Einzelhandel: 15 Sekunden fürs Bezahlen sind das Limit für Jüngere

Welche Möglichkeiten hat der Handel, um zukunftsfähig zu werden? Die jüngere Generation sei tempoverwöhnt und der Einkauf sollte nicht lange dauern. Der Handel müsse sich auf umfassendere Service-Wünsche der Kunden einstellen.
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Nach Einschätzung von Experten spielt die Zeit fürs Bezahlen eine wichtige Rolle bei der Kaufentscheidung.Foto: iStock
Epoch Times11. Mai 2019

Eine wichtige Weiche für Erfolg oder Misserfolg des stationären Handels ist nach Einschätzung von Experten die dramatische Verkürzung der Zeit fürs Bezahlen.

„15 Sekunden – länger darf gerade bei der tempoverwöhnten jungen Generation das nicht dauern“, meinte die Handelsexpertin des Deutschen Zukunftsinstituts, Theresa Schleicher. In China sei es daher weit verbreitet – und teilweise ist es auch nicht mehr anders möglich – mittels Gesichtserkennung zu bezahlen. „Die nötige Mimik fürs Bezahlen ist ein Lächeln“, so Schleicher bei der Vorlage ihres Retailreports 2020.

Generell müsse sich der Handel auf immer umfassendere Service-Wünsche der Kunden einstellen. Dazu könne das Abholen der Wäsche für die Reinigung als Zusatzleistung nach Lieferung der online bestellten Lebensmittel gehören, sagte Schleicher der Deutschen Presse-Agentur.

Es gehe darum, mit anderen Anbietern zusammenzuarbeiten und Dienstleistungen zu verknüpfen. „Konkurrenz war gestern, heute geht es um Wettbewerb und Kooperation zugleich.“ So könnten dank einer App in den USA Passagiere unmittelbar vor dem Abflug einkaufen und mobil zahlen, ohne sich einen Schritt bewegen zu müssen. Die Bestellung werde binnen 30 Minuten ans Gate geliefert.

Kleinere Einzelhändler könnten vom Handgemachten profitieren

Angesichts der neuen Verbraucherwünsche sieht die Expertin, die große Handelsketten berät, die Überlebenschancen des stationären Handels deutlich gestiegen. Gerade der kleine Einzelhändler könne davon profitieren, dass immer öfter das Besondere, das Handgemachte, das Regionale gewünscht werde, Produktion und Herkunft der Ware transparent nachvollziehbar sein sollten. Der Berater und Verkäufer sei dabei unverzichtbarer als vorausgesagt.

„Die nahe Zukunft ist viel menschlicher als vor zehn Jahren noch gedacht.“ Online-Giganten wie Amazon suchten die Kooperation mit den stationären Händlern, um das Sortiment auf ihrem Marktplatz attraktiv zu erweitern. „An fairen Konditionen muss man aber noch arbeiten“, sagte Schleicher.

Der Einkauf als Erlebniswelt

Um Kunden in die Läden zu locken, sei künftig die Gestaltung der Verkaufsfläche als Erlebniswelt nötig. „Klassische Kaufhäuser müssen sich zu Erlebnis-Centern mit umfassendem Service-Charakter wandeln“, sagte Schleicher mit Blick auf die vom Österreicher René Benko gekauften Karstadt- und Kaufhof-Filialen. Dazu könne etwa eine Sportabteilung gehören, die als Fitnessstudio genutzt werden könne.

So setze der US-amerikanische Einzelhandelskonzern Walmart in ländlichen Regionen auf Online-Gaming: Mit einem professionellen E-Sports-Anbieter sollen in diesem Jahr in sieben Walmart-Warenhäusern E-Sports-Arenen eröffnet werden. Darin können Spieler nicht nur selbstständig oder im Team spielen und trainieren, sondern auch neue Produkte ausprobieren. Zusätzlich seien Turniere und weitere Events geplant, heißt es im Retailreport.

Dass sich auch im Bereich Sortiment etwas tut, zeigt sich im US-Bundesstaat Kalifornien. Dort hat das Luxuskaufhaus Barneys im März in seiner Filiale in Beverly Hills einen Cannabis-Shop mit Luxusprodukten eröffnet. Die Linie heißt „The High End“. (dpa)



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