E-Roller und E-Lastenräder: Insolvenzen bei e-bility und Avocargo

Der Betrieb galt lange als innovatives Vorzeigeunternehmen für neue Fahrzeugkonzepte und E-Roller. Die vielen Schwierigkeiten der vergangenen Jahre lenkten die e-bility GmbH aus dem Ahrtal jedoch in die Zahlungsunfähigkeit. Auch ein zweites Start-up für Lastenräder ist insolvent.
Ausgerollt – Startup für E-Roller aus dem Ahrtal insolvent
Roter Roller mit Elektroantrieb zur Miete in der Berliner Innenstadt.Foto: iStock
Von 27. Februar 2023

Der Hersteller für E-Roller e-bility GmbH aus Remagen hat Insolvenz angemeldet. Das Unternehmen mit Sitz in Remagen im Landkreis Ahrweiler ist zahlungsunfähig. Weil eine Brückenfinanzierung ausfiel, stellte das einstige Vorzeigeunternehmen am 10. Februar beim Amtsgericht Bad Neuenahr einen Insolvenzantrag.

Im Jahr 2010 gründeten die drei deutsch-schwedischen Tykesson-Brüder das Unternehmen. Sie designten, entwickelten und produzierten E-Roller in verschiedenen Leistungsstärken und vertrieben diese unter dem Markennamen Kumpan electric.

Ein Problem nach dem anderen

Der E-Roller-Hersteller sei unverschuldet in eine finanzielle Notlage geraten, berichtet der Branchendienst „Electrive.net“. Der vorläufige Insolvenzverwalter Dr. Alexander Jüchser erklärte, dass das junge Familienunternehmen in den vergangenen Jahren mehrere schwierige Phasen zu bewältigen hatte. „Zunächst brannte 2020 die Produktionshalle vollständig ab. Ein Jahr später folgte 2021 die verheerende Flut im Ahrtal.“

Damit nicht genug: „Anschließend hatten erhebliche Lieferengpässe bei dringend benötigten Bauteilen und Akkus zu ernsthaften Produktionsschwierigkeiten geführt.“ Die nach Beginn des Ukraine-Kriegs stark angestiegenen Energiepreise haben die angespannte finanzielle Situation des Unternehmens zusätzlich verschärft.

Motorroller werden überwiegend in der Saison von März bis November gekauft. Außerhalb der Saison erfährt die gesamte Rollerbranche mangels Nachfrage kaum Einnahmen. „Als nun plötzlich eine wichtige Brückenfinanzierung ausblieb, führte dies zu kurzfristigen Liquiditätsproblemen. Der Insolvenzantrag konnte deshalb nicht mehr vermieden werden“, fasst Jüchser zusammen.

Einstiges Vorzeigeunternehmen

Betroffen sind 75 Arbeitsplätze, wie der SWR berichtet. Die Jobs einschließlich der Löhne und Gehälter seien durch staatliche Unterstützungen noch bis Ende März gesichert. Derzeit sucht die Firma einen Investor. Der Geschäftsbetrieb und die Produktion des Unternehmens laufen laut „Golem“ vorerst uneingeschränkt weiter.

Der Betrieb galt lange als innovatives Vorzeigeunternehmen für neue Fahrzeugkonzepte. e-bility bekam im Jahr 2017 über 400.000 Euro aus einem Förderprogramm des Landes. Im Schnitt produzierte die Firma nach eigenen Angaben 13 Roller pro Tag.

e-bility-Chef Patrik Tykesson sagte, dem Unternehmen sei eine offene und transparente Kommunikation mit Kunden, Partnern und Mitarbeitern wichtig. Es werde intensiv an der Sicherung und dem Fortbestehen der e-bility GmbH gearbeitet.

Laut einem Bericht der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gingen im vergangenen Jahr die Kraftrad-Neuzulassungen im Vergleich zu 2021 auf 7,2 Prozent auf knapp 108.000 Einheiten zurück.

Avocargo ebenfalls insolvent

Auch das millionenschwere Start-up-Unternehmen für E-Lastenräder Avocargo ging Anfang Februar in die Insolvenz, wie „Gründerszene“, ein Onlinemagazin für Start-ups, berichtete. In zwei Finanzierungsrunden flossen nach Aussage der Gründer „mehrere Millionen Euro“ in das Unternehmen.

„Leider ist eine geplante Finanzierungsrunde nicht zustande gekommen“, sagte der Rechtsanwalt und vorläufige Insolvenzverwalter Philipp Grauer. Jedoch gab er sich optimistisch, dass das Unternehmen fortgeführt werden kann. Das Geschäftskonzept von Avocargo sei auch weiterhin interessant. „Vor allem, wenn es keine Altlasten mehr gibt“, so Grauer.

Statt einer neuen Finanzierungsrunde solle jedoch ein Verkauf des Unternehmens angestrebt werden. Konkrete Interessenten gebe es noch nicht. Matti Schurr, CCO und Co-Founder von Avocargo, gründete das Start-up erst im Jahr 2021.

E-Roller

Matti Schurr, CCO und Co-Founder von Avocargo. Das Berliner Start-up bot E-Lastenräder in Berlin an. Foto: Fabian Sommer/dpa



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