Firmenneugründungen beleben die US-Business-Landschaft

Während einer Rezession werden mehr Firmen gegründet, als zu irgendeiner anderen Zeit
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Die Hewlett-Packard Co. wurde am Ende der Großen Depression 1939 gegründet. Es ist geschichtlich belegt: Während einer Rezession werden mehr Firmen gegründet, als zu irgendeiner anderen Zeit.Foto: Justin Sullivan/Getty Images

WASHINGTON – Der wirtschaftliche Abschwung hat Unternehmer kaum tangiert bei der Gründung neuer Firmen.

Im Jahr 2009 haben in den USA 558.000 Menschen den Sprung gewagt und neue Firmen gegründet. Das sind vier Prozent mehr als 2008, laut Kauffman Index of Entrepreneurial Activity.

„Das Jahr 2009 hat kaum wegen seiner tiefen Rezession und Rekordarbeitslosigkeit Geschichte geschrieben. Vielmehr dürfte es als das Jahr mit den meisten Firmengründungen in 14 Jahren in Erinnerung bleiben – es hat sogar die Zahl an Neugründungen während des Technologie-Booms 1999 – 2000 übertroffen“, ließ die Kauffman Foundation vor Kurzem in einem Statement verlauten.

Historisch betrachtet haben mehr Menschen neue Firmen während einer Rezession gegründet, als zu irgendeiner anderen Zeit. Viele dieser Firmen überleben und manche wachsen und werden zu großen Konzernen.

Zwei der ältesten Firmen von globaler Bedeutung – Proctor & Gamble Co. (gegründet 1837) und General Electric Co. (gegründet 1873) – wurden während einer Rezession gegründet. Proctor & Gamble wurde während der Krise von 1837 gegründet und General Electric während einer Rezession, die fast ein Jahrzehnt andauerte.

Die Hewlett-Packard Co. wurde am Ende der Großen Depression 1939 gegründet. Die Fastfood-Kette Burger King wurde als Franchise-Restaurant während der zehnmonatigen Rezession 1953 gegründet. Die Hotels der Hyatt Corp. öffneten ihre Tore als kleines Motel während der Eisenhower-Rezession 1957. Microsoft Corp. wurde gegründet während der Rezession 1974–1975. Cable News Network (CNN) wurde 1980 während einer 22-monatigen Rezession gegründet.

„Wirtschaftlich anspruchsvolle Zeiten können zum Motivationsschub werden für Menschen, die ihre Arbeit verloren haben. Sie werden selbst zum Unternehmer und schaffen die künftigen Arbeitsplätze“, sagte Carl Schramm, Präsident und Vorstandschef bei Kauffman.

Steigendes Venture Capital

Vorausblickende Investoren hingegen sind während einer finanziellen Krise zurückhaltender bei Investitionen in neue Unternehmen und belasten somit die Unternehmen. „Nach Rekordsummen über drei Jahre lang von 2005 an ging die Zahl der Unternehmensankäufe mit dem Versiegen billiger Finanzierungen zurück. Ein großer Teil der erhöhten Gelder wird nicht abgerufen, was vermutlich die Rückläufe für jetzige und zukünftige Investoren über eine lange Zeit beeinflussen wird“, sagte Andrea Auerbach, Leiterin des Forschungsbereichs außerbörsliche Unternehmensbeteiligungen der USA (U.S. Private Equity Research) an der Universität Cambrigde.

Venture Kapital ist außerbörsliches Beteiligungskapital (Private Equity), das Unternehmen, die als besonders riskant gelten, bereitgestellt wird. Venture-Capital-Fonds beliefen sich auf 3,6 Milliarden im ersten Quartal diesen Jahres. Im Vergleich zum ersten Quartal 2009 mit 5,3 Milliarden sind sie um 32 Prozent gesunken. Dieses Jahr könnte sich als eines der schlechtesten für Venture-Capital-Beteiligungen entpuppen.

