IW: Bei Gas-Embargo droht „Ende der Grundstoffproduktion in Deutschland“

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Containerschiffe im Hamburger Hafen am 20. Oktober 2021.Foto: Morris MacMatzen/Getty Images
Epoch Times9. April 2022

Der Chef des Instituts der Deutschen Wirtschaft Köln (IW) warnt vor gravierenden Folgen eines Gas-Embargos für die deutsche Volkswirtschaft. „Das würde in zentralen Bereichen zweieinhalb Jahre Produktionsstillstand bedeuten samt entsprechender Durchwirkung auf weite Teile der Industrie“, sagte er der „Welt am Sonntag“.

„Wenn die Produktion ein Jahr oder länger stillsteht, dann ist das eine Situation, die man nicht mehr mit Kurzarbeitergeld und Subventionen lösen kann. Es wäre das Ende der Grundstoffproduktion in Deutschland.“

Das hätte auch massive Auswirkungen auf die Beschäftigung: „Da sind wir schnell bei zweieinhalb oder drei Millionen zusätzlichen Arbeitslosen.“ Ein solcher Einbruch sei auch nicht mit der Coronakrise zu vergleichen. „Wenn ich in der Industrie einen Stillstand habe, den ich nicht in überschaubarer Zeit korrigieren kann und der in Teilen – bei der Chemie zum Beispiel – irreversibel sein könnte, dann ist das etwas anderes als in der Pandemie“, so Hüther.

Man dürfe nicht ignorieren, dass ein solches Embargo ein „erheblicher Eingriff ins deutsche Geschäftsmodell“ wäre. „Ich sehe auch kein anderes Land in der Welt, das vergleichbare Risiken eingehen würde, weil kein Land dieses Geschäftsmodell hat“, sagte Hüther. Der Ökonom Jan Schnellenbach von der Brandenburgischen Technischen Universität widerspricht Hüther: „Ein Gasembargo hätte also einen großen, aber keinen katastrophalen Effekt“, sagte Schnellenbach. „Das wäre eine schwere Rezession, aber weniger schlimm als bei Corona.“

Es gebe eine historische und moralische Verantwortung, ein solches Gas-Embargo möglichst schnell zu verhängen: „Wenn es diese Wahrscheinlichkeit gibt, haben wir die politische und moralische Pflicht, überschaubare und tragbare Kosten hinzunehmen, die wir uns mit unserer Außen- und Energiepolitik der letzten Jahrzehnte ja auch wesentlich selbst eingebrockt haben“, sagte Schnellenbach. „Wenn man in der Geschichte zurückschaut, welche Opfer andere Länder gebracht haben, damit wir in Deutschland ein relativ freies, demokratisches Leben führen können, dann können wir jetzt auch gewisse überschaubare Opfer bringen.“ (dts/red)



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