Chinesischer Konzern will Flugtaxi-Firma Volocopter kaufen

Der chinesische Konzern Wanfeng will den insolventen Flugtaxi-Hersteller Volocopter für zehn Millionen Euro kaufen. Das geht aus einer Börsenmitteilung von Wanfeng vor Abschluss des Vertrages hervor.
„Volocopter nimmt dazu aktuell keine Stellung“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens aus dem badischen Bruchsal mit.
Abgewickelt wird das Geschäft der Mitteilung zufolge über eine eigens gegründete Tochtergesellschaft mit Sitz in Berlin, die dem österreichischen Flugzeughersteller Diamond Aircraft zugeordnet ist. Dieser ist zu 100 Prozent im Besitz von Wanfeng.
450 Jobs in Gefahr
Volocopter stellte bereits am zweiten Weihnachtstag einen Antrag auf Eröffnung des Insolvenzverfahrens. Das Amtsgericht Karlsruhe bestellte Tobias Wahl von Anchor Rechtsanwälte zum vorläufigen Insolvenzverwalter. Er wollte bis Ende Februar ein Sanierungskonzept entwickeln und mit Investoren umsetzen.
Anfang März eröffnete das Amtsgericht das Insolvenzverfahren. Auf einer Versammlung Anfang März wurden alle Mitarbeiter darüber informiert, dass sie mit sofortiger Wirkung freigestellt würden. Betroffen sind rund 450 Menschen. Laut „Wirtschaftswoche“ sollen etwa 160 davon weiterbeschäftigt werden.
Musterzulassung für Passagierbetrieb durch EU fehlt
Schon im Herbst war bekanntgeworden, dass Firmenchef Dirk Hoke spätestens zum 1. April 2025 die Führung beim Technologiekonzern Voith in Heidenheim übernehmen sollte. Ex-Daimler-Chef Dieter Zetsche sollte als Beiratsvorsitzender bei Volocopter einen Nachfolger für Hoke suchen.
Das 2011 gegründete Start-up wollte längst Passagiere mit senkrecht startenden und landenden vollelektrischen Fluggeräten befördern. Bisher fehlt eine Musterzulassung der Europäischen Agentur für Flugsicherheit.
Mitte Februar teilte Volocopter mit, 75 Prozent der geforderten Audits abgeschlossen zu haben. Damals meldete der Branchenpionier eine Partnerschaft mit Jet Systems Hélicoptères Services.
Keine Hilfe vom Staat
Der Industriezweig kämpft mit Problemen. Zuletzt meldete der Elektroflugzeugbauer Lilium aus Bayern zum zweiten Mal Insolvenz an Auch bei Lilium verwaltet ein Anwalt der Kanzlei Anchor Rechtsanwälte das Verfahren.
Im Herbst war der erste Insolvenzantrag an, weil das Geld für den Aufbau der Produktion fehlte. Am 24. Dezember unterzeichnete das Investorenkonsortium Mobile Uplift Corporation einen Kaufvertrag für das Betriebsvermögen der beiden Tochtergesellschaften Lilium GmbH und Lilium eAircraft und kündigte 200 Millionen Euro frisches Geld an.
Lilium und Volocopter suchten in der Vergangenheit finanzielle Unterstützung. Staatliche Hilfe blieb aus. Volocopter bekam im vergangenen Jahr am Ende Geld von Investoren, das reichte nicht.
In der Erklärung zur Insolvenz hieß es, in der Vergangenheit hätten zahlreiche Finanzierungsrunden die Entwicklung und den Betrieb vorangetrieben. Bis vor kurzem habe Volocopter so in einem äußert schwierigen Finanzumfeld bestanden.
„Trotz intensiver Bemühungen ist es dennoch nicht gelungen, eine tragfähige Lösung zu finden, um den regulären Betrieb außerhalb eines Insolvenzverfahrens der Volocopter GmbH aufrechtzuerhalten.“
In Deutschland Einsätze im Rettungswesen angedacht
Eigentlich plante Volocopter Flüge während der Olympischen Spiele in Paris. Weil die Erlaubnis zum kommerziellen Passagierbetrieb fehlt, blieb es bei Show-Flügen unter anderem in der Nähe von Schloss Versailles. Die Erlaubnis, Piloten auszubilden, hat Volocopter hingegen erhalten.
Regelmäßige Flüge in Deutschland waren nie wirklich Thema, weil die Städte hierzulande nicht so groß und dicht besiedelt sind wie Rom und Osaka. Stattdessen starteten Volocopter und die ADAC-Luftrettung eine Zusammenarbeit, um den Einsatz für Rettungszwecke zu erproben.
Die modernen Fluggeräte sind nicht unumstritten: Eine Analyse des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim von elf Untersuchungen ergab, dass sich Reisezeiten kaum verkürzten, während die Kosten und im Vergleich zu E-Autos auch die CO2-Emissionen stiegen.
„Nützlich kann urbane Luftmobilität vor allem bei Notfalleinsätzen sowie zum Anbinden entlegener Regionen sein.“ (dpa/red)
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