Lufthansa kündigt betriebsbedingte Entlassungen in Deutschland an

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Lufthansa.Foto: Boris Roessler/dpa/dpa
Epoch Times7. August 2020

Trotz massiver Staatshilfen schließt die Lufthansa betriebsbedingte Kündigungen in Deutschland nicht mehr aus. Das Ziel, diese zu vermeiden, sei in der Corona-Krise „auch für Deutschland nicht mehr realistisch“, erklärte die Fluggesellschaft am Donnerstag und verwies auf den weltweit nach wie vor eingebrochenen Flugverkehr sowie stockende Verhandlungen zu Krisenvereinbarungen mit den Gewerkschaften. Im zweiten Jahresquartal verbuchte die Lufthansa einen Milliardenverlust.

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Luftverkehr seien „noch gravierender und noch nachhaltiger, als wir im Frühjahr angenommen hatten“, erklärte der Konzernvorstand in einem Brief an die Beschäftigten. „Auf diese Situation können wir nicht mit den Methoden, Prozessen und Zeithorizonten der Vergangenheit reagieren. Uns bleibt keine andere Wahl, als uns viel schneller und stärker zu verändern“: Die Lufthansa müsse kleiner, günstiger und effizienter werden.

„Unter anderem werden wir in den kommenden Wochen über die endgültige Stilllegung einzelner Flugzeugtypen und Teilflotten entscheiden“, kündigte das Management an. Alle Maßnahmen würden mit den Gewerkschaften abgestimmt. „Betriebsbedingte Kündigungen können wir aber überall dort, wo Modelle und Vereinbarungen zur Kompensation von Überkapazitäten fehlen, nicht mehr ausschließen.“

Ein neues und konzernweites Restrukturierungsprogramm sieht unter anderem den Abbau von weltweit insgesamt 22.000 Vollzeitstellen vor, wie Lufthansa mitteilte. Die Zahl der Führungskräfte im Konzern soll demnach um 20 Prozent reduziert werden. Ende Juni beschäftigte die Lufthansa weltweit nach eigenen Angaben 129.400 Mitarbeiter und damit knapp 8.300 weniger als ein Jahr zuvor – „jedoch fast ausschließlich durch Stellenstreichungen im Ausland“.

Der Vorstand erklärte es am Donnerstag als bedauerlich, dass sich die Lufthansa bislang mit keiner Gewerkschaft auf eine endgültige Krisenvereinbarung einigen konnte. Zumindest mit Verdi sind am Freitag aber neue Verhandlungen über mögliche Einsparungen beim Personal geplant, wie die Dienstleistungsgewerkschaft mitteilte. Sie vertritt vor allem das Bodenpersonal.

Die 35.000 am Boden Beschäftigten erwarteten, dass der Konzern „Verantwortung übernimmt“, erklärte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Christine Behle und warf der Airline eine „Blockadehaltung“ vor. Die Fluggesellschaft müsse einen sozialverträglichen Personalabbau mit ausreichendem Schutz vor Kündigungen gewährleisten. Außerdem seien Lohnverluste nicht hinnehmbar.

Die Lufthansa veröffentlichte das schlechteste Quartalsergebnis ihrer Geschichte: Nach einem Gewinn von 226 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum stand im zweiten Quartal dieses Jahres ein Nettoverlust von 1,5 Milliarden Euro, wie der Konzern mitteilte. Der Konzernumsatz sank um 80 Prozent auf 1,9 Milliarden Euro.

Die Airlines des Konzerns beförderten den Angaben zufolge 1,7 Millionen Fluggäste im zweiten Quartal – 96 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. „Vor 2024 rechnen wir nicht mehr mit einer anhaltenden Rückkehr der Nachfrage auf das Vorkrisenniveau“, erklärte Lufthansa-Chef Carsten Spohr. „Insbesondere bei Langstreckenverbindungen wird es keine schnelle Erholung geben.“

Im gesamten ersten Halbjahr 2020 machte der Konzern nach eigenen Angaben 3,6 Milliarden Euro Verlust. Durch das Rettungspaket des Bundes im Umfang von neun Milliarden Euro konnte die Lufthansa aber Ende Juni auf insgesamt 11,8 Milliarden Euro liquide Mittel zurückgreifen.

Eine tiefgreifende Strukturierung bleibe dem Konzern dennoch „nicht erspart“, betonte Spohr. Die gesamte Branche müsse sich „an eine neue Normalität anpassen“ und sollte nicht mehr um jeden Preis nach Wachstum streben. (afp)



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