Mythos Fachkräftemangel: Geizige und wählerische Unternehmer als Ursache – Millionen-Migration als Lösung?

Deutsche Wirtschaftsverbände und Chefetagen fürchten sich eigenen Angaben zufolge vor einem drohenden Fachkräftemangel. Tatsächlich können Unternehmen in einigen Branchen und Regionen nicht alle offenen Stellen besetzen. Die Bundesagentur für Arbeit sieht jedoch keinen tatsächlichen Engpass. Es gibt offenbar andere Gründe ...
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Migranten durchqueren auf dem Weg nach Norden Kroatien.Foto: ELVIS BARUKCIC/AFP/Getty Images
Von 21. November 2018

Der jüngste Monatsbericht der Bundesagentur für Arbeit (BA) widerspricht einmal mehr der These, es gäbe in Deutschland einen generellen Fachkräftemangel. Dies berichtet „Tag24“. Der vermeintliche Mangel an Fachkräften wird von Politikern und Wirtschaftsverbänden gerne als Argument für eine Politik der offenen Grenzen herangezogen.

Millionen-Migration als Lösung?

Um dem Fachkräftemangel zu begegnen, möchte Ingo Kramer, Präsident des Bundesverbandes Deutscher Arbeitgeber Ungelernte nach Deutschland holen und auch abgelehnte Asylbewerber behalten. Der ehemalige Fraktionsvorsitzende der FDP in Bremerhaven sagte dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Ausgabe vom 13. November):

Es geht uns eben nicht nur ausschließlich darum, den Akademiker oder bereits ausgebildeten Fachmann ins Land zu holen.“

(Ingo Kramer, BDA-Präsident)

Laut den Vorstellungen des Arbeitgeberpräsidenten müsse das Gesetz auch ermöglichen, Menschen anzuwerben, „die wir in Deutschland erst zu Fachkräften weiterbilden“. Es fehle der Lagerarbeiter genauso wie der Informatiker, so Kramer. Kramer erklärte auch, dass es weltweit keine vergleichbare Berufsausbildung gebe, wohl aber Berufserfahrung.

Warum bietet man also nicht den deutschen Arbeitsuchenden akzeptable Bedingungen und Ausbildungen an? Wie viel ungenutzte Berufserfahrung verbirgt sich wohl im Heer der Arbeitslosen in Deutschland? Ob sich das Problem durch Millionen von Migranten aus Arabien und Afrika lösen lässt, die oft nur auf Grundschulniveau ausgebildet oder gar Analphabeten sind? All dies sprach Kramer jedoch nicht an.

Im Video: Hans-Werner Sinn, 1999 bis 2016 Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.

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Deutschland: 2,2 Millionen Arbeitsuchende, 800.000 offene Stellen

Für den Oktober weist die Bundesagentur demnach etwa 800 000 offene Stellen aus. Demgegenüber waren 2,2 Millionen Menschen als arbeitssuchend gemeldet. Der jüngsten Engpass-Analyse zufolge, der bis Ende April vorliegende Daten zugrunde liegen, waren in Deutschland 1,2 Millionen Fachkräfte und Spezialisten arbeitslos.

Eine tatsächliche Unterversorgung mit Fachkräften gäbe es aber lediglich in bestimmten Berufen und Regionen. Während BA-Sprecherin Susanne Eikemeier erklärt, dass offene Stellen im Schnitt nach 109 Tagen besetzt würden, seien es im IT-Bereich 159 und in der Altenpflege gar 175 Tage.

Im Video: Hans-Werner Sinn, 1999 bis 2016 Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.

Es fehlen vor allem Spezialisten und Experten auf höchstem Niveau

Zwei Drittel der von der Unternehmensberatung Deloitte jüngst befragten 180 Finanzvorstände bezeichneten den Fachkräftemangel vor allem im Technologie-IT-Bereich als das größte Risiko für ihr Unternehmen in den nächsten zwölf Monaten.

Nur 24 Prozent äußerten hingegen Sympathie für den Gedanken, Fachkräfte mit höheren Löhnen zu locken. Lediglich 13 Prozent versuchen, die Potenziale älterer Arbeitnehmer in diesem Bereich für sich zu mobilisieren.

Einige Personaldienstleister bauen Netzwerke für Fachkräfte mit Deutschkenntnissen in Osteuropa auf oder nutzen Internet-Foren und Facebook zur Expertensuche für ihre Kunden. Tomas Jiskra von der auf IT spezialisierten Unternehmensberatung TTP spricht von knapp einer Million Beschäftigter in der Branche in Deutschland, 15 Prozent davon freiberuflich. Man bräuchte jedoch „mindestens doppelt so viele, um den aktuellen Bedarf abfangen zu können“. Die Nachfrage wachse deutlich schneller als die Zahl der Studenten.

Allerdings fehlen bei den Programmierern in diesem Bereich laut BA vor allem Spezialisten mit Meisterbrief oder Hochschuldiplom. Bei IT-Systemanalytikern brauche man sogar Experten auf noch höherem Niveau.

Weiterbildung oder örtliche Flexibilität steigern Jobchancen

In Augsburg, wo bis Ende September 2020 das Fujitsu-Werk schließen soll, was etwa 1500 Mitarbeiter in IT, Forschung und Entwicklung betreffen wird, wird nun gerätselt, wie es um die Jobchancen der Betroffenen für die Zukunft bestellt ist. Tomas Jiskra sieht gute Perspektiven für Arbeitnehmer, die jetzt schon damit beginnen, sich weiterzubilden. Ein Vorlauf von zwei Jahren sei jedoch einzukalkulieren.

Die IG Metall will sich mit der Fujitsu-Schließung noch nicht abfinden. Sie befürchtet, dass viele Arbeitnehmer wie bereits nach dem Aus für Osram in Augsburg in der Zeitarbeit enden und keine Tariflöhne erreichen würden.

Auch sei das Umziehen oder Pendeln zu einem neuen Arbeitsplatz für viele keine Option. Erschwerend kommt hinzu, dass steigende Kraftstoffpreise und zunehmende Schikanen für Menschen, die auf ihren Pkw angewiesen sind, die Lage weiter verkomplizieren könnten.

 



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