Deutschlands Wirtschaft fordert Schutzzölle auf chinesischen Stahl

Die deutsche Industrie fordert Schutzzölle auf Stahl aus Drittländern wie China. "Schutzzölle sind besser als Gegenzölle", sagte BDI-Präsident Kempf. Das sei "die viel wichtigere Thematik", sollte die Ausnahmeregelung für US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium wie erwartet am Freitag auslaufen.
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StahlproduktionFoto: über dts Nachrichtenagentur
Epoch Times31. Mai 2018

Deutschlands Wirtschaft fordert als Antwort auf die drohenden US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium sogenannte Schutzzölle auf Stahl aus Drittländern wie China. „Schutzzölle sind besser als Gegenzölle“ etwa auf Motorräder oder Bourbon-Whiskey aus den USA, sagte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf, am Donnerstag im Deutschlandfunk.

Sie könnten in Übereinstimmung mit den Regeln der Welthandelsorganisation verhängt werden, wenn die eigene Wirtschaft durch umgelenkte Warenströme bedroht sei.

Wenn Stahl aus anderen Ländern wie zum Beispiel China, der nicht mehr in die USA exportiert werde, „Europa überflutet“, dann könnten sich die Mitgliedstaaten der EU mit Schutzzöllen wehren, sagte Kempf im Deutschlandfunk.

Das sei „die viel wichtigere Thematik“, sollte die Ausnahmeregelung für US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium wie erwartet am Freitag auslaufen.

Der BDI-Präsident sagte im Deutschlandfunk, er rechne damit, dass US-Präsident Donald Trump die bislang geltende Ausnahme für die EU beendet. Trump hatte im März Zölle in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium festgesetzt – die Ausnahme davon für EU-Staaten gilt noch bis Mitternacht Washingtoner Zeit.

Verhandlungen über eine dauerhafte Ausnahme von den Stahl- und Aluminiumzöllen brachten bislang keinen Erfolg. Kempf sagte, das Ende der Ausnahme sei „in Wirklichkeit der Beginn einer weiteren Handelsspirale“. Es sei damit zu rechnen, dass Trump „weitere Maßnahmen nachschiebt“. Das sei besorgniserregend.

Industrie fürchtet Importschwemme von Produkten aus Drittstaaten

Direkt betroffen sind die Stahlhersteller gar nicht so sehr, denn von den gut 40 Millionen Tonnen hier produzierten Walzstahls ging vergangenes Jahr laut Wirtschaftsvereinigung Stahl nur rund eine Million Tonnen in die USA. Damit sind die Vereinigten Staaten außerhalb der Europäischen Union dennoch der wichtigste Absatzmarkt für die deutschen Produzenten.

Der Gesamtwert der deutschen Stahlexporte betrug vergangenes Jahr Daten des US-Handelsministeriums zufolge 1,5 Milliarden Dollar (1,2 Milliarden Euro). Damit steht Deutschland unter den Exportländern an siebter Stelle. Ebenso beim Aluminium – der Warenwert in diesem Bereich betrug aber nur rund 400 Millionen Dollar.

Der gefährlichste Effekt der US-Strafzölle ist laut Wirtschaftsvereinigung Stahl der „Kaskadeneffekt“: Wegen der Abschottung der USA könnten Exporteure verstärkt in die EU liefern. Trump strebt eine Reduzierung der US-Importe um 13 Millionen Tonnen an – von denen könnte ein „erheblicher Teil“ nach Europa kommen.

Die Hersteller sind vom Preisverfall der vergangenen Jahre durch die globale Überproduktion noch geschwächt. Ihre Umsatzerlöse in Deutschland gingen laut Branchenverband zwischen 2011 und 2016 von knapp 50 Milliarden auf 35 Milliarden Euro zurück. Die Stahlproduzenten reagierten, indem sie Kosten drückten, fusionierten, Werke modernisierten und Arbeitsplätze abbauten.

Der größte deutsche Stahlhersteller im Jahr 2016 war ThyssenKrupp mit einer Produktion von 12,1 Millionen Tonnen Stahl. Die Essener wollen ihre Stahlsparte mit dem indischen Konkurrenten Tata Steel verschmelzen. Es folgt der europäische Spitzenreiter ArcelorMittal mit 7,8 Millionen Tonnen Produktionsmenge in Deutschland. Schließlich kommt Salzgitter mit sieben Millionen Tonnen Stahl. (afp)



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