Deutsche Wirtschaft: So tief ist Deutschland in der Krise

100 Milliarden benötigte KfW-Darlehen, Verdreifachung der faulen Kredite, Einbruch der Wirtschaft um 20 Prozent, mehr als 3 Millionen Arbeitslose und 2,5 Millionen Kurzarbeiter. Realität sind die Zahlen zwar noch nicht. Nach Angaben des Ifo-Instituts brach die Wirtschaftsleistung Deutschlands bereits um 16 Prozent ein.
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Laut dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung ist der "Arbeitsmarkt in der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte".Foto: iStock
Von 29. April 2020

„Während der Corona-Schließungen ist die Wirtschaftsleistung in Deutschland um 16 Prozent eingebrochen“, hat das Ifo-Institut auf Basis einer Umfrage ermittelt.

Dazu wurden im April rund 8.800 Unternehmen aus „nahezu allen Branchen“ befragt, erklärte das Münchner Forschungsinstitut am Dienstag. In die Prognose gehen unter anderem die Kapazitätsauslastung in den Monaten Januar und April sowie die Erwartung zur Veränderung der Umsätze in den beiden ersten Quartalen ein.

Timo Wollmershäuser, Leiter der ifo-Konjunkturprognosen geht davon aus, dass „das Bruttoinlandsprodukt bereits im ersten Vierteljahr um 1,9 Prozent gesunken sein und (…) im zweiten um 12,2 Prozent einbrechen [dürfte]“. Für das gesamte Jahr rechnet er mit einem Einbruch von 6,6 Prozent (kalenderbereinigt). Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung rechnet mit einem Rückgang von 8,4 Prozent.

Außer der Pharmaindustrie, deren Auslastung um 7 Prozent anstieg, brachen die Geschäfte auf Basis der Umfrage folgendermaßen ein:

  • Reisebüros und  -veranstalter (minus 84 Prozent)
  • Luftfahrtbranche (minus 76 Prozent)
  • Gastgewerbe (minus 68 Prozent)
  • Gesundheitswesen (minus 45 Prozent)
  • Kunst, Unterhaltung und Erholung (minus 43 Prozent)
  • Fahrzeugbau (minus 41 Prozent).

Prognose basiert auf optimistischer Schätzung

Einen „Zustand vor Corona“ erwartet der Ifo-Chef allerdings erst Ende 2021. Dazu müsste die deutsche Wirtschaft beim Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 allerdings ein Plus von 8,5 Prozent machen. Das schon vor der Krise angeschlagene Verarbeitende Gewerbe dürfte laut Wollmershäuser in einem Jahr wieder auf „Vorkrisenniveau“ sein. Doch das Wachstum dürfte durchweg „deutlich geringer“ sein.

In China ist gerade die zweite Welle von SARS-CoV-2 im Anmarsch. Doch bereits ohne Annahme einer zweiten Welle sind die Auswirkungen des KPCh-Virus* auf die deutsche Wirtschaft enorm. Die bisherigen Prognosen sind ein „Best-case“-Szenario.

Ifo-Chef Wollmershäuser ging bei der Prognose für die deutsche Wirtschaft davon aus, dass es zu keiner zweiten Infektionswelle „weder in Deutschland noch in seinen Absatz- und Beschaffungsmärkten“ kommt und auch die Shutdown-Maßnahmen bis Ende April aufgehoben werden. In China bricht die zweite Welle allerdings gerade aus: Zweite Welle: Corona-Ausbruch in Harbin außer Kontrolle – Interne Dokumente geleakt und Covid-19: Zweite Welle in China hat begonnen – Ungewöhnliche Aktivitäten in Harbin.

Liquidität: 50 Prozent der KMUs in Fortführung gefährdet

„Die Corona-Krise trifft den deutschen Mittelstand mit Wucht“, heißt es in einer Pressemitteilung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vom 28.4.

Geschäftsschließungen, Reisebeschränkungen und Kontaktverbote führen zu Umsatzeinbrüchen, schmelzenden Liquiditätspolstern und unsicheren Geschäftsaussichten“, fügte die KfW hinzu.

Eine jüngst durchgeführte Umfrage ergab, dass rund 50 Prozent von befragten kleinen und mittleren Unternehmen (KMUs) zeitnah den Betrieb einstellen müssten, wenn „die gegenwärtige Situation anhält bzw. sich nicht verbessert“. Ausgangspunkt der Schätzung ist der 1. April. Konkret sieht das so aus:

Darstellung mit Material der KfW. Grafik: Epoch Times

Für 4 Prozent der befragten Unternehmen reiche danach die Liquidität für 1 bis 2 Wochen, weitere 14 Prozent hätten noch Finanzmittel für 1 Monat. Bei weiteren 33 Prozent ginge das Geld nach 2 Monaten aus. 19 Prozent hätten ohnehin kein finanzielles Problem. Und bei den übrigen 29 Prozent ginge die Liquidität zwischen 6 und 12 Monaten aus.

60 Prozent der Unternehmen beklagen hierbei als Grund Umsatzeinbrüche und 44 Prozent haben Liquiditätsprobleme (Mehrfachnennung war möglich).

Für den Monat März ermittelte die KfW daher einen Umsatzeinbruch der KMUs von rund 50 Prozent. Je Unternehmen entspräche dies durchschnittlich rund 39.000 Euro. Hochgerechnet ermittelte die KfW ingesamt einen Umsatzeinbruch von rund 75 bis 85 Milliarden Euro. Die KfW bezieht sich dabei auf eine Gesamtzahl von 2,2 Millionen Unternehmen.

