umso mehr jedoch bei Tiefständen, komme bei einem langfristigen Investitionszeitraum der sogenannte Cost-Average- oder Zinseszinseffekt zum Tragen.



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