Die USA fürchten die Einheit zwischen Europa und Asien

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Nicht nur Schaulaufen im Biergarten: auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg wurden 205 Vereinbarungen, Absichtserklärungen und Verträge unterzeichnet.Foto: Robert Cianflone/Getty Images
Epoch Times22. Juni 2015

Die USA fürchten die Einheit von Europa und Asien oder anders gesagt, Europa ist nicht mehr so wichtig – die Eurasische Union jedoch sehr. Griechenland traut sich, das auszusprechen, in diese Richtung zu handeln und wird entsprechend abgemahnt.

Letzte Woche nahm der griechische Premier am Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg teil. Und einiges aus seiner Rede sickert doch durch.

Tsipiras sagte am Freitag zwei bemerkenswerte Dinge auf dem Wirtschaftsforum:

1. „Wir in Europa hatten lange Zeit eine Illusion gehegt und uns als den Nabel der Welt, als ein Zentrum der Welt betrachtet und stets nur auf unsere nächste, unmittelbare Umgebung gebaut. Inzwischen hat sich das Wirtschaftszentrum unseres Planeten verlagert und seinen Raum gewechselt. Neu aufkommende Kräfte spielen eine immer wichtigere Rolle auf dem wirtschaftlichen und geopolitischen Niveau“.

2. Der griechische Premier sagte weiterhin: „Die Eurasische Union ist ein neues Gebilde der regionalen Integration und ein potentielles Vorbild für neue Quellen von Reichtum, Wohlstand und neuer Wirtschaftskraft“.

Und genau das ist das, was die USA befürchten – dass sich Europa besinnt und sich den global näheren Partnern zuwendet. Auf jedem Globus ist zu sehen, dass Europa und Asien eine Kontinentalmasse darstellen und Amerika doch ziemlich weit entfernt ist. Noch dazu erweckt Asien den Anschein, wirtschaftlich als Markt interessanter zu sein als die USA.

Das Petersburger Wirtschaftsforum mit 900 Konzernchefs war wichtiger als das G7-Spektakel

Auf dem Wirtschaftsforum wurden Verträge und Vereinbarungen im Wert von rund 5 Milliarden Euro (293,4 Milliarden Rubel) geschlossen. Während des Treffens wurden 205 Vereinbarungen, Absichtserklärungen und Verträge unterzeichnet.

Ein wichtiger Grund für die Teilnahme westlicher Manager sind die sehr günstigen russischen Wirtschaftsbedingungen. Der MSCI-Russia-Index ist deutlich gestiegen und viele wollen mehr Risiko an den Aktienmärkten eingehen. Trotz aller Verbundenheit mit den USA möchten sich Europas Top-Manager nicht davon abhalten lassen, mit Russland weiterhin Geschäfte zu machen oder neue zu beginnen.

Viele westliche Investoren wollten ihre Teilnahme in Petersburg nicht publik machen oder kamen inkognito. Laut dem Berater des russischen Präsidenten, Juri Uschakow, nahmen 900 leitende Manager aus 114 Ländern teil. Letztes Jahr waren nur 62 Länder vertreten.

Deutschland hielt sich auf Bitte des Kanzleramtes zurück

Viele Manager führender deutscher Unternehmen fehlten, auch ARD und ZDF haben nicht berichtet. Auch der deutsche Botschafter von Fritsch fehlte, der Botschafter der EU, Vygaudas Ušackas, folgte jedoch seiner Einladung.

Der Vorstandsvorsitzende Olaf Koch von der Metro-Gruppe war als einziger der Topmanager anwesend, andere wie Siemens, EON oder BASF schickten Vertreter oder Bereichsvorstände. Der Vorsitzende des Ostausschusses der Deutschen Wirtschaft Eckhard Cordes und sein Vorgänger flogen ebenfalls nach St. Petersburg.

Obwohl die Teilnehmerliste nicht veröffentlicht wurde, wurde bekannt, dass Nokian Tyres, Nokia und Neste Oil, Bierhersteller Carlsberg, Pirelli (Italien, Reifen), Danone (Frankreich), British Petroleum (BP) und Shell, Total (Frankreich) und Statoil (Norwegen) anwesend waren. Weiterhin kamen die russischen Vertreter von ExxonMobile, General Electric und General Motors (alle USA).

Bekannt wurde auch die Teilnahme von David Bonderman (TPG), Barton Dominic (McKinsey & Company), Aaron Frenkel (Lloyds Investment), Michael Blare (Debevoise & Plimpton) und Hans-Paul Bürkner von Boston Consulting Group.

Aus der internationalen Politik kamen auffallend viele Ex-Minister, unter anderem Romano Prodi, Ehud Barak, Gerhard Schröder und Tony Blair.

Putin traf sich direkt mit den Chefs der größten Investmentfonds, vermutlich dem Exekutivdirektor der Investmentbank UBS, Andrea Orcel, dem Exekutivdirektor von JPMorgan, Edward Franklin sowie wahrscheinlich mit Blackstone. Genauere Berichte zu den Treffen wurden bisher nicht veröffentlicht.

Zum anderen waren viele Gäste lateinamerikanische, arabische und chinesische Investoren, die sich für Russland interessieren – wie z.B. Jack Ma, Chef von Alibaba. Weiterhin anwesend waren ebenfalls der Verteidigungsminister Saudi-Arabiens Muchamad Ben Salman und Politiker aus Katar, Vietnam und Indien.

Was sagt die deutsche Wirtschaft (wenn keiner mitschreibt)?

Hinter vorgehaltender Hand wird zugegeben, dass die Sanktionen der deutschen Wirtschaft am meisten schaden, denn andere Wettbewerber besetzen sofort die Lücken.

Das Russlandgeschäft ist sehr wichtig für Deutschland. Seit vielen Jahren bestehen enge Beziehungen zu Russland und nicht nur die Großen wie Mercedes, Metro, Siemens, Daimler, Volkswagen, EON und Wintershall, Adidas, VW und Henkel machen gute Geschäfte mit Russland. Auch viele Mittelständler haben enge wirtschaftliche Beziehungen, z.B. Knauf und Claas.

Immerhin wurde in den Medien vom Gazprom-Deal mit China berichtet. China wird 20 Milliarden investieren, Russland 50 Milliarden, um die Infrastruktur zu verbessern und Gaspiplines nach China zu bauen. Die deutsche Industrie muss außen vor bleiben. Ab 2018 soll die Leitung stehen.

(ks)

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