Amazon-Mitarbeiter streiken: „Unternehmen behandelt Roboter besser als uns“

Amazon wolle „jede Minute maximieren“. Viele britische Mitarbeiter beschweren sich über die schwierigen Arbeitsbedingungen und zu geringen Löhne beim Onlinehändler – und streiken.
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Ein Paketzusteller von Amazon. In Großbritannien sind viele Mitarbeiter unzufrieden.Foto: iStock
Von 28. Januar 2023

Viele Amazon-Mitarbeiter in Großbritannien sind unzufrieden mit den Arbeitsbedingungen. Sie berichten von zu geringen Löhnen und hohem Arbeitsdruck.

Deswegen legten Hunderte Mitarbeiter im Amazon-Lager in der britischen Industriestadt Coventry am Mittwoch (25. Januar) die Arbeit für 24 Stunden nieder. Es war der erste Streik beim Onlinehändler auf der britischen Insel. Sie forderten bessere Arbeitsbedingungen und einen Stundenlohn von 15 Pfund (17,05 Euro). Derzeit liegen die Löhne bei 10,50 Pfund bis 11,45 Pfund.

Ständige Überwachung

Mitarbeiter berichteten der britischen Rundfunkanstalt „BBC“ von den „schwierigen“ Zuständen und sprachen von einer ständigen Überwachung ihrer Arbeit. Wenn ein Mitarbeiter nur wenige Minuten einen „Leerlauf“ hat, würde ihn die Leitung schon rügen. Als „Leerlauf“ kann auch schon ein einfacher Toilettengang zählen, da diese durch teils längere Wege 15 Minuten dauern können.

Die zwei Amazon-Mitarbeiter Darren Westwood und Garfield Hilton sagten der „BBC“, die Roboter im Lager „werden besser behandelt als wir“. Es werde sehr auf die Zeit und die Effizienz geachtet. Laut Hilton wolle Amazon „jede Minute in diesem Gebäude maximieren“. Dadurch stehen die Mitarbeiter unter hohem Druck.

Ein Amazon-Sprecher hingegen sagte, das Unternehmen habe ein System, „das großartige Leistung erkennt“. „Die Leistung wird auch nur dann gemessen, wenn ein Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz und anmeldet ist, um seine Arbeit zu erledigen. Wenn sich ein Mitarbeiter aber abmeldet, was er jederzeit tun kann, wird auch das Leistungsmanagement-Tool pausiert.“

Mitarbeiter: Gehaltsangebot ist eine „Beleidigung“

Westwood und Hilton sprachen auch die Löhne bei Amazon an. Um ihre Lebenshaltungskosten bezahlen zu können, müssten einige Kollegen 60 Stunden in der Woche arbeiten. Im August bot Amazon den britischen Arbeitnehmern eine Gehaltserhöhung von 5 Prozent an – das waren 50 Pence (60 Eurocent) mehr. Die hohe Inflation, die im Dezember 2022 in Großbritannien bei 10,5 Prozent lag, hat die Lohnsteigerung damit egalisiert. Das setze die Haushaltsbudgets unter Druck.

Der 29-jährige Bogdan arbeitet seit 2015 für Amazon. Er sagte der „BBC“: „Wenn man bedenkt, dass die Arbeiter während des Höhepunkts der Pandemie ihre Gesundheit aufs Spiel gesetzt haben, „beleidigt“ das Gehaltsangebot die Mitarbeiter.“

Ein Grund für den Streik sei laut ihm, dass die Öffentlichkeit bei jeder Bestellung „verstehen muss, was hinter den Kulissen vor sich geht“. Bogdan meinte, Amazon würde ein Bild darstellen, dass „alles in Ordnung ist“. Aber: „Es ist eigentlich nicht wahr.“

Arm und Reich bei Amazon

Auch Amanda Gearing, eine hochrangige Organisatorin der GMB-Gewerkschaft, sprach über das dürftige Gehaltsangebot bei dem Unternehmen.

Die Menschen müssen sich zwischen dem Heizen ihrer Häuser und … dem Essen entscheiden. Also ist das Gehalt nicht ausreichend – und das bei Amazon, einem Konzern, der während der Pandemie Milliarden und Abermilliarden Pfund Gewinn gemacht hat.“

Die weltweiten Verkäufe und Gewinne von Amazon stiegen in die Höhe, als die Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2020 die Menschen zwangen, online einzukaufen. Zwischen 2019 und 2020 verdoppelte sich der Gewinn auf fast 21,3 Milliarden USD (19,56 Mrd. Euro) und stieg im folgenden Jahr erneut auf 33,3 Milliarden USD (30,57 Mrd. Euro).

Amazon-Aktie im 5-Jahres-Chart. Foto: Bildschirmfoto, Quelle: Google

Erst Anfang Januar kündigte der Konzern an, weltweit noch mehr Stellen abzubauen als bislang geplant. Rund 18.000 der insgesamt noch 1,5 Millionen Stellen sollen demnächst wegfallen.



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