Allianz-Chef warnt vor Pleiten von Lebensversicherern

Epoch Times23. Dezember 2020

Der Vorstandschef des Allianz-Konzerns, Oliver Bäte, hat angesichts der anhaltenden Niedrigzinspolitik vor Pleiten deutscher Lebensversicherer gewarnt. „Ich rechne gerade angesichts der massiven Verwerfungen damit, dass ein paar Wettbewerber, die nicht gut gewirtschaftet haben, ausscheiden“, sagte Bäte dem „Handelsblatt“. Zur Marktwirtschaft gehöre das Ausscheiden von Unternehmen, die den Markt nicht schafften – das müsse es auch bei Finanzdienstleistern geben.

Die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) belastet die Branche seit Jahren massiv. Auf ihrer Sitzung Mitte Dezember hat die Notenbank wegen der Coronakrise gerade erst eine Ausweitung ihre geldpolitischen Maßnahmen beschlossen. Bäte geht mit der Niedrigzinspolitik der EZB in ungewöhnlich scharfen Worten ins Gericht: „Wir bereiten bereits der nächsten großen Krise den Boden“, warnte der Topmanager.

Auch in Teilen des Aktienmarktes gebe es inzwischen „völlig abstruse Bewertungen“. Durch die verfehlte Geldmarktpolitik mangele es an Innovationen, Investitionen in Infrastruktur, am Ausbau von Wettbewerbsfähigkeit bei Energie, Technologie oder Klimawandel.

„Unsere Fähigkeit zu investieren geht systematisch nach unten“, mahnte Bäte. Deutschland brauche jedoch mehr Fiskalpolitik, mehr Innovationen, mehr Reformen und müsse mehr in Bildung investieren, „damit wir langfristiges Wachstum erzeugen, statt permanent Geld zu verteilen, das wir von unseren Kindern stehlen“.

Die Gesellschaft werde systematisch belogen, was die Folgekosten der Niedrigzinsen betreffe, klagte der Manager. Irgendjemand müsse die Schulden zurückzahlen. Selbst wenn die EZB aufhöre, Bonds zu kaufen, dauere es Jahre, bis die Zinsen auf ein ökonomisch rationales Niveau zurückkämen. „Wir werden noch zehn Jahre Null- oder Negativzinsen haben“, sagte Bäte. „Die Sparer werden betrogen. Das gilt auch für Lebensversicherungskunden.“

Die Allianz reduziert bei Neuabschlüssen ab 2021 die Garantien bei Lebenspolicen. Es sei nicht so, dass der Versicherer seinen Kunden nicht weiter eine volle Beitragsgarantie in der Lebensversicherung geben wolle, so Bäte. „Wir können es einfach nicht, weil es uns das Regelwerk verbietet und zweitens die Gesetze des Marktes durch die ultralockere Zentralbankpolitik völlig ausgehebelt sind.“ (dts)



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