Homeoffice senkt Bruttoinlandsprodukt – Wer unterwegs ist, gibt mehr Geld aus

Rund 30 Prozent der Angestellten in Deutschland arbeiten derzeit zuhause statt im Büro. Das wirkt sich unter anderem auf Gastronomie, stationären Einzelhandel und den Personennahverkehr aus. Was bleibt nach Auslaufen der Homeoffice-Pflicht?
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Homeoffice mit Kindern ist Stress.Foto: iStock
Epoch Times27. Mai 2021

Der Homeoffice-Effekt könnte das deutsche Bruttoinlandsprodukt nach Einschätzung der Unternehmensberatung PwC dieses Jahr um 15 Milliarden Euro senken.

Die verringerten Ausgaben von Büroangestellten träfen Gastronomie, stationären Einzelhandel und den Personennahverkehr besonders hart, erklärten die PwC-Finanzexperten in München. Nach ihren Angaben arbeiteten rund 30 Prozent der Angestellten in Deutschland zuhause statt im Büro.

Für das Pendeln zum Arbeitsplatz, das Mittagessen im Restaurant, Einkäufe im Büroviertel oder auf dem Arbeitsweg und für Unterhaltung gäben sie weniger Geld aus. Die direkt betroffenen Branchen verlören dadurch 5,7 Milliarden Euro Umsatz.

Wer unterwegs ist, gibt mehr Geld aus

Dazu kämen indirekte Effekte wie beispielsweise der geringere Energieverbrauch von Gaststätten. Das führe zu einem wirtschaftlichen Rückgang von 4,1 Milliarden Euro. Die verringerte Kaufkraft der Beschäftigten in den betroffenen Branchen schlage mit 5,1 Milliarden Euro zu Buche.

Ergebnis sei ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um voraussichtlich 14,9 Milliarden Euro oder 0,3 Prozent, heißt es in der PwC-Analyse „Economic impact of COVID-19 induced Home Office“.

Die Bruttowertschöpfung von Personenbeförderung, Tourismus, Reiseanbietern, Hotels und Gaststätten sei 2020 um ein Drittel gesunken und dürfte sich bis 2022 nicht auf Vorkrisenniveau erholen. Die Bruttowertschöpfung im stationären Einzelhandel dürfte nach einem Rückgang um 8,6 Prozent im Vorjahr dieses Jahr um 4 Prozent steigen. „Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Unterhaltungsbranche“, schrieben die PwC-Analysten.

Was bleibt nach Auslaufen der Homeoffice-Pflicht?

Künftig dürften flexible Arbeitsmodelle vorherrschen. „Es ist davon auszugehen, dass viele Unternehmen mit Blick auf den Wissenstransfer und Zusammenhalt der Belegschaft auf hybride Lösungen setzen werden. Dadurch können auch vom Bürobetrieb abhängige Branchen mittelfristig auf eine Erholung der Umsätze hoffen“, sagte PwC-Projektleiter Thorben Wegner.

Das Ifo-Institut schätzt, dass etwa 56 Prozent der Jobs in Deutschland von zuhause erledigt werden könnten. Ende Juni 2021 läuft vermutlich die aktuelle Regelung aus, die Homeoffice überall vorschreibt, wo es möglich ist.

Von „sofort ins Büro zurück“ bis zum Rückbau der Schreibtische

Große Unternehmen gehen unterschiedlich damit um, berichtet das „Manager Magazin“. Goldmann Sachs will so schnell wie möglich zur Normalität ohne Homeoffice zurückkehren. Das sei ein Irrweg, für eine „innovative, kollaborative Kultur“ sei die Distanz zwischen den Beschäftigten nicht ideal.

Ähnlich denkt Netflix-Chef Reed Hastings. Es sei „rein negativ, nicht persönlich zusammenkommen zu können, besonders international“. Ihm falle kein einziger Vorteil ein, zitierte ihn das „Wall Street Journal“. Auch Amazon möchte so schnell wie möglich wieder zu einer „bürozentrierten Kultur“ zurückkehren.

Andere Unternehmen wie Microsoft, die Allianz oder die Deutsche Bank arbeiten an hybriden Modellen, also einer Mischung von Büro und Heimarbeitsplatz. Bei Porsche könne jeder, soweit es seine Aufgaben ermöglichen, bis zu zwölf Tage im Monat arbeiten, wo, wann und wie er will (solange das Arbeitsergebnis stimmt). Porsche hat sich das Ziel gesetzt, bis 2025 nur noch 60 Prozent seiner Schreibtische für Büromitarbeiter vorhalten zu müssen.

Google erwartet künftig von seinen Angestellten, „innerhalb einer Pendeldistanz zu Büros zu leben“. Wer mehr als 14 Tage Homeoffice möchte, muss das entsprechend beantragen. Facebook erklärt, mobiles Arbeiten sei die Zukunft – und grundsätzlich sollten die Angestellten selbst entscheiden, wo sie sich niederlassen. Bezahlt wird allerdings „nach den örtlichen Arbeitskosten“.

Für völliges Homeoffice steht Twitter-Chef Jack Dorsey. Er verkündete im Mai 2020, von nun an könnten die Angestellten auch für immer von zuhause arbeiten, wenn sie es möchten. Doch ab und zu seien sie durchaus auch im Büro willkommen. (dpa/ks)



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