Letzte Steinkohle-Zeche Deutschlands schließt

Nach mehr als 200 Jahren ist eine Ära zu Ende: Die letzte Steinkohle-Zeche, Prosper-Haniel in Bottrop, soll feierlich und für immer geschlossen werden.
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Letzte Steinkohle-Zeche Deutschlands schließt.Foto: Thomas Lohnes/Getty Images
Epoch Times21. Dezember 2018

Nach mehr als 200 Jahren ist eine Ära zu Ende: Die letzte Steinkohle-Zeche, Prosper-Haniel in Bottrop, soll feierlich und für immer geschlossen werden. Zur Abschiedszeremonie wurden am Freitagnachmittag unter anderen Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erwartet.

Regierungssprecherin Ulrike Demmer würdigte den Steinkohlebergbau vor Journalisten in Berlin: Er habe Industrialisierung und damit Wohlstand möglich gemacht. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bedankte sich via Twitter: „Wir verdanken Generationen von Bergleuten unendlich viel: Wärme, Wohlstand, Sicherheit.“ Viele hätten Leben oder Gesundheit verloren.

Der Vorsitzende der Bergbaugewerkschaft IG BCE, Michael Vassiliadis, betonte, der Steinkohlebergbau habe Deutschland „stark und reich“ gemacht  – und das nicht nur ökonomisch, sondern auch kulturell, charakterlich und gesellschaftlich. Das Ende dieser Branche treffe besonders die Menschen immer noch hart, die sich für eine sichere Energieversorgung Deutschlands „jahrzehntelang krumm gemacht haben“. Die IG BCE habe dafür gesorgt, „dass niemand ins Bergfreie gefallen ist“.

Auch der ehemalige Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) lobte den Ausstieg aus der Steinkohle als „Musterbeispiel“ für eine sozialverträgliche Abwicklung klimaschädlicher Industrien. Ein solcher Ausstieg könne auch ohne betriebsbedingte Kündigungen gelingen, „wenn sich eine Gesellschaft darauf verständigt“, sagte Trittin im SWR.

Bereits in den vergangenen Wochen war in Bottrop letztmals Kohle gefördert worden. Die Abschiedsfeier ist der Schlusspunkt einer jahrzehntelangen Entwicklung. Das langsame Sterben der Kohlezechen in den traditionellen Steinkohleländern Nordrhein-Westfalen und Saarland begann schon 1958. Damals stürzte der Trend zu billiger Importkohle und preisgünstigem Erdöl die Steinkohle in eine tiefe Krise. Vor 1958 förderten die Ruhr-Kumpel jährlich noch mehr als 123 Millionen Tonnen Steinkohle, 2014 waren es nur noch 5,7 Millionen. Mittlerweile ist die Fördermenge auf Null gesunken.

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte am Freitag, zwischen 1989 und 2017 seien Subventionen in Höhe von 40,15 Milliarden Euro in den Steinkohleabbau geflossen. Um den Umbau abzufedern, seien 2018 bis 2022 rund 2,7 Milliarden Euro vorgesehen.

Vassiliadis warnte vor einem Kahlschlag im Braunkohle-Bergbau. „An der Braunkohle hängen in den Revieren direkt und indirekt 60.000 Jobs und gut vier Milliarden Euro an Wertschöpfung“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Das ersetzt man nicht mal so eben.“ Nötig seien Ideen, Investitionen und viele Milliarden Euro staatliche Unterstützung, um gute Industriearbeit in den Regionen zu sichern.

Einen Plan für den Kohleausstieg soll eine von der Regierung eingesetzte Kommission vorbereiten und gleichzeitig Zukunftsperspektiven für die betroffenen Reviere schaffen sowie den Wegfall von Arbeitsplätzen in der Industrie abfedern. Sie hatte ihre Arbeit kürzlich bis Februar verlängert. Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Länder mit Kohleregionen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen, hatten die Arbeit der Kommission zuvor kritisiert und einen stärkeren Fokus auf die Rettung von Arbeitsplätzen gefordert. (afp)



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