Daimler will nach Erhalt von staatlichen Corona-Hilfen Dividendenerhöhung beschließen – Protestkundgebungen angemeldet

Der Autobauer Daimler hat das vergangene Jahr trotz der Corona-Krise – auch dank staatlicher Hilfsmittel – überraschend gut bewältigt. Nun will er die Ausschüttungssumme erhöhen. Dagegen formiert sich Protest.
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Daimler hatte einen Großteil seiner Produktion im März heruntergefahren.Foto: Marijan Murat/dpa/dpa
Epoch Times31. März 2021

Ungeachtet großer Kritik will der Autobauer Daimler heute die umstrittene Erhöhung der Dividende für das Jahr 2020 beschließen lassen.

Der Vorschlag des Vorstands um Konzernchef Ola Källenius für die digitale Hauptversammlung (ab 10.00 Uhr) in Stuttgart sieht die Ausschüttung von 1,35 Euro pro Aktie vor – die Hälfte mehr als im Vorjahr.

Der Antrag dürfte angesichts der Mehrheitsverhältnisse unter den Anteilseignern durchgehen, auch wenn vor allem Nichtregierungsorganisationen vor der Veranstaltung lautstark ihren Unmut kundgetan hatten.

Kritik an Daimler wegen Dividendenerhöhung nach Erhalt staatlicher Hilfen

Kritik entzündet sich vor allem daran, dass Daimler im Vorjahr durch Kurzarbeitergeld aus Steuermitteln konzernweit rund 700 Millionen Euro sparte – und nun dennoch die Ausschüttungen erhöht.

Der Dachverband der Kritischen Aktionäre befand, durch dieses Vorgehen mitten in der Pandemie zeige sich Daimler „ignorant für die gesamtgesellschaftliche Stimmung“.

Die Interessenvertretung Bürgerbewegung Finanzwende bezeichnete das Vorgehen als „moralisch verwerflich“. Im Ergebnis würden so Steuergelder, die Beschäftigung sichern und Pleiten verhindern sollten, als Gewinnausschüttungen an Aktionäre weitergeleitet.

Die Dividendenerhöhung erfolgt während mehrere tausend Stellen in Deutschland gestrichen werden, die infolge der Umstellung der Produktion bei Daimler Trucks auf sogenannte Null-Emissions-Fahrzeuge wegfallen.

Der CEO von Daimler Trucks Martin Daum nannte keine exakten Zahlen dazu, wie viele Stellen abgebaut werden würden. Derzeit sind etwa 14.000 Personen bei Daimler Trucks beschäftigt. Der Abbau der Arbeitsplätze soll über Verrentungen und einvernehmliche Paketlösungen erfolgen.

Mehrere Organisationen kündigten Protestkundgebungen an

Mehrere Organisationen kündigten für Mittwochvormittag Protestkundgebungen an – sowohl in Stuttgart als auch in Berlin.

Bei der Hauptversammlung selbst wird die zu erwartende Kritik an der Dividendenerhöhung die Vorstände nur in schriftlicher Form oder via aufgezeichneten Videos erreichen. Wegen der Corona-Beschränkungen sind keine Live-Redebeiträge von Aktionären zugelassen.

Källenius hatte zuletzt darauf verwiesen, dass man für die Leistungen aus der Arbeitslosenkasse auch viele Jahre lang viel Geld in die Sozialversicherung eingezahlt habe. Daimler hatte im Corona-Jahr 2020 vor allem dank einer Erholung im zweiten Halbjahr überraschend starke Gewinnkennzahlen präsentiert.

Für den scheidenden Aufsichtsratschef Manfred Bischoff wird es am Mittwoch die letzte Hauptversammlung im Amt sein. Er soll vom ehemaligen Volkswagen- und BMW-Chef Bernd Pischetsrieder ersetzt werden. Geplant ist, dass Pischetsrieder direkt nach der Hauptversammlung in einer konstituierenden Aufsichtsratssitzung zum neuen Vorsitzenden des Kontrollgremiums gewählt wird.

Über die anvisierte Abspaltung der Truck-Sparte aus dem Daimler-Konzern fällt noch keine Entscheidung. Hierzu soll im dritten Quartal eine außerordentliche Hauptversammlung stattfinden. (dpa/er)



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