„Spektakulärer Rückgang“: Erzeugerpreise sinken erstmals seit zweieinhalb Jahren

Die Erzeugerpreise sinken. Wird damit die Wende der Inflation eingeläutet? Ökonomen äußerten sich optimistisch. Für Endverbraucher ist der Preisdruck aber bis auf Weiteres noch nicht vorüber.
Kühe bedienen sich am Heu-Büffet in ihrem Stall im brandenburgischen Herzberg/Ot Züllsdorf. Wegen des Ukraine-Kriegs sind die Kosten für Futter, Energie und Dünger extrem gestiegen.
Kühe bedienen sich am Futter in ihrem Stall im brandenburgischen Herzberg/Ot Züllsdorf.Foto: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa
Epoch Times21. November 2022

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Deutsche Hersteller von gewerblichen Produkten haben ihre Preise im Oktober erstmals seit Mai 2020 wieder gesenkt. Im Vergleich zum September gingen die Erzeugerpreise um 4,2 Prozent zurück, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte.

Verglichen mit den Preisen im Vorjahr, ergibt sich eine Teuerungsrate von rund 34,5 Prozent. Ein Vergleich: Noch im August und September verzeichneten die Statistiker den höchsten Preisanstieg von fast 46 Prozent.

Ökonomen sehen darin einen Vorboten, dass die Inflation ihren Höhepunkt langsam erreicht haben könnte. „Ein spektakulärer Preisrückgang nach all den Monaten mit deutlichen Preisanstiegen“, zitierte das „Handelsblatt“ den LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. „Vielleicht das erste Signal eines gewissen, konjunkturbedingten Nachlassens des Preisdrucks.“

Enorme Preisanstiege bei Butter, Zucker und Düngemitteln

Hauptverantwortlich für die hohen Erzeugerpreise sind weiterhin vor allem die gestiegenen Preise für Energie. Diese kostete im Oktober rund 86 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Hauptpreistreiber sind Erdgas und elektrischer Strom. Verglichen mit dem Vormonat September sanken die Energiepreise im Schnitt um 10,4 Prozent.

In die Statistik gehen die Preise von in Deutschland erzeugten und im Inland verkauften Produkten ein. Die Erzeuger zahlten im Oktober weiterhin deutlich mehr für Verbrauchsgüter – für Butter etwa 66,3 Prozent mehr als im Vorjahresmonat, für Zucker 54 Prozent mehr, für Käse und Quark rund 38 Prozent mehr und für Kaffee 29 Prozent mehr.

Die sogenannten Vorleistungsgüter wie Eisen und Stahl waren im Oktober um fast 16 Prozent teurer als im Vorjahresmonat. Besonders hoch waren die Preisanstiege bei Düngemitteln und Stickstoffverbindungen mit einem Plus von rund 113 Prozent. Das für die Düngemittelherstellung wichtige Vorprodukt Ammoniak kostete über 182 Prozent mehr.

Gebrauchsgüter wie Möbel waren um rund elf Prozent teurer. Die Preise für sogenannte Investitionsgüter wie Maschinen und Kfz-Teile lagen um fast acht Prozent höher.

Kosten bislang verzögert an Kunden weitergereicht

Die Erzeugerpreise gelten als ein Indikator für die Entwicklung der Verbraucherpreise. Sinkende oder steigende Kosten für Produzenten kommen erwartungsgemäß bei den Endkunden an – wenn auch etwas verzögert. Laut einer Umfrage des ifo-Instituts geben deutsche Unternehmen ihre gestiegenen Einkaufspreise nur langsam und unvollständig an ihre Kunden weiter.

Eine schwache Nachfrage, Wettbewerbsdruck und langfristige Vertragslaufzeiten hemmen die Firmen nach ihren eigenen Angaben bei Preiserhöhungen, erläuterte ifo. Befragt wurden im Oktober rund 6.500 Unternehmen aus allen Branchen.

Kostenwelle kommt in den nächsten Monaten

Demnach hätten die Firmen in den vergangenen Monaten ihre Einkaufspreise erst zu 34 Prozent durchgereicht, teilte das Institut am Montag mit. Bis April 2023 planten sie, diesen Wert auf 50 Prozent zu erhöhen. „Dies führt voraussichtlich zu weiterem Inflationsdruck bei den Verbraucherpreisen in den nächsten Monaten“, sagte ifo-Forscher Manuel Menkhoff.

Am stärksten will demnach die Industrie in den kommenden Monaten höhere Einkaufspreise für Energie, Rohstoffe und Vormaterialien durchreichen – hier sind es laut Umfrage 68 Prozent der gestiegenen Preise. Mit 66 Prozent folgt die Baubranche. Im Handel sind es 53 Prozent, bei den Dienstleistern 36 Prozent.

In der Industrie allein reiche die Spanne von 89 Prozent der Einkaufspreise – die Produzenten von Schuhen und Lederwaren weitergeben wollten – bis zu 38 Prozent in der Getränkeherstellung, teilte das ifo-Institut weiter mit. Diese Unterschiede seien bereits in der Vergangenheit zu beobachten gewesen. (dl)

(Mit Material von Nachrichtenagenturen)



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