Cyberagentur fordert Umdenken in Sicherheitsforschung

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Simulierter Cyber-Angriff. Symbolbild.Foto: iStock
Epoch Times14. Oktober 2021

Der neue Chef der Agentur für Innovation in der Cybersicherheit, Christian Hummert, fordert ein Umdenken bei der Cybersicherheitsforschung. Gerade dort, wo private Geldgeber vor Investitionen zurückschrecken, müsse der Staat mehr in Hochrisikotechnologie investieren, sagte er dem „Tagesspiegel“. Man müsse jetzt mit der Forschung von Themen beginnen, die in zehn oder 15 Jahren entscheidende Fähigkeiten ermöglichen könnten.

So seien Unternehmen und Verwaltung auch in Zukunft geschützt. Dabei sollten in Deutschland gezielt Nischentechnologien gefördert werden, für die es noch keine großen Förderprojekte gebe. Es sei nicht damit getan, „Geld einfach auf einen Haufen zu werfen“, so Hummert.

Der Informatiker leitet die Cyberagentur seit Anfang Oktober. Die bundeseigene GmbH wurde 2020 von Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) in Halle (Saale) gegründet.

Mit einem Budget von 350 Millionen Euro soll sie wichtige Trends identifizieren und konkrete Forschungsaufträge an die deutsche Cybersicherheitscommunity vergeben. Die aktuelle Ausschreibung der Cyberagentur unterstützt die Erforschung von Schnittstellen zwischen Gehirn und Computern.

In den nächsten Jahren soll um die Cyberagentur ein Ökosystem unterschiedlicher Universitäten, Unternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen entstehen. „Eines meiner Ziele ist es, dafür auch einen Cyber-Inkubator einzurichten und Start-ups im Bereich Cybersicherheit gezielt zu fördern“, sagte Hummert dem „Tagesspiegel“.

Unternehmen ohne Notfallmanagement bei Cyberangriffen

Auch Unternehmen in Deutschland sehen die Gefahr von Cyberangriffen. Lediglich 51 Prozent der Unternehmen verfügen jedoch über ein entsprechendes Notfallmanagement, wie der Digitalverband Bitkom am Donnerstag mit Bezug auf eine aktuelle Umfrage mitteilte. In 44 Prozent der Unternehmen gibt es hingegen keine Konzepte zum Umgang mit Cyberattacken. Insgesamt steigt jedoch das Risikobewusstsein deutscher Unternehmen.

„Jedes Unternehmen braucht geregelte Abläufe und Sofort-Maßnahmen für den Notfall“, erklärte Bitkom-Geschäftsleiterin Susanne Dehmel. Es sei davon auszugehen, dass das Angriffsgeschehen künftig weiter zunehmen werde.

„Besonders entscheidend ist ein Notfallmanagement für Unternehmen der kritischen Infrastruktur, etwa Krankenhäuser oder Energieversorger“, erklärte Dehmel weiter.

Viele Sicherheitsmaßnahmen wurden von den Unternehmen bereits umgesetzt oder sind in Planung: So setzten 72 Prozent der Betriebe Mindestanforderungen an Passwörter, weitere 16 Prozent planten diese. 71 Prozent zeichneten auf, welche Mitarbeitenden auf welche Daten und Laufwerke zugreifen.

In 76 Prozent der Unternehmen wurden Datenträger verschlüsselt, zwölf Prozent planen diese Maßnahme. Im Zuge der Corona-Pandemie implementierten außerdem 63 Prozent der Unternehmen Schutzmaßnahmen zur Absicherung von Cloud-Anwendungen.

Maßnahmen werden unzureichend umgesetzt

Neben technischen Maßnahmen setzten die Unternehmen auch auf organisatorische Schritte. So legten 86 Prozent klare Regeln für den Umgang mit schützenswerten Informationen fest. 59 Prozent bestimmten außerdem Sicherheitsverantwortliche, die die Einhaltung der Regeln kontrollieren sollten.

Eine Schulung ihrer Mitarbeitenden zu Sicherheitsmaßnahmen nahmen 56 Prozent der Unternehmen vor. Unvorsichtige Beschäftigte seien ein einfaches Ziel für Cyberkriminelle, warnte Bitkom. Schulungen seien deshalb auch eine wichtige Investition in die Zukunft des eigenen Unternehmens.

Viele Sicherheitsmaßnahmen wurden von den Unternehmen jedoch nur unzureichend umgesetzt: Lediglich 46 Prozent nutzten bei der Anmeldung eine Zwei-Faktor-Authentifizierung, 43 Prozent sicherten sich gegen Datenabfluss von innen ab.

42 Prozent betrieben getrennte Netzwerkzugänge für Kunden und Geschäftspartner und in lediglich 41 Prozent der Unternehmen wurde ein verschlüsselter Mail-Verkehr genutzt.

„Viele Sicherheitsmaßnahmen lassen sich mittlerweile leicht umsetzen und mit wenig Vorlaufzeit im Arbeitsalltag integrieren“, erklärte Dehmel. Trotzdem steige deren Nutzung nur langsam. „Die Zuwächse sind zwar grundsätzlich ein positives Signal, Unternehmen sollten aber keine Zeit verlieren ihre Sicherheit auszubauen.“

An der Umfrage im Auftrag des Digitalverbands Bitkom beteiligten sich rund 1000 Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitenden. Die Interviews wurden dabei mit Führungskräften geführt, die in ihren Unternehmen für den Wirtschaftsschutz zuständig sind. (afp/dts/dl)



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