Die KfW hat vom 6. bis 14. April 2020 rund 6.800 mittelständische Unternehmen zu den Folgen der Corona-Pandemie befragt. Rund 50 Prozent haben geantwortet. Die KfW bezeichnet die Umfrage als repräsentativ, da die Antworten mit dem „Grunddatensatz des KfW-Mittelstandspanels“ verbunden wurden, in dem alle Unternehmen schon vorhanden waren. Die vollständige Studie ist hier abrufbar.

Faule Kredite könnten sich auf 100 Milliarden Euro verdreifachen

Aus diesem Grund befinden sich bereits rund 32 Milliarden Euro Darlehen (Stand 28.4.) im Umlauf, auf die gut 24.000 Anträge entfallen. Dabei entfallen auf Nordrhein-Westfalen – absolut gesehen – mit rund 6.400 Anträgen mit Abstand die meisten Anträge.

Dieses Bundesland ist nach Angaben des Robert Koch-Instituts mit am stärksten von der Corona-Pandemie betroffen und hat unter den Bundesländern mit die intensivsten wirtschaftlichen Beziehungen zu China.

https://www.kfw.de/KfW-Konzern/Newsroom/Aktuelles/KfW-Corona-Hilfe-2.html?kfwmc=kom.gen_social

KfW-Schnellkredite und KfW-Sonderkredite

Von den beantragten Krediten entfällt allerdings nur ein kleinerer Teil (ganz links im nachstehenden Bild) auf den an weniger strenge Voraussetzungen gebundenen KfW-Schnellkredit.

Alles rechts daneben bildet den an strengere Voraussetzungen anknüpfenden KfW-Sonderkredit ab.

Der grundlegende Unterschied zwischen dem Schnellkredit und dem Rest ist, dass die Kreditvergabe beim Sonderkredit wesentlich restriktiver ist. Denn hier haftet der Staat nur für 90 Prozent des Ausfallrisikos, 10  Prozent Kreditrisiko liegen bei der Hausbank. Beim Schnellkredit haftet der Staat zu 100 Prozent.

https://www.kfw.de/KfW-Konzern/Newsroom/Aktuelles/KfW-Corona-Hilfe-2.html?kfwmc=kom.gen_social

Günther Bräunig, Chef der KfW, sagte Anfang April, dass sowohl ein Gesamtvolumen von 50 Milliarden Euro als auch von 100 Milliarden Euro für die einzelnen Corona-Kredite der KfW möglich seien, berichtete „Reuters“.

Die faulen Kredite im Allgemeinen könnten darüber hinaus volumenmäßig auf 100 Milliarden Euro ansteigen, erklärte Jürgen Sonder, Präsident der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing, am Montag.

Bislang betragen die faulen Kredite rund ein Drittel. Dass der Schnellkredit trotz geringer Anforderungen vergleichsweise niedrig ist, führen Banker darauf zurück, dass der Schnell-Kredit erst seit Mitte April beantragt werden kann und Unternehmen sich zunächst einen Überblick verschaffen mussten.

Bundeswirtschaftsministerium errichtet Kontaktstelle zur Sicherstellung der Lieferketten

Weitere Gründe, die laut KfW den Unternehmen das Leben schwer machen, sind:

  • Ausfallende Mitarbeiter (25 Prozent)
  • Verkleinertes Absatzgebiet (18 Prozent)
  • Gestörte Lieferketten (17 Prozent)
  • Komplett eingestellter Geschäftsbetrieb (14 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen).

Das Bundeswirtschaftsministerium hat daher eine „Kontaktstelle zur Sicherstellung in den Lieferketten“ etabliert. Der Beschluss fiel am 15. April. Damit will das Ministerium die reibungslose Herstellung und Lieferung benötigter Zulieferprodukte unterstützen.

„Arbeitsmarkt in der schwersten Rezession der Nachkriegsgeschichte“

Die andere Seite der Medaille stehen die Arbeitnehmer, die ebenfalls unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie leiden. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung rechnet für das Jahr 2020 mit einem Plus an Arbeitslosen von 520.000.

Auch die Zahl der Kurzarbeiter werde im Jahresdurchschnitt auf 2,5 Millionen ansteigen. Nach einer Befragung der Universität Mannheim könnte es aktuell fünf Millionen Kurzarbeiter geben. Dabei sei die Zahl von Ende März bis Mitte April von 3,4 Prozent auf 10,8 Prozent angestiegen. Die deutsche Metall- und Elektroindustrie stellte in einer anderen Branchen-Umfrage fest, dass rund 1,2 Millionen der insgesamt vier Millionen Beschäftigten in Kurzarbeit seien.

Bei den Prognosen geht das Institut davon aus, dass es keinen weiteren Shutdown gibt und die deutsche Wirtschaft bis Jahresende „Schritt für Schritt“ geöffnet werde.

(mit Material von afp)

*Anmerkung der Red.: Die Epoch Times bezeichnet das neuartige Coronavirus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, auch als KPCh-Virus, weil die Vertuschung und das Missmanagement der Kommunistischen Partei Chinas es dem Virus ermöglichten, sich in ganz China auszubreiten und eine globale Pandemie zu verursachen. Mehr dazu: Leitartikel: Dem Virus den richtigen Namen geben



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