Unterstützung erhalten über Venture Capital

Beim jährlichen Wettbewerb von Mass Challenge haben Unternehmer die Chance auf 15 bis 20 Geldpreise bei einer Gesamtsumme von einer Million US-Dollar für Firmengründungen. Ebenso können sich Privatpersonen mit herausragenden Ideen beteiligen. MC, eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Massachusetts, hilft Unternehmern beim Aufbau neuer Geschäftsvorhaben. Es gibt keine Einschränkungen bezüglich des Standortes an die Firma, die gegründet werden soll oder der eingebrachten Idee, die aus allen Bereichen stammen darf. Zu dem im April begonnenen Wettbewerb der MC können noch bis zum 11. Juni online Ideen eingereicht werden. Informationen findet man auf der Webseite masschallenge.org/. „Jeder Teilnehmer, nicht nur die Gewinner, wird Zugang zu Workshops, Mentoren, Führungskräften, anderen Team-Mitgliedern und Finanzierungsquellen bekommen“, steht auf der Webseite von MC.

Das Ganze bekommt man aber nicht umsonst. Bis zum 4. Juni ist eine Gebühr von 195 US-Dollar fällig, die bis zum Anmeldeschluss auf 295 Dollar erhöht wird. Alle Firmengründungen mit weniger als 500.000 Dollar an Beteiligung und weniger als einer Million Umsatz können sich beteiligen. Techstars, ein weiteres Investment-Programm, wird von Mentoren betrieben. Hier war der Anmeldeschluss der 1. Juni. Das Programm dauert drei Monate und zehn Neugründungen erhalten bis zu 18.000 Dollar. 2009 hatte das Programm über 600 Beteiligungen. Neben Startkapital bekommen die Gewinner sechs Monate Intensivtraining von Experten und Zugang zu Rechtsberatung und Firmennetzwerken. Mehr Informationen dazu sind auf der Webseite techstars.org zu finden.

Neue Jobs durch Firmengründung

„Trotz andauernder Herausforderungen auf dem Markt und in der Wirtschaft investiert die Venture-Capital-Gemeinschaft weiterhin in Unternehmen, die auf Wachstum eingestellt sind und kontinuierlich neue Mitarbeiter einstellen“, sagte Mark Heesen, Präsident der nationalen Venture Capital Association, in einer Stellungnahme. Im ersten Quartal 2010 vergaben neue Firmen mehr als 13.000 Jobs, ein 16-prozentiges Wachstum gegenüber dem Vorjahr. Ungefähr 4.400 Stellen werden monatlich von neu gegründeten Firmen ausgeschrieben. Die meisten Neueinstellungen betreffen laut der Webseite StarUpHire die Sektoren Informationstechnologie, Biowissenschaften und Clean Technologie. Solange es aber keine gesicherten Statistiken gibt, ist davon auszugehen, dass die obigen Angaben nicht alle Neueinstellungen berücksichtigen. „Ohne die Neugründungen, so zeigen es unsere Untersuchungen, wäre die Nettoneubeschaffung von Arbeitsplätzen negativ. Eine Politik, die sich auf den Aufbau neuer Firmen konzentriert, könnte also mehr Arbeitsplätze schaffen und gleichzeitig die Anzahl an Wachstumsunternehmen steigern“, sagte Dane Stangler, Senior-Analyst der Kauffman Foundation. Neuunternehmen, die zwischen drei und fünf Jahren im Geschäft sind, repräsentieren weniger als ein Prozent aller US-Firmen. Sie schaffen jedes Jahr 88 neue Stellen und stellen pro Firma bis zu 249 neue Mitarbeiter ein. Die durchschnittliche US-Firma dagegen stellt pro Jahr zwischen zwei und drei neue Jobs. Die meisten freien Stellen entstehen nach Kündigungen oder Erreichen des Rentenalters. Jährlich kommen zehn neue Jobs aus Neugründungen aufgrund ihres beschleunigten Wachstums, so berichtet es eine kürzlich herausgegebene Kauffman-Studie. „Weil schnell wachsende junge Firmen mit einer überproportionalen Einstellungsquote korrelieren, sollten Politiker, die über mangelnde Beschäftigung besorgt sind, die Schaffung von mehr Wachstumsunternehmen vorantreiben“, sagte Robert E. Litan, Vizepräsident bei Kauffman.

Originalartikel auf Englisch: What Recession? Startups Dot U.S. Business Landscape

 



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