Höhere Preise für Kirschen: Obstbauern befürchten Verlust von Marktanteilen durch Kirschimport

So warm es derzeit vielerorts in Deutschland ist, so klirrend kalt war es erst vor zwei Monaten. Der plötzliche Frost versetzte Obstbäumen einen Schlag – und trübte die Ernteaussichten der Landwirte. Das bekommen auch die Verbraucher zu spüren.
Epoch Times26. Juni 2017

Nach herben Ernteeinbußen wegen der Kältewelle im Frühjahr rechnen Obstbauern mit höheren Preisen für ihre Früchte. „Der Kirschpreis muss steigen und er wird steigen“, sagte der Vizechef der Bundesfachgruppe Obstbau, Franz-Josef Müller.

In Baden-Württemberg, einem der Hauptanbaugebiete für Kirschen in Deutschland, gebe es Einbußen von etwa 80 Prozent im Vergleich zu Vorjahren. Grund: Viele Kirschblüten sind bei Frost im April abgestorben.

Durch das knappere Angebot am Markt seien höhere Preise unvermeidlich, zumal die Obstbauern ihre finanziellen Engpässe zumindest ansatzweise decken müssten, sagte Müller. Der Branchenvertreter geht von einem deutlichen Preisanstieg aus. So könnte ein Kilo Kirschen, das auf Märkten normalweise zwischen 4 und 8 Euro kostet, bald für 6 bis 10 Euro zu haben sein.

Deutsche Kirschen teuer als importierte

Der durchschnittliche Kirschpreis ist im Juni sogar um 23 Cent auf 5,03 Euro pro Kilo gefallen, und das aufgrund der gestiegenen Importe etwa aus der Türkei, so die Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Das bezieht sich auf die Kirschen in Supermärkten oder Discountern.

„Einen deutlichen Einfluss dürfte die knappe Ernte dagegen auf die bezahlten Preise im Ab-Hof-Verkauf, im Fachgeschäft oder auf dem Wochenmarkt haben, denn in diesen Einkaufsstätten dominiert deutsche Ware normalerweise“, sagte der Agrarexperte Hans-Christoph Behr.

Soll heißen: In Supermärkten und Discountern dürften sich die heimischen Ernteeinbußen kaum bemerkbar machen, weil dort ohnehin nur oder großteils importierte Früchte bereitliegen. Die Einfuhren waren 2016 laut AMI „sprunghaft“ gestiegen, auch 2017 könnte sich der Anstieg der Einfuhren fortsetzen.

Obstbauer befürchten Verlust von Marktanteilen

Bauernvertreter Müller machen die Ernteeinbußen doppelt Sorgen. Zum einen, weil die Lage für viele Obstbauern ohnehin angespannt sei. Zum anderen, weil heimische Landwirte dieses Jahr Marktanteile an ausländische Konkurrenten verlieren könnten.

Wenn Handelspartner erstmal umgesattelt und andere Bezugsquellen erschlossen hätten, sei die Rückgewinnung von Marktanteilen schwierig, so Müller.

Niedersachsens Kirschen meistens nicht betroffen

Neben Baden-Württemberg gibt es noch in anderen deutschen Bundesländern Kirschernten im großen Stil. In Rheinland-Pfalz sehe es ähnlich schlecht aus wie in Baden-Württemberg, sagte Müller. Auch in Bayern – also in der Region Lindau und in Franken – verzeichne man starke Einbußen.

In Niedersachsen hingegen sei die Situation besser, weil dort Bäume an den kalten Apriltagen noch nicht voll geblüht hatten – Frost macht Kirschbäumen vor der Blüte wenig aus. Insgesamt dürfte sich laut einer Umfrage der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft unter deutschen Erzeugerorganisationen die Kirsch-Erntemenge in diesem Jahr aber etwa halbieren.

In Teilen Deutschlands läuft die Kirschernte bereits, die letzten Kirschbäume dürften im August abgeerntet sein. 2016 lag die Ernte in Deutschland bei etwa 45.000 Tonnen, davon zwei Drittel Süß- und ein Drittel Sauerkirschen. Circa gleich hoch lag die Menge der Kirsch-Importe. (dpa)

Mehr dazu:

Bauernpräsident: AfD ohne großen Zuspruch unter Landwirten

„Ein Dankeschön sagen“: Merkel würdigt deutsche Landwirte

GEZ für die Kühe: Landwirt zahlt Rundfunkbeitrag für Stall ohne Stromanschluss



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion