Preisschock trifft Verbraucher: Fast ein Viertel kauft keine Weihnachtsgeschenke

Die Preisexplosion in allen Lebensbereichen belastet Verbraucher, aber auch Unternehmer in Deutschland. Wer es einrichten kann, hält sein Geld zurück.
Die Verbraucher haben die Inflation auch im Lebensmittelhandel längst gespürt.
Die Verbraucher haben die Inflation auch im Lebensmittelhandel längst gespürt.Foto: Oliver Berg/dpa
Von 23. November 2022

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In vielen deutschen Haushalten könnte es unter dem Weihnachtsbaum in diesem Jahr leer bleiben. Immer mehr Menschen in Deutschland schaffen es kaum noch, die Kosten für Energie, Lebensmittel und erforderliche Dienstleistungen aufzubringen. Die Entwicklung trifft Unternehmen ebenso wie Verbraucher. Vor allem für den Handel könnte dies ein angespanntes Jahresende bedeuten.

Viele Verbraucher können Geschenke nicht aus laufendem Einkommen bezahlen

Einer INSA-Umfrage für „Bild“ zufolge wollen 23 Prozent der Befragten in diesem Jahr auf den Kauf von Weihnachtsgeschenken verzichten. Weniger als die Hälfte der repräsentativ befragten Bürger erklären, den Kauf von Geschenken aus dem laufenden Einkommen bestreiten zu können. Auf Ersparnisse zurückgreifen müssen dafür 22 Prozent, Schulden machen drei Prozent.

Deutsche Verbraucher haben jedoch auch schon im Alltag immer mehr Probleme, anfallende Kosten zu bewältigen. Wie die „Welt“ schreibt, zeigt der sogenannte Future Consumer Index der Beratungsgesellschaft EY Besorgnis erregende Entwicklungen auf. Demnach geben mehr als drei Viertel der 1000 Befragten an, sich beim Einkaufen erheblich einzuschränken. Jeder Zweite holt nur noch das Nötigste.

Die Teuerung erreicht mittlerweile auch Haushalte der Mittelschicht. Michael Renz von EY erklärt:

Durch die Inflation sind die Mittel der Verbraucher inzwischen deutlich begrenzter und die für den Konsum verfügbaren Einkommen entsprechend geschrumpft.“

Überall wird gespart – außer bei Grundnahrungsmitteln und Hygieneartikeln

Die Konsumenten müssten demnach quer durch alle Produktgruppen sparen, als Erstes trifft es Bereiche wie Mode und Unterhaltungselektronik. Jeweils 56 Prozent der Befragten geben in diesen Segmenten an, angedachte Einkäufe aufzuschieben oder gar nicht zu tätigen.

Auch beim Tanken und bei Apothekenbesuchen halten sich Verbraucher so weit wie nur möglich zurück. Nach dem Boom in Corona-Zeiten erleben auch Lieferdienste eine Flaute. Einbußen haben aber auch Unternehmen hinzunehmen, die mit Freizeitaktivitäten zu tun haben: vom Urlaubsanbieter über Kinos und Streamingdienste bis hin zu Restaurants, Bars und Fitnessstudios.

Demgegenüber wollen die Verbraucher mehr Geld für Güter des täglichen Bedarfs wie Lebensmittel oder Hygieneartikel zur Seite legen. Dies hat auch mit den Erwartungen für die weitere Zukunft zu tun: In Deutschland rechnen 96 Prozent der Befragten damit, dass die Spitze der Preisanstiege noch nicht erreicht sei – vor allem nicht bei Energie, Kraftstoffen und Lebensmitteln.

Verbraucher in der EU mit eingetrübten Zukunftserwartungen

Damit ist die Inflationserwartung der Verbraucher in Deutschland deutlich pessimistischer als in fast allen anderen Ländern – auch langfristig. Von allen Befragten gehen 52 Prozent davon aus, dass sich die Lebenssituation in Deutschland auch über die nächsten drei Jahre weiter verschlechtern wird. Im internationalen Durchschnitt sind dies nur 32 Prozent.

EY befragte insgesamt 21.000 Verbraucher in 27 Ländern. Während in China 60 und in den USA immerhin 50 Prozent mit einer perspektivisch wieder positiven Entwicklung rechnen, ist die Stimmung in Europa am Boden. Nur in Frankreich sind Zukunftssorgen noch weiter verbreitet als hierzulande.

Zumindest kurzfristig wird der Pessimismus deutscher Verbraucher wieder Nahrung bekommen. Einer aktuellen ifo-Umfrage zufolge werden zwei Drittel der Nahrungsmittelhersteller und 38 Prozent der Getränkehersteller gestiegene Einkaufspreise weitergeben. Im Oktober waren bereits Energieprodukte um 43 Prozent und Nahrungsmittel um 20,3 Prozent teurer gewesen als im Vergleichsmonat des Vorjahres.

Einsparungserwartungen an Unternehmen nicht realistisch

Die Energiepreisbremsen werden kaum ausreichen, um eine Trendwende einzuleiten, befürchtet man unterdessen in Industrie und Gewerbe. Laut einer Konjunkturumfrage der „Bild“-Zeitung rechnet auch jedes zweite Unternehmen mit einer schlechteren Geschäftsentwicklung für das kommende Jahr.

Vor allem die Energiepreise sind für Unternehmen, die in hohem Maße auf Strom und Gas angewiesen sind, nicht mehr zu stemmen. Die Erwartung der Politik, den Verbrauch auf 70 Prozent des ohnehin von Corona überschatteten Jahres 2021 zu drosseln, ist für viele unrealistisch.

Die Folge wird sein, dass an der Produktion selbst gespart wird. Das bedeutet nicht nur, dass tägliche Bedarfsgüter wie Brot immer teurer werden oder Textilreinigungen ihre Dienste einschränken. Auch ganze Industriezweige wie die chemische Industrie wären betroffen. Am Ende könnte dies zur Abwanderung von Unternehmen aus Deutschland führen.

Steigende Heizkosten treffen auch Jobcenter

Sogar die Jobcenter sind mit den Folgen der Teuerung konfrontiert – bereits vor der Regelsatzerhöhung für das geplante Bürgergeld. Für Heizkosten von Haushalten, die Hartz IV beziehen, schlugen im Juli 2022 insgesamt 188,3 Mio. Euro zu Buche, berichtet die „Bild“-Zeitung. Dies sei der höchste Wert seit August 2018 gewesen.

Während die durchschnittlichen Heizkosten für eine Bedarfsgemeinschaft im Januar noch bei 67,45 Euro pro Monat gelegen hatten, stieg dieser Wert ab dem Ukraine-Krieg stark an. Mittlerweile liegt er bei 72,08 Euro. Weder ein Sinken des Aufwandes noch ein Rückgang der Zahl der Hartz-IV- oder Bürgergeld-Empfänger ist angesichts der Preisentwicklung abzusehen.

(Mit Material von dts)



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