Tarifstreit: Warnstreiks seit Mitternacht – Arbeitgeber: „IG Metall will keine schnelle Lösung“

Nach zweieinhalb Monaten Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie lässt die IG Metall ihre Muskeln spielen. Seit Mitternacht sind Warnstreiks möglich - und laufen bereits.
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Ein Transparent mit der Aufschrift "Sichere Arbeit für Alle" hängt vor den Werkstoren des Flugzeugherstellers Airbus in Hamburg-Finkenwerder.Foto: Bodo Marks/dpa/dpa
Epoch Times2. März 2021

Unmittelbar nach Ende der Friedenspflicht hat die IG Metall ihre Warnstreiks in der deutschen Metall- und Elektroindustrie begonnen.

Kurz nach Mitternacht legten Beschäftigte beispielsweise im Bremer Mercedes-Werk, in Hamburg bei Airbus Operations, im Daimler-Werk in Berlin-Marienfelde oder bei Continental im rheinland-pfälzischen Rheinböllen die Arbeit kurzfristig nieder. Im Laufe des Tages sollen viele weitere Betriebe folgen, wie die Gewerkschaftsbezirke angekündigt haben.

Die Arbeitgeber hätten in den vergangenen Wochen nichts unversucht gelassen, um die Pandemie für ihre Interessen zu instrumentalisieren, kritisierte der Chef des Bezirks Mitte, Jörg Köhlinger.

Während die Arbeitgeber in der Pandemie mit Milliarden an Steuergeldern unterstützt werden, behaupten sie, dass es an die Beschäftigten nichts zu verteilen gibt“, sagte er.

Diese Haltung werden man ganz sicher nicht hinnehmen. Schon am Vortag hatten sich tausende Metaller an Protestaktionen beteiligt, die wegen der Corona-Pandemie mit großem Abstand erfolgen mussten. So kamen unter anderem Licht-Installationen und Fahrrad-Demos zum Einsatz. In der Nacht wurde mit Feuertonnen und Bengalos agiert.

Am Dienstag sind auch VW-Standorte betroffen. Die parallel laufende Haustarif-Runde bei dem Autokonzern stockt ebenso. Aktionen kündigte die IG Metall zum Beispiel für das Werk Braunschweig an.

Arbeitgeber kritisieren Warnstreiks in der Metallindustrie

Die Arbeitgeber in der Metallindustrie kritisieren die Warnstreiks der IG Metall am Dienstag und Mittwoch. „Die Warnstreiks haben wirklich nichts mit dem aktuellen Verhandlungsstand zu tun“, sagte Stefan Wolf, Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom Dienstag.

Die Gewerkschaft habe ihre Warnstreiks lange im Voraus beschlossen und geplant: „Alleine dadurch wird deutlich, dass die IG Metall keine schnelle Lösung in der Friedenspflicht wollte.“

Wolf warf der Gewerkschaft vor, sie habe „das Gefühl, ihren Mitgliedern Warnstreiks bieten zu müssen“. Weder die Unternehmen noch die Mehrheit der Beschäftigten hätten in dieser extrem schwierigen Zeit dafür Verständnis. „Jetzt ist Zeit für Lösungen und nicht für Warnstreiks“, sagte der Gesamtmetallpräsident der Zeitung.

Gewerkschaft fordert vier Prozent mehr Lohn für 3,8 Millionen Beschäftigte

IG-Metall-Chef Jörg Hofmann dagegen kritisierte, trotz mittlerweile bis zu vier Verhandlungsrunden in den einzelnen Tarifgebieten gebe es „praktisch keine Bewegung auf Arbeitgeberseite“. Damit sei jetzt der Punkt der Warnstreiks erreicht, sagte Hofmann der „NOZ“.

Die IG Metall habe klare Forderungen ausgesprochen, auf die die Arbeitgeber gar nicht oder mit inhaltsleeren Vorschlägen reagiert hätten. „So können wir keine Tarifverhandlungen führen, und so werden wir auch keinen Weg aus der Krise finden.“

Mit Blick auf die Beschränkungen in der Corona-Pandemie sagte Hofmann der Zeitung: „Natürlich wird es in der momentanen Situation nicht das Meer aus roten Fahnen geben, welches unsere Warnstreiks bisher immer begleitet hat. Aber wir haben über das letzte Jahr und auch am bundesweiten Aktionstag bewiesen, dass wir auch mit Abstand und Maske kreative und schlagkräftige Aktionen auf die Beine stellen können.“

Hofmann hatte den Arbeitgebern vorgeworfen, die Krise als Gelegenheit zu nutzen, um tarifliche Errungenschaften zurückzudrängen. Das würde den Tariffrieden für lange Zeit erschüttern, sagte der Gewerkschaftschef bei der zentralen Video-Veranstaltung. „Krisenbewältigung einseitig auf Kosten der Beschäftigten ist mit uns nicht zu machen“, sagte Hofmann.

Die Gewerkschaft fordert für die rund 3,8 Millionen Beschäftigten vier Prozent mehr Lohn – wo es in einem Betrieb schlecht läuft, in Form von Lohnausgleich bei einer auf vier Tage abgesenkten Arbeitszeit. Die Arbeitgeber haben bislang Lohnerhöhungen frühestens für das Jahr 2022 in Aussicht gestellt und wollen automatische Abweichungen vom Tarifniveau für schwächere Betriebe. (dpa/afp)



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