Inflation? Welche Inflation?

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Die Menschen sparen mehr.Foto: picture alliance / Oliver Berg/dpa/Symbolbild/dpa
Von 1. März 2021

Mit einer gewissen Regelmäßigkeit gerät das Thema Inflation immer wieder in den Blickpunkt und schafft zugleich Spielraum für angeheizte Debatten. Insbesondere in Deutschland ist das so und das ist auch verständlich – nicht unbedingt aufgrund eines historischen Traumas, sondern weil Deutschland zu den Ländern Europas mit einer hohen Sparquote gehört.

Spätestens, seit die Teuerungsrate in der Eurozone zu Jahresbeginn von minus 0,3 Prozent im Dezember auf 0,2 Prozent gestiegen ist und sich im Januar im Jahresvergleich ein Plus von 0,9 Prozent ergibt, ist das Thema Inflation wieder in aller Munde.

Dass hierfür ganz wesentlich der gestiegene Ölpreis verantwortlich ist, wird allenthalben zumindest nicht besonders gewürdigt. Zur Erinnerung: Infolge der Ausbreitung von Covid-19 sowie eines Preiskampfes der Förderländer Russland und Saudi-Arabien war der Ölpreis auf 37 US-Dollar gefallen – unter null! Ein negativer Ölpreis war bis dahin beispiellos.

Drastische Fördermengenreduzierungen sowie die Hoffnung auf ein Anziehen der globalen Wirtschaft haben ihre Wirkungen nicht verfehlt, der Ölpreis hat sich zu Beginn des Jahres 2021 auf Stände oberhalb des Vorkrisen-Niveaus erholt.

Trotz der geringen Gewichtung im Eurostat-Warenkorb mit einem Anteil von nur rund einem Zehntel wiegen die Energiepreise wegen der absoluten Schwankungsbreite schwer. Annahmen bezüglich dauerhafter Inflations- oder Deflationstendenzen müssen das immer berücksichtigen.

Billionen schwere Rettungspakete

Zwischen der Gegenwart und dem Frühjahr 2020 liegen allerdings auch schwere Monate für die Wirtschaft sowie die Ankündigung Billionen schwerer Rettungs- und Konjunkturpakete dies- und jenseits des Atlantiks. Daraus ergibt sich einerseits die Erwartung, dass die Konjunktur mit den Lockerungen bei den Lockdowns deutlich anzieht sowie die Angst, dass die vielen Gelder der Regierungen und Notenbanken zwangsläufig zu Inflation führen müssen.

Die Europäische Zentralbank, die einen langfristigen Inflationsmittelwert von rund zwei Prozent anstrebt und seit Jahren eher gegen deflationäre Entwicklungen kämpft, würde dies wohl auch begrüßen.

Dennoch scheint die Erwartung an eine deutliche und nachhaltige Inflation überhöht.

Das liegt vor allem an den kompensatorischen Effekten. Ein Blick auf die Liquiditätskrise von 2008/ 2009 und die darauffolgende Staatsschuldenkrise bzw. die damit einhergehenden Rettungsaktionen und deren Einfluss auf die Inflation würde bereits genügen.

Denn ein Anstieg der Geldmenge allein ist nicht gleichbedeutend mit Inflation, hierzu wäre es notwendig, dass das zusätzlich geschöpfte Zentralbankgeld nachfragewirksam wird. Wenn die Geschäftsbanken aber keine Kredite an die Privatwirtschaft ausreichen, etwa weil diese nicht nachgefragt werden oder die Risikoaversion zu hoch ist, bleiben die Preise unverändert.

Geldmenge steigt, Gesamtwirtschaftsleistung nicht

Wenn auch der private Konsum durch billig bereitgestelltes Geld nicht anspringt, weil die Menschen in der Krise zu höheren Sparquoten neigen – im vergangenen Jahr war dies sogar in der sonst eher konsumgetriebenen Wirtschaft der USA zu beobachten –, bleibt Inflation ebenso aus. Ein weiterer Teil der Konsumausgaben hat sich schlicht verlagert, hin zu Onlineshopping und weiteren digitalen Dienstleistungen.

Hinzu kommt, dass veränderte globale Wertschöpfungsketten eine völlig neue Dynamik entwickelt haben, die einen echten Nachfrageüberhang bei gleichzeitiger Güterknappheit nicht mehr so einfach entstehen lassen.

Unabhängig davon, wie man jeweilige geldpolitische Maßnahmen beurteilt – die Umlaufgeschwindigkeit des Geldes nimmt zwangsläufig ab, wenn die Geldmenge steigt, sich die Gesamtwirtschaftsleistung aber nicht verändert.

Das bedeutet, dass selbst die Tatsache, dass globale Transportunternehmen derzeit über bevorstehende Kapazitätsengpässe klagen, kaum dazu führen wird, dass die Menschen mit den einsetzenden Lockerungen auch langfristig überproportional konsumieren werden oder dass Investitions- und Produktionstätigkeiten nun überall dort massiv und dauerhaft ansteigen, wo sie vor der Krise heruntergefahren wurden.

Die letztlich relevante Bereitschaft der Menschen, zurückgehaltenes oder hinzugewonnenes Geld auszugeben, wird sich zwangsläufig durch die irgendwann beginnende Urlaubssaison sowie weitere Aktivitäten in den Bereichen Freizeit, Sport, Kultur etc. erhöhen. Jedoch ist die Wahrscheinlichkeit doch recht hoch, dass dies Einmaleffekte mit begrenztem Ausschlag auf die Inflation bleiben werden.

 

Zur Person: Tobias Stöhr ist Börsenexperte von Spectrum Markets. Der Artikel erschien zuerst bei bondguide.de.



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