Umsätze im deutschen Einzelhandel eingebrochen – Bürger kaufen weniger

In vielen Geschäften und Online-Versandhäusern herrschte im April Flaute. Der Handel erwartet angesichts stark gestiegener Preise, dass gerade einkommensschwache Menschen schlicht weniger einkaufen können.
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Die Inflation in Deutschland lässt auch Lebensmittel immer teurer werden. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times1. Juni 2022

Im deutschen Einzelhandel sind im April die Umsätze eingebrochen. Bereinigt um Saison- und Preiseffekte (real) sanken die Erlöse um 5,4 Prozent im Vergleich zum März, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch berichtete. Nominal betrug der Rückgang 4,7 Prozent.

Im Lebensmitteleinzelhandel registrierten die Statistiker mit minus 7,7 Prozent den schärfsten realen Umsatzrückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994. Auch gegenüber dem Vorjahresmonat blieben die Umsätze 6,5 Prozent zurück. Das Bundesamt vermutet die deutlich um 8,6 Prozent gestiegenen Lebensmittelpreise als Grund hinter dieser Entwicklung.

Ähnlich sieht es der Handelsverband Deutschland (HDE). „Die Verbraucher sehen sich nicht nur im Handel Preissteigerungen gegenüber. Ein Teil der Kunden insbesondere in einkommensschwächeren Haushalten wird darauf reagieren und weniger oder günstiger einkaufen“, erklärte Hauptgeschäftsführer Stefan Genth.

Mehrheit der Bürger rechnet mit weiter steigenden Preisen

Die Bürger erwarten mehrheitlich weiter steigende Preise. Laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für das RTL/ntv-„Trendbarometer“ stimmten dieser Einschätzung 56 Prozent der Befragten zu. 38 Prozent erwarten demnach ein weiterhin hohes Niveau und nur 6 Prozent setzen auf sinkende Preise. Mit Blick auf die Bekämpfung der hohen Inflation finden 65 Prozent der Befragten, die Bundesregierung müsse mehr tun. 26 Prozent meinen, die Maßnahmen seien ausreichend.

Im Vergleich zum lockdown-geprägten Vorjahresmonat April 2021 hatten die Geschäfte und Online-Händler in ihrer Gesamtheit 6,2 Prozent mehr in den Kassen. Hier machten sich die starken Preiserhöhungen für viele Waren in dieser Frist bemerkbar. Ohne diesen Effekt ist der reale Umsatz in der Jahresfrist um 0,4 Prozent geschrumpft.

Der Handel mit Nicht-Lebensmitteln schrumpfte von März real um 4,4 Prozent. Die Internethändler erzielten zwar ein Plus von 5,4 Prozent zum März, verloren aber im Vergleich zum Vorjahresmonat nahezu ein Zehntel (-9,6 Prozent). Auf der anderen Seite hat sich der stationäre Handel mit Nicht-Lebensmitteln deutlich erholt. Laut HDE blieb aber insbesondere der Textilhandel weiterhin im Minus. Die Unternehmen seien vom alten Umsatzniveau weit entfernt.

Einzelhandel beklagt Lücken im Regal

Die Lieferprobleme im Einzelhandel haben sich indes weiter verschärft. Rund 80 Prozent der Einzelhändler klagten im Mai, dass nicht alle bestellten Waren geliefert werden können, so eine Umfrage des Ifo-Instituts. Im April waren es noch 67 Prozent.

„Viele Waren stehen nicht im Regal, sondern im Container in einem Hafen von China“, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. „Der Konsument braucht somit eine gewisse Flexibilität beim Einkauf.“ Zwei Drittel der Einzelhändler erklärten, die Lage in China habe die bereits bestehenden Lieferprobleme nochmals verschärft. So berichteten 100 Prozent der befragten Spielwarenhändler von ausbleibenden Lieferungen.

Auch in nahezu allen Baumärkten und Supermärkten bleiben vereinzelt Lücken im Regal. Bei den Fahrradhändlern fehlen teilweise einzelne Komponenten, um die Fahrräder fertig zu montieren. Fehlende Halbleiter und Chips lassen die Auswahl bei elektronischen Produkten schrumpfen. „Der Handel muss sich gegenwärtig vielen Herausforderungen stellen“, so Wohlrabe. „Die Corona-Beschränkungen sind zwar nahezu aufgehoben, jedoch drücken die Inflation und die Lieferengpässe auf die Stimmung.“ (dpa/dts/red)



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