Massiver Fahrer-Mangel: Logistikbranche in Rheinland-Pfalz schlägt Alarm

In Deutschland fehlen bis zu 80.000 Lkw-Fahrer. Die Ursachen liegen unter anderem in der geringen Bezahlung und Dumpinglöhnen osteuropäischer Firmen.
Titelbild
LKWs.Foto: iStock
Epoch Times10. November 2021

In Rheinland-Pfalz fehlen bis zu 4.000 Lkw-Fahrer, die Logistikbranche schlägt Alarm. „Wenn diese Entwicklung nicht gestoppt wird, könnte in zwei bis drei Jahren ein Versorgungskollaps zu erwarten sein“, sagt Gudio Borning, Geschäftsführer des Dachverbandes der rheinland-pfälzischen Mobilitäts- und Logistikbranche. Insgesamt fehlen in Deutschland zwischen 60.000 und 80.000 Lkw-Fahrer.

Der Beruf sollte als Mangelberuf anerkannt werden, fordert Borning. Entsprechende Förderprogramme könnten helfen, Nachwuchs zu finden.

Einen Grund sieht Borning in der Bundeswehr. Früher hätten viele junge Wehrpflichtige ihren Lkw-Führerschein bei der Bundeswehr gemacht, „das ist nun weggefallen“, sagt Borning. „Der Führerschein kostet jetzt mindestens 8.000 bis 9.000 Euro. Das muss erst einmal aufgebracht werden.“ Sinnvoll wäre, die Lkw-Führerscheinprüfung auch auf Englisch ablegen zu können, um potenzielle Fahrer mit Migrationshintergrund zu gewinnen.

Als Ursachen für den Fachkräftemangel werden die geringe Bezahlung und die Rahmenbedingungen der Arbeit angesehen. Die Speditionen stehen in Konkurrenz mit Dumpinglöhnen aus Osteuropa, fast zwei Drittel der Transporte werden mit Fahrzeugen durchgeführt, die in Ost- oder Südosteuropa registriert sind.

Verdi plädiert für mehr Kontrollen, um die Arbeitsbedingungen zu überprüfen. „Wir haben 363 Millionen Lkw-Fahrten in Deutschland im Jahr, doch es werden nur 500.000 Kontrollen durchgeführt“, erklärt Mike Kirsch, Experte für Speditionen und Logistik bei Verdi. Lenkzeiten, Routenplanung und andere Richtlinien sollten viel öfter kontrolliert werden. Zuständig dafür ist das Bundesamt für Güterverkehr.

Höhere Löhne – Der Brexit macht es möglich

Großbritannien hat ein ähnliches Problem und geht einen anderen Weg. Weil durch eine Kombination von Brexit und Corona viele Billigarbeiter aus Osteuropa nicht mehr zur Verfügung stehen, erhöhen sich die Löhne für Lkw-Fahrer.

Die Supermarktkette Waitrose versucht beispielsweise, Lkw-Fahrer mit Löhnen von 63.000 Euro im Jahr bei anderen Unternehmen abzuwerben. Das ist nach Angaben von „The Times“ mehr, als für Jobs in der Zentrale der Supermarktkette angeboten wird (52.000 Euro für eine Führungsposition).

Britische Unternehmen hoffen, dass Lkw-Fahrer in die Liste der Mangelberufe aufgenommen werden, damit ausländische Arbeitnehmer ein Visum erhalten können. Die Regierung fordert jedoch von den Firmen, Maßnahmen zur Einstellung einheimischer Arbeitskräfte zu ergreifen.

Allein der Logistikbranche fehlen in Großbritannien 100.000 Lkw-Fahrer. Jährlich gehen rund 30.000 Fahrer in Rente, rund 15.000 rücken nach, so der Branchenverband Road Haulage Association.

Die Road Haulage Association plädiert für einen europaweiten Notfallplan, um mehr Fahrer zu gewinnen. Handlungsbedarf sieht der Verband nicht nur bei den Gehältern der Fahrer und der Verbesserung der Arbeitsbedingungen, sondern auch im Rahmen der Einführung des Grünen Passes (Italien, Österreich) und anderen COVID-19-Maßnahmen, bei sicheren Parkplätzen, alternativen Kraftstoffen und der Dekarbonisierung.

Der Verband vertritt mehr als 200.000 Transportunternehmen in Europa (Kleinst-, Klein- und Mittelbetriebe) mit einer Gesamtkapazität von 430.000 Nutzfahrzeugen. (ks)



Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion