Deutschland bleibt Technologie-Zwerg: Zu wenige Innovationstreiber mit zu wenig Kapital

Die deutschen Technologiekonzerne haben zwar vielfach ein intaktes Potenzial, um Innovationen zu bewirken. Was Umsatzgröße und Marktkapitalisierung anbelangt, hinken sie den globalen Marktführern jedoch deutlich hinterher. Aushängeschild auf internationaler Ebene bleibt SAP.
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Deutschland bleibt Technologie-Zwerg.Foto: Waltraud Grubitzsch/zb/dpa
Von 18. Juli 2019

Mit einem Gesamtumsatz von 360 Milliarden Euro tragen die Technologiekonzerne in Deutschland insgesamt elf Prozent zum gesamten deutschen Bruttoinlandsprodukt bei. Dies geht aus der „Welt“-Rangliste der 500 umsatzstärksten Unternehmen des Landes hervor.

Das klingt auf den ersten Blick eindrucksvoll – ist es aber nicht, wie der Leitende Wirtschaftsredakteur des Blattes, Holger Zschäpitz, in einer dazugehörigen Analyse schreibt. Vielmehr zeige der internationale Größenvergleich, wie stark Deutschland in diesem Bereich abgehängt sei.

Die US-Riesen Apple und Amazon schaffen es mit 382 Milliarden Euro, diesen Umsatz der gesamten deutschen Branche problemlos zu übertreffen – und das allein in Deutschland selbst. Weltweit kommen die beiden Technologiekonzerne auf zusammen 1,2 Billionen Euro.

Wären unter den deutschen Tech-Konzernen nicht auch noch Mischkonzerne wie Siemens, Robert Bosch oder BSH mit aufgeführt, sähe es noch bitterer aus. In diesem Fall würde sich der Gesamtumsatz der reinen Technologieunternehmen auf 190 Milliarden Euro reduzieren mit SAP an der Spitze. Auf europäischer Ebene ist SAP natürlich eine bedeutende Größe und mit 25 Milliarden Euro Umsatz auch global noch respektabel. In den USA würde dieses Ergebnis jedoch nur für Platz 18 reichen – und in der Branche insgesamt findet das dynamische Wachstum anderswo statt als in Deutschland.

Übernahmen und Zusammenschlüsse werden zur Tour de Force

SAP ist immerhin innovativ. So gehört das Unternehmen aus Walldorf im Bereich des Cloud Computings international nach wie vor zu den meistbeachteten. Allerdings sind große Unternehmen auf einem dynamisch wachsenden Markt dort im Vorteil, wo es darum geht, bei Bedarf kleinere, aufstrebende Player aufkaufen zu können, bevor diese die eigene Marktstellung erschüttern können.

Mit Platz 51 weltweit im Bereich der Marktkapitalisierung (167 Milliarden US-Dollar), die SAP an der Börse ins Treffen führen kann, ist das Unternehmen dafür nur bedingt geschaffen. Zum Vergleich: Der Börsenwert von Amazon steht bei 824 Milliarden Euro.

Die Digitalisierung wird den derzeitigen Playern und ganzen Branchen erhebliche Anpassungsleistungen abverlangen. Um diese stemmen zu können, sind Faktoren wie Umsatzgröße und Marktkapitalisierung mitentscheidend.

„Denn in Zukunft halten neue Technologien in allen Branchen Einzug“, schreibt die „Welt“. „Und damit stellt sich die Frage, ob angestammte Platzhirsche aus der alten Industrie die Führerschaft behalten oder von Tech-Unternehmen mit disruptiven Geschäftsmodellen überholt werden.“

Tesla als große Herausforderung

Nicht nur in der Technologiebranche im engeren Sinne könnte dieser Umstand deutschen Industriegrößen künftig noch Kopfzerbrechen bescheren. So sehr sich die Autoindustrie – flankiert von einer ideologisch getriebenen Politik – um die Entwicklung konkurrenzfähiger Produkte im Bereich der Elektromobilität bemüht: In den USA existiert mit Tesla ein Konkurrent, der eine längere Erfahrung, Spezialisierung und eine zumindest erwartete Marktkapitalisierung von 500 Milliarden US-Dollar ins Treffen führen kann. Vor allem der Trend zum Autonomen Fahren soll Elon Musks Konzern diesen Schub verleihen. 

Immerhin können die deutschen Autobauer aber noch die Qualität ihrer Produkte ins Treffen führen. Sollte es ihnen gelingen, auch technologisch aufzuholen, könnten sie ihrerseits dem schwachen Tech-Umsatz in Land noch Flügel verleihen.



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