Industrie dringt auf raschen Kapazitätsausbau bei der deutschen Bahn

Nicht nur die Fahrgäste in ICE und Regios müssen viel aushalten. Auch Unternehmen fordern Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit. Denn gerade jetzt können sie Güterzüge gut gebrauchen.
Viele Baustellen im stellenweise überlasteten Schienennetz sorgen dafür, dass sich so viele Personenzüge verspäten wie seit Jahren nicht.
Viele Baustellen im stellenweise überlasteten Schienennetz sorgen dafür, dass sich so viele Personenzüge verspäten wie seit Jahren nicht.Foto: Stefan Puchner/dpa
Epoch Times15. September 2022

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Die deutsche Industrie macht Druck auf Politik und Bahn für einen zügigen Ausbau der Schiene. „Angesichts der aktuell stark steigenden Energiepreise und des langfristig wachsenden Verkehrsaufkommens ist der Aufbau von zusätzlichen Kapazitäten im Schienennetz von immenser Bedeutung für die Industrie“, sagte der Vize-Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Holger Lösch, der Deutschen Presse-Agentur.

Wie schnell mehr Menschen und Güter auf der Schiene befördert werden können, darüber diskutieren Branchenvertreter und Politiker an diesem Donnerstag (13 Uhr) bei einer Tagung in Berlin. Eingeladen zum „Schienengipfel“ hat Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP). „Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit sind Grundvoraussetzung für eine Verkehrsverlagerung auf die Schiene“, hob der BDI hervor.

Überlastetes Schienennetz

Aus der Wirtschaft hatte es in den vergangenen Monaten immer wieder Kritik geben. Denn die vielen Baustellen im stellenweise überlasteten Schienennetz sorgen nicht nur dafür, dass sich so viele Personenzüge verspäten wie seit Jahren nicht. Zeitweise standen auch mehrere Hundert Güterzüge still.

Allein durch klassischen Infrastrukturausbau ließen sich die Kapazitätsengpässe auf absehbare Zeit nicht lösen. Notwendig seien digitale Lösungen. „Der BDI setzt sich dafür ