Flixbus kritisiert staatliche Unterstützung der Bahn: „Das verzerrt den Wettbewerb“

Wer in Deutschland Fernbus fährt, steigt meistens in einen grünen Bus. Flixbus lockt jahrelang mehr und mehr Kunden - das ist vorerst vorbei. Doch das Unternehmen hat inzwischen ein zweites Standbein.
Titelbild
Fahrgäste besteigen in Frankfurt am Main einen Bus der Firma Flixbus.Foto: Boris Roessler/dpa/dpa
Epoch Times1. Februar 2020

Nach Fahrgastverlusten bei Flixbus setzen die Betreiber stärker auf Züge. „Unser Geschäft in Deutschland wird sich definitiv in Richtung Schiene verschieben“, sagte Flixmobility-Geschäftsführer André Schwämmlein der Deutschen Presse-Agentur.

Sein Unternehmen betreibt neben Fernbussen auch Fernzüge unter der Marke Flixtrain. „Wir gehen davon aus, dass wir uns mit dem Busgeschäft gegen die massive Subventionierung der Deutschen Bahn sehr schwer tun werden“, erklärte Schwämmlein.

Sieben Jahre nach seiner Gründung und nach jahrelangem Wachstum verliert der Fernbusmarktführer Fahrgäste in Deutschland. Das Geschäft stehe extrem unter Druck, sagte Schwämmlein.

Insgesamt hätten Flixbus und Flixtrain 2019 zusammen zwar 22 Millionen Fahrgäste in Deutschland befördert, rund 700.000 mehr als im Vorjahr. Es wachse aber nur das Geschäft bei Flixtrain. Bei Flixbus gebe es weniger Fahrgäste als im Vorjahr. Getrennte Zahlen nannte das Unternehmen nicht.

Unterstützung verzerrt Wettbewerb

Die wachsende staatliche Unterstützung für die Deutsche Bahn mache sich bemerkbar, sagte Schwämmlein. „Jetzt fließt kontinuierlich mehr Geld in den DB Konzern und keiner kann wirklich sicherstellen, dass diese Mittel in die Infrastruktur fließen und damit allen Nutzern zugutekommen“, kritisierte er. „Das verzerrt den Wettbewerb und macht es uns als privatwirtschaftlichem Unternehmen unmöglich, unser Geschäft in Deutschland im selben Maße wie bisher zu betreiben.“

In diesem Jahr werde das Geschäft mit den grünen Bussen und Zügen vermutlich ähnlich laufen wie 2019. „Wir werden im Bus weniger Fahrgäste haben, im Zug mehr und eventuell insgesamt ein kleines Wachstum hinbekommen“, kündigte Schwämmlein an. „Aber ich würde jetzt keine großen Wetten darauf eingehen.“ Profitabel zu bleiben, werde schwerer.

Neben staatlichen Kapitalspritzen für die bundeseigene Deutsche Bahn kritisiert Flixbus, dass zwar die Mehrwertsteuer für Zugfahrten ab 50 Kilometern von 19 auf 7 Prozent gesenkt wurde, nicht aber für Busfahrten. Man sei darüber enttäuscht und schockiert. Flixbus hat rechtlichen Widerstand angekündigt sowie ab 2021 Streckenstreichungen. Schwämmlein nannte es „unglaublich naiv“, sich bei der Verkehrswende allein auf die Deutsche Bahn zu verlassen.

Steuersenkung bei Flixtrain

Von der Steuersenkung profitiert jedoch auch Flixtrain. Flixmobility war vor zwei Jahren in das Zuggeschäft eingestiegen. Inzwischen sind sieben Züge auf drei Strecken unterwegs, Stuttgart-Berlin, Hamburg-Köln und Leipzig/Berlin-Köln/Aachen. 2018 waren 750.000 Fahrkarten verkauft worden, 2019 waren es nach den neuen Zahlen mindestens doppelt so viele. Im Frühjahr kommt die Strecke Hamburg-Stuttgart hinzu. Weitere Linien sind in Planung.

„Es wird jetzt langsam ein wirkliches Netz“, sagte Schwämmlein. „Wir haben bisher gute Erfahrungen gemacht, das Produkt wird angenommen, die Auslastung liegt im Schnitt bei 70 Prozent.“ Die Fernzüge der Deutschen Bahn erreichten 2018 rund 56 Prozent. Als ersten Auslandsmarkt hat Flixtrain Schweden ins Visier genommen.

Flixbus ist in 29 europäischen Ländern sowie den USA unterwegs und zählte 2019 mehr als 60 Millionen Fahrgäste. Deutschland ist der wichtigste Markt. Zu Berichten, dass Flixbus sich häufig verspäte, sagte Schwämmlein, 2019 sei das pünktlichste Jahr gewesen. 75 Prozent der Busse erreichten nach Unternehmensangaben ihren Halt innerhalb von 15 Minuten nach der Fahrplanzeit. In diesem Jahr werde die Quote steigen.

„Wir sind sehr viel vorsichtiger, sehr viel konservativer bei der Berechnung der Fahrzeiten“, erklärte Schwämmlein. „Wir haben sehr, sehr viel gelernt über Verspätungen, Anfälligkeiten, Linien und so weiter.“ Staus aber könne man nicht beeinflussen. Eine monatliche Verspätungsstatistik wie bei der Deutsche Bahn ist nicht geplant. (dpa)



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