„Des einen Leid ist des anderen Chance“: Deutsche Hospitality in chinesischer Hand

Die chinesische Hotel-Gruppe ‚Huazhu‘ erschloss sich den europäischen Markt mit dem Kauf der Dachmarke ‚Deutsche Hospitality‘. Nun hat das erste Steigenberger Hotel im Luxussegment in Jinan, der Hauptstadt der Provinz Shandong, den Betrieb aufgenommen.
Titelbild
Erstes Steigenberger Hotel in China. Das Steigenberger „Jinan Fengming“ öffnete im Mai 2021.Foto: Steigenberger Hotels AG
Epoch Times15. Juli 2021

Der chinesische Unternehmer und Gründer der Huazhu Group, Ji Qi, kaufte im November 2019 die Frankfurter Hotelgesellschaft „Deutsche Hospitality“ (DH) für 700 Millionen Euro.

Im selben Jahr expandierte das Unternehmen nach Singapur und Japan und gründete seinen Hauptsitz in Singapur.

Huazhu ist das fünftgrößte Hotelunternehmen der Welt und hat alleine in China circa 7.000 Ein- bis Drei-Sterne-Hotels.

Der Vorstand der Deutschen Hospitality Group bezeichnete die Übernahme durch Huazhu als erfreulich. Sowohl Huazhu als auch die Deutsche Hospitality hätten starke anerkannte Marken und wollen gemeinsam das Wachstum weiter beschleunigen.

Moritz Dietl, geschäftsführender Partner der Treugast Solutions Group und ein ausgewiesener Kenner des deutschen und internationalen Hotelmarkts, kommentiert den Deal so: „Die Übernahme der Hotelgesellschaft Deutsche Hospitality durch Huazhu ist die logische Konsequenz einer global um sich greifenden Konsolidierung im Hotelbetreibermarkt.“

Erstes Steigenberger Hotel in China

Am 29. Mai eröffnete die Deutsche Hospitaltiy gemeinsam mit der Huazhu Group das erste Luxushotel der Marke Steigenberger Hotels & Resorts in China. Das Steigenberger Jinan Fengming befindet sich in der rund sieben Millionen Einwohner zählenden Stadt Jinan, der Hauptstadt der Provinz Shandong im Osten des Landes. Das Hotel verfügt über 258 Zimmer, zwei Restaurants, eine Lobby-Lounge und ein Schwimmbad.

Die Deutsche Hospitality ist die Dachmarke der Steigenberger Hotels AG. Der in Innsbruck geborene Schweizer Marcus Bernhardt ist Chef des Frankfurter Hofs und CEO der Hotelgruppe. Zu ihren Hotels gehört zum Beispiel das Belvedere in Davos oder der Herrenhof in Wien. Die Hospitality Group verfolgt ein ehrgeiziges Ziel: „Wir wollen zu den Top drei Hotelgesellschaften in Europa vorstoßen“, sagt Bernhardt. Geplant ist, auf 700 Hotels anzuwachsen, und das in nur vier Jahren.

Der 61-Jährige fährt fort, dieses Ziel sei nur zu erreichen, indem andere Hotels übernommen würden. Hotels, denen es finanziell nicht gut geht und deshalb günstig aufgekauft werden können. „Des einen Leid ist des anderen Chance. Sie können heute, mit wenigen Ausnahmen, ja fast alles kaufen“, sagt Bernhardt gegenüber der „Zeit“.

Der Roboter bringt das Sandwich, den Rest macht das Smartphone

Um das geplante Wachstum zu gewährleisten, muss zuerst die dafür nötige Infrastruktur aufgebaut werden. Akquirieren will die DH sowohl ganze Ketten als auch einzelne Hotels.

Diese werden allerdings nicht mehr gekauft, sondern gepachtet oder gemietet und über eine online Verkaufsplattform verwaltet. Das Wachstum soll wie beim Huazhu Konzern in China sich auf Budget- und Mittelklasse-Hotels ausrichten. „Dort sind die Investitionen am niedrigsten und der ‚Return on Investment‘ am höchsten“, erklärt Bernhardt.

Er erzählt von einem Huazhu-Hotel in Shanghai: „Es piepst vor der Tür, man macht auf, und da steht ein Roboter. Ein Deckel geht auf, man nimmt sein Clubsandwich raus, unterschreibt, und er fährt weiter.“

Auch in den Hotels in Europa der DH soll technisch aufgerüstet werden, sodass der Gast, vor allem im Budget-Hotel, kaum noch Angestellte sehe: Check-in, Zimmertür öffnen, Check-out, das soll alles das Smartphone machen.

„Europäische Gastlichkeit, deutsche Qualität und asiatische Geschwindigkeit“

Jenny Zhang, Vorsitzende der Huazhu-Group kommentierte den Kauf von Deutsche Hospitality. Sie sei sehr beeindruckt von der Professionalität des Managements, dem Servicelevel und den Beziehungen zu relevanten Partnern.

