Kartellamt erlaubt Übernahme von Real-Märkten durch Kaufland
Das Bundeskartellamt hat den Weg für die Zerschlagung der kriselnden SB-Warenhauskette Real frei gemacht.
Der Großflächen-Discounter Kaufland erhielt am Dienstag (22. Dezember) von der Wettbewerbsbehörde grünes Licht für die Übernahme von bis zu 92 Real-Märkten. Die Supermarktkette Globus bekam die Freigabe für den Erwerb von bis zu 24 Real-Standorten, wie die Wettbewerbsbehörde mitteilte.
Für Kaufland ist es die bisher größte Übernahme der Firmengeschichte. Das Unternehmen betreibt bisher bundesweit 670 SB-Warenhäuser und gehört wie Lidl zur Schwarz-Gruppe, dem größten Lebensmitteleinzelhändler Europas. Ursprünglich hatte Kaufland sogar bis zu 101 Real-Filialen übernehmen wollen. Doch bei neun Märkten stellten sich die Wettbewerbshüter quer.
Bundeskartellamtspräsident Andreas Mundt betonte: „Wir wollen für die Verbraucherinnen und Verbraucher dort, wo sie einkaufen, genügend Auswahlmöglichkeiten zwischen verschiedenen Lebensmittelhändlern erhalten. Deswegen erlauben wir Kaufland anstatt der 101 angemeldeten nur die Übernahme von bis zu 92 Real-Standorten.“
In den Fällen, in denen das Kartellamt nicht mitspielte, wären nach Einschätzung der Wettbewerbshüter die Ausweichmöglichkeiten und der Wettbewerb zu stark beeinträchtigt worden. Die Übernahme von bis zu 24 Real-Standorten durch Globus ist dagegen nach Einschätzung der Wettbewerbshüter unproblematisch. Globus kommt in Deutschland mit 47 SB-Warenhäusern lediglich auf einen Umsatz von 4,5 Milliarden Euro.
Kartellamt handelt Real-Standorte für mittelständische Lebensmittelhändler aus
Das Bundeskartellamt prüfte allerdings nicht nur die Auswirkungen der Übernahmen auf die Verbraucher, sondern auch die Effekte auf der Beschaffungsseite, wo sich die Händler und ihre Lieferanten gegenüberstehen. Mundt betonte, die Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Lidl baue durch die Übernahmen zwar ihre starke Marktposition beim Einkauf weiter aus. Die Freigabe sei aber dennoch möglich gewesen, weil sich Real-Eigentümer SCP im Gegenzug verpflichtet habe, eine nennenswerte Zahl von Real-Standorten an mittelständische Lebensmittelhändler zu veräußern.
Damit gebe es weiterhin eine wichtige Absatzalternative für die Hersteller und Lieferanten von Lebensmitteln in Deutschland. „Nach dem Verlauf des Veräußerungsprozesses war nicht davon auszugehen, dass mittelständische Händler ohne die Einflussnahme des Bundeskartellamtes überhaupt Standorte hätten erwerben können“, betonte Mundt.
Kaufland will die Real-Märkte ab dem ersten Quartal kommenden Jahres Schritt für Schritt übernehmen. „In den kommenden Monaten werden wir die Märkte integrieren und als regionale Nahversorger für die Kunden erhalten“, sagte der Chef von Kaufland Deutschland, Ralf Imhof. Bis zu 12 000 Beschäftigte erhielten damit eine neue berufliche Perspektive.
Der russische Real-Eigentümer SCP hatte die angeschlagene SB-Warenhauskette mit ihren rund 270 Märkten von der Metro im Frühjahr erworben, um sie zu zerschlagen und weiterzuverkaufen. Neben Kaufland und Globus hat auch Deutschlands größter Lebensmittelhändler Edeka beim Bundeskartellamt die Übernahme von bis zu 72 Real-Filialen angemeldet. Doch steht hier die Entscheidung der Wettbewerbshüter noch aus. Die Frist für eine Entscheidung wurde erst kürzlich bis zum 22. Februar kommenden Jahres verlängert.
In Deutschland entfallen mehr als 85 Prozent der Umsätze im Lebensmittelhandel auf die vier führenden Handelsketten Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe. Deswegen ist das Bundeskartellamt bei Übernahmen in diesem Bereich besonders wachsam. (dpa)
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