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Bauteile aus Europa und die Verbrenner-Debatte

EU-Pläne für Benzin- und Dieselautos: Die Wunschliste der Autobauer

EU-Flottengrenzwerte, Hybridfahrzeuge und Bauteile aus Europa sind nur einige Themen, die in der Autoindustrie auf dem Plan stehen. Die EU-Kommission will ihre Vorschläge dazu erst am 16. Dezember veröffentlichen – nicht wie angekündigt am 10. Dezember. Dann soll auch der „Clean Deal Industrial Implementation Package“ präsentiert werden.

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Chinesische Elektroautos vor dem Export.

Foto: XinHua/dpa

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Wenn die EU-Kommission am 16. Dezember ihre Pläne für die Abgasvorgaben für Autos ab 2035 vorstellt, haben die deutschen Hersteller eine Wunschliste. Wie die Vorschläge der Kommission genau aussehen werden, ist offen.
Noch laufen in Brüssel die Vorbereitungen, ursprünglich war die Veröffentlichung der neuen CO₂-Regeln der europäischen Automobilindustrie („Automotive Package“) für den 10. Dezember vorgesehen.
Auch neue klimafreundliche Regularien für Unternehmensflotten und Details zum „Clean Deal Industrial Implementation Package“ sollen präsentiert werden. Das EU-Industrie- und Dekarbonisierungspaket soll Europas Industrie wettbewerbsfähig halten und schneller klimaneutral machen. Enthalten sind unter anderem neue Beihilferegeln, Investitionen, eine veränderte Rohstoffpolitik, den Netzausbau und Maßnahmen zur Kreislaufwirtschaft.
Ein Überblick über die Forderungen zur Autoindustrie aus Industrie und Politik:

Die EU-Flottengrenzwerte

Das Verbrenner-Aus geht auf die EU-Flottengrenzwerte zurück. Mit diesen Obergrenzen legt die EU fest, wie viel Kohlendioxid alle neu zugelassenen Pkw eines Herstellers jährlich im Schnitt ausstoßen dürfen. 2035 sinken die Obergrenzen auf null.
Verbrennungsmotoren sind damit theoretisch nicht verboten, faktisch stoßen sie nach aktuellem Stand der Technik aber immer CO₂ aus. Elektroautos gelten als emissionsfrei.
Verfehlt ein Autobauer die Obergrenze, werden Bußgelder fällig. Die Industrie dringt deshalb darauf, die Regeln aufzuweichen. Die EU-Kommission dürfte die Grenzwerte auf dem Papier bei Null belassen. Sie könnte jedoch Ausnahmen vorschlagen und Einsparungen in der Produktionskette oder am Auspuff bereits zugelassener Autos einrechnen.
Trotz steigender Zahlen sehen Fachleute noch keinen ausreichenden Hochlauf der E-Mobilität in Deutschland. (Archivbild)

Trotz steigender Zahlen sehen Fachleute noch keinen ausreichenden Hochlauf der E-Mobilität in Deutschland.

Foto: Jan Woitas/dpa

Hybrid-Antriebe und Range-Extender

Die Autoindustrie will erreichen, dass nach 2035 weiterhin Pkw mit Doppelantrieb zugelassen werden. Dabei geht es einerseits um Hybridfahrzeuge, die sowohl mit einem Verbrennungsmotor als auch mit einer Batterie fahren können.
Die zweite Variante sind sogenannte Range-Extender, bei denen ein kleiner Verbrennungsmotor die Batterie aufladen kann. Die Bundesregierung steht hinter dieser Forderung.
Diese Fahrzeuge werden mit einem Faktor in die CO₂-Bilanz der Hersteller eingerechnet, der die Nutzung der Batterie im Vergleich zum Verbrennungsmotor abbilden soll.
Autobauer wollen diesen Faktor ändern, sodass die Pkw in ihrer Bilanz sauberer erscheinen. Nach 2035 sollen die Restemissionen durch Hybrid-Pkw nach Ansicht der Bundesregierung anderswo im Verkehrs- oder Kraftstoffsektor eingespart werden.

Biokraftstoffe

Hier hat sich die Autoindustrie mit den Energiekonzernen verbündet. Unternehmen und Verbände beider Branchen fordern eine Ausnahme für Autos, die ausschließlich Biokraftstoffe tanken – etwa aus einer Biogasanlage, aus altem Frittenfett oder synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels.
Diese Pkw sollen nach Vorstellung der Industrie als Null-Emissionen-Fahrzeuge geführt werden, obwohl die verwendeten Kraftstoffe nach den gesetzlich festgelegten Berechnungsformeln unter dem Strich durchaus CO₂ ausstoßen.
Die Anlage zur Produktion von Bio-LNG für Lkw-Kraftstoff wird offiziell in Betrieb genommen.

Eine Anlage zur Produktion von Bio-LNG für Lkw-Kraftstoff.

Foto: Bernd Wüstneck/dpa

„Das wäre sehr irreführend“, warnt Lucien Mathieu, Auto-Fachmann der Organisation Transport & Environment. Diese mahnt, in der Folge könnten für Biobenzin Wälder abgeholzt und Flächen aus der Lebensmittelproduktion in Beschlag genommen werden. Es gebe nicht genug altes Frittenfett, um die Nachfrage zu decken.

„Hocheffiziente“ Verbrenner

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sorgte Anfang Dezember für Verwirrung, als er in einem Brief nach Brüssel auf „hocheffiziente“ Verbrenner verwies, die auch 2035 noch zugelassen werden könnten.
Denn bislang konnten weder Regierungssprecher Stefan Kornelius noch Verkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) im Detail erklären, was die Bundesregierung unter diesem Begriff versteht.
Autobauer wie BMW und Mercedes beziehen sich auf Autos, wie sie heute schon auf dem Markt sind. Ihnen zufolge sind alle Verbrenner „hocheffizient“, bei denen ein kleiner Elektromotor Bremsenergie zurückumwandeln kann und beim Starten und Beschleunigen unterstützt, sodass der Benzinverbrauch sinkt.
BMW-Chef Oliver Zipse argumentierte am 2. Dezember in Brüssel, solche Autos könnten ältere Fahrzeuge mit einem deutlich höheren Verbrauch ersetzen.

Bauteile aus Europa

Im Gespräch ist eine Belohnung für Hersteller, die sogenannten grünen Stahl aus Europa in ihren Autos verbauen.
Dieser Stahl sorgt in der Produktion für weniger CO₂ als etwa Importe aus China, dies könnte auf die CO₂-Bilanz angerechnet werden. Die Kommission will mit solchen Vorgaben zugleich die Produktion innerhalb der EU fördern.
Frankreich setzt sich darüber hinaus für einen verpflichtenden Mindestanteil europäischer Bauteile ein. Deutsche Autobauer lehnen diesen Vorschlag ab, weil er die Preise erhöhen und Handelspartner verärgern könnte.
Der französische Verkehrsminister Philippe Tabarot zeigte sich am 4. Dezember hingegen offen für Verhandlungen über die Forderungen aus Deutschland. (afp/ks)

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