Die Hotels der DH würden von Huazhus führender Technologie, Partnerschaften, Loyalty-Programmen und einer effektiven Vertriebs- und Marketingunterstützung profitieren. Die Zusammenführung der beiden Gruppen lege den Grundstein für eine globale Hotelgruppe.

Qi Ji sagte dazu: „Huazhu hat großen Respekt vor der prestigeträchtigen Marke Steigenberger. Das Vermächtnis einer angesehenen deutschen Familie, das vom jetzigen Eigentümer und dem außergewöhnlichen Managementteam bewahrt und weiterentwickelt wurde, ist ein zentrales Element der Attraktivität der Deutschen Hospitality. Huazhu verpflichtet sich, das Erbe des Unternehmens uneingeschränkt zu respektieren und eng mit den Mitarbeitern, Eigentümern und Geschäftspartnern des Unternehmens zusammenzuarbeiten, um beim Schreiben des nächsten Kapitels zu helfen.“

Die Interessen der Partei haben immer Vorrang

Auf die Frage, ob Ji Qi Mitglied der kommunistischen Partei sei, antwortet Bernhardt, dass er es nicht wisse. Er sei sich aber sicher, dass die Expansion des Unternehmers marktwirtschaftlich motiviert sei und nicht politisch.

Ralph Weber, Professor der Universität Basel forscht zur globalen Einflussnahme des chinesischen Parteistaats. Er meint: „Ji Qi steht der Partei nahe. Er sei lange Mitglied der politischen Konsultativkonferenz gewesen. Von chinesischen Medien als ‚Genosse Ji Qi‘ bezeichnet (…) soll [er] Mao in Reden in höchsten Tönen gelobt haben.“

Unternehmen der Größe von Huazhu kommen nicht darum herum, sich mit dem Regime gut zu stellen. Auch wenn ein Gründer eher wirtschaftliche Ziele verfolgt, muss dieser die Parteiinteressen immer mitberücksichtigen.

Die Nähe zur Partei ist einerseits Bedingung, andererseits auch eine große Gefahr für das Unternehmen. Der Gründer des Online-Versandhandels „Alibaba“, Jack Ma, machte den Fehler, vor dem geplanten Börsengang der Alibaba-Tochter „Ant Group“ das Regime zu kritisieren.

Daraufhin stoppte das Regime den Börsengang und ließ den Unternehmer eine Milliardenbuße wegen angeblicher Wettbewerbsverstößen bezahlen. Ma verschwand mehrere Monate lang aus der Öffentlichkeit und in einem kürzlich aufgetauchten Video lobt der Unternehmer die Bemühungen der Partei – eine 180 Grad Wendung zu seinen früheren Äußerungen. Das überrascht nicht, ging es doch schon anderen so wie jetzt Jack Ma. (nw)

Ergänzung: Interview über das Verschwinden Jack Mas, 15.01.2021 (Dauer: 9:50)

An dieser Stelle wird ein Video von Youtube angezeigt. Bitte akzeptieren Sie mit einem Klick auf den folgenden Button die Marketing-Cookies, um das Video anzusehen.



Unsere Buchempfehlung

Wenn Politiker in demokratischen Ländern verzweifelt nach Lösungen suchen, lenken sie oft ihre Länder in Richtung „Big Government“ und sozialistischer Hochsteuerpolitik. Das bedeutet, einen Pakt mit dem Teufel zu schließen. Zombie-Unternehmen blühen auf.

Die Macht des Staates steigt, wenn er eine aktive Rolle in der Wirtschaft übernimmt und Interventionismus betreibt. Staatseigentum und Planwirtschaft sind Systeme der Sklaverei. Das System des Staatseigentums unterdrückt die Kraft und Leistungsmotivation der Menschen, untergräbt die Moral, fördert Unwirtschaftlichkeit und verursacht Verluste. Alle Ideen und Stimmen, die nicht regimekonform sind, können durch wirtschaftliche Sanktionen ausgeschaltet werden.

Ein Staat, der traditionell nur Gesetze verabschiedete und durchsetzte, wird dadurch zu einem führenden Akteur in der Wirtschaft. Genau darum geht es im 9. Kapitel des Buches „Wie der Teufel die Welt beherrscht“, es trägt den Titel: „Die kommunistische Wohlstandsfalle“. Hier mehr zum Buch.

Jetzt bestellen - Das dreibändige Buch ist sofort erhältlich zum Sonderpreis von 50,50 Euro im Epoch Times Online Shop

Das dreibändige Buch „Wie der Teufel die Welt beherrscht“ untersucht auf insgesamt 1008 Seiten historische Trends und die Entwicklung von Jahrhunderten aus einer neuen Perspektive. Es analysiert, wie der Teufel unsere Welt in verschiedenen Masken und mit raffinierten Mitteln besetzt und manipuliert hat.

Gebundenes Buch: Alle 3 Bände für 50,50 Euro (kostenloser Versand innerhalb Deutschlands); Hörbuch und E-Book: 43,- Euro.

Weitere Bestellmöglichkeiten: Bei Amazon oder direkt beim Verlag der Epoch Times – Tel.: +49 (0)30 26395312, E-Mail: [email protected]

Epoch TV
Epoch Vital
Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion