Versicherungswirtschaft: „Bürgerrente“ soll an die Stelle von Riester treten

Deutsche Lebensversicherer preschen mit einer neuen Idee zur Förderrente vor. Die „Bürgerrente“ soll flexibler und ertragreicher sein als Riester-Verträge.
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Wie weiter mit der Altersvorsorge?Foto: Animaflora / iStock
Von 23. März 2023

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Mit einem neuen Konzept zur geförderten Altersvorsorge geht die deutsche Versicherungswirtschaft in den Dialog mit der Bundesregierung. Mit der sogenannten Bürgerrente soll ein Instrument entstehen, das die zuletzt immer unbeliebter gewordene Riester-Vorsorge ablösen würde.

Jörg Asmussen, der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV), hat diese erstmals Ende Januar vorgestellt. Die Bürgerrente soll demnach „verständlicher, nachhaltiger und renditestärker“ als das Riestern sein.

Der GDV will das Konzept der Fokusgruppe Altersvorsorge der Bundesregierung vorstellen. Damit will der Dachverband seinen Beitrag zum Dialog über eine Reform der geförderten privaten Altersvorsorge leisten.

Niedrigzinsen wurden zur Falle für Riester-Erträge

Ursprünglich galt die Riester-Rente als sozialpolitischer Meilenstein. Vor allem kinderreiche und sozial schwache Familien konnten überdurchschnittlich von den staatlichen Zulagen profitieren. Zudem waren die eingezahlten Beiträge und Zulagen garantiert und es bestand zusätzlich noch die Chance auf weitere Erträge.

Zuletzt ist diese jedoch immer stärker geschwunden, vor allem wegen des niedrigen Zinsniveaus. Es fiel Anbietern immer schwerer, Erträge zu erwirtschaften, die über den Kosten lagen. Und diese sind bei Riester-Verträgen hoch – gerade wegen der vollständigen Garantien, die Rückzahlung eingezahlter Beiträge sicherstellen müssen. Zudem klagen viele Kunden über mangelnde Transparenz und komplexe Bestimmungen rund um Kosten und Ansprüche.

Die Bürgerrente soll nur noch 80 Prozent des angesparten Kapitals zu Rentenbeginn garantieren. Stattdessen soll der Sparvorgang mit mehr Anlagefreiheit verbunden sein, um die Chancen des Kapitalmarkts nutzen zu können.

GDV will Bürgerrente auch über digitale Vertriebswege anbieten

Die staatliche Förderung soll unabhängig vom Einkommen und der Anzahl der Kinder sein. Zudem soll sie höher ausfallen als bei der Riester-Vorsorge. Asmussen will auch die Prozesse, die mit der Förderung verbunden sind, vereinfachen und entbürokratisieren. Gegenüber „Procontra online“ verrät er Konkreteres.

Die Idee: Zu jedem eingezahlten Euro legt der Staat 50 Cent obendrauf. Zahlt eine Kundin beispielsweise 1.000 Euro pro Jahr in den Vertrag ein, gibt es 500 Euro als Förderung dazu. So einfach. Ebenfalls sollte es zukünftig über die Kopplung an die Beitragsbemessungsgrenze eine regelmäßige Anpassung der Zulagen geben.“

Außerdem regt Asmussen an, den Kreis der Förderberechtigten zu erweitern und auch die Gruppe der Selbstständigen mit einzubeziehen. Bis dato sind diese im Rahmen der Riester-Vorsorge nur in Ausnahmefällen unmittelbar förderfähig. Als geförderte Alternative steht ihnen nur die Rürup- oder Basisrente zur Verfügung.

Die Bürgerrente soll sowohl über ein Beraternetzwerk vor Ort als auch über beratungslose, digitale Vertriebswege verkauft oder angepasst werden können.

Bürgerrente als „Produkt von der Stange“?

Kritischer sieht Michael H. Heinz vom Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) das Vorhaben. Er sieht in einer vollständigen Systemumstellung ein fatales Signal, erklärt er gegenüber „Procontra online“. Seit Einführung der Riester-Förderung hätten 16 Millionen Menschen diese Form der Altersvorsorge bespart.

Ihnen zu signalisieren, dass das private Altersvorsorgesystem versagt habe, würde diese Menschen vor den Kopf stoßen:

Das ist nicht vertrauensbildend und könnte dazu führen, dass sich Kunden vollends von der notwendigen privaten Vorsorge verabschieden.“

Heinz kritisiert die geplante Bürgerrente als „Standardprodukt von der Stange“, der vielen Menschen in ihrer Lebenslage nicht gerecht würde. Stattdessen solle die Riester-Vorsorge eine Reform erfahren – was auch eine Absenkung der Beitragsgarantie beinhalten könnte.

BVK will Riester-Förderung auch für alle Selbstständigen

Der BVK empfehle eine Einbindung der Selbstständigen in das Riester-System. Dazu solle es eine Entbürokratisierung geben, die Deckelung der steuerlichen Höchstfördergrenze von Altersvorsorgebeiträgen sei anzuheben. Heinz bringt auch eine Anhebung des Schonvermögens bei der privaten Rente und eine Inflationsanpassung der Förderzulagen ins Spiel.

Der Verband werde mit seinem eigenen Konzept in die Gespräche der „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ des Bundesministeriums der Finanzen gehen.



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