Gas aus der Türkei? Nehammer und Erdoğan erörtern Energieversorgung

Österreich bezieht derzeit 80 Prozent seiner Gasversorgung aus Russland. Im Zeichen der Ukrainekrise könnte die Türkei zur Verminderung der Abhängigkeit beitragen. Kanzler Nehammer sprach vor seinem Moskau-Besuch auch darüber mit dem Präsident Erdoğan.   
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Ein Mitarbeiter von Gazprom nahe der ukrainischen Grenze: Künftig soll russisches Gas über die Türkei und Griechenland nach Europa kommen.Foto: Maxim Shipenkov/Archiv/dpa
Von 12. April 2022

Im Zeichen des Ukrainekrieges kommt Österreich neben der Türkei und Israel nicht nur eine mögliche Vermittlerrolle zu. Auch angesichts der starken Abhängigkeit Österreichs von Gaslieferungen aus Russland könnte Ankara zum wichtigen Partner bei einer diversifizierten Energieversorgung werden.

Wie „Hürriyet“ berichtet, haben der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Österreichs Bundeskanzler Karl Nehammer am Sonntag (10.4.) auch darüber ein Telefongespräch geführt – bevor Nehammer sich auf den Weg zu seinem Besuch in Moskau machte.

Erdoğan will Energieressourcen des Kaspischen Beckens nutzbar machen

Neben Schritten zur Verbesserung der türkisch-österreichischen Beziehungen und Themen wie dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine haben beide Spitzenpolitiker, so die Direktion für Kommunikation des türkischen Präsidenten, auch die Frage einer verstärkten Zusammenarbeit im Energiebereich erörtert.

Erdoğan wies insbesondere auf den strategischen Charakter des Transports der Energieressourcen des Kaspischen Beckens und des östlichen Mittelmeers über die Türkei nach Europa hin. Österreich wiederum könnte seine Kapazitäten als wichtiges europäisches Verteilerzentrum für Erdgas ausbauen.

Das Telefongespräch fand zu einem Zeitpunkt statt, da die Türkei die Wiederbelebung von Projekten zum Transport natürlicher Ressourcen im östlichen Mittelmeer durch türkisches Territorium auf den europäischen Kontinent vorantreibt. Nach Ansicht Ankaras stellt die türkische Route die wirtschaftlichste Alternative für den Transport von Erdgas aus dem östlichen Mittelmeerraum beispielsweise via Aserbaidschan und Israel nach Europa dar.

Die Regierung in Ankara hat erst jüngst einen Energiedialog vor allem mit Israel aufgenommen, nachdem das EastMed-Projekt, eine 1.900 Kilometer lange Pipeline, die das Gas unter Umgehung der Türkei und des türkischen Teils Zyperns nach Europa transportieren sollte, vollständig auf Eis gelegt worden war.

Regierung Nehammer als Chance für Beziehungen zwischen Türkei und Österreich betrachtet

Erdoğan begrüßte die sich in letzter Zeit entwickelnden hochrangigen Kontakte zwischen der Türkei und Österreich. Weiter erklärte er, dass Ankara weiterhin sein Bestes tun werde, um Frieden zwischen Russland und der Ukraine zu schaffen.

Den Umbau der österreichischen Regierung nach dem Rücktritt von Ex-Kanzler Sebastian Kurz sieht man in Ankara als Chance. Zuvor war das Verhältnis zwischen beiden Ländern unter anderem durch die rigorose Anti-Migrationspolitik der Regierung in Wien und deren Opposition gegen eine weitere EU-Annäherung der Türkei gekennzeichnet.

Die Maßnahmen gegen die muslimische Gemeinschaft in Österreich – beispielsweise durch die später von Gerichten weithin als rechtswidrig bewertete „Operation Luxor“ gegen vermeintliche Anhänger der Muslimbruderschaft – hatten das bilaterale Verhältnis belastet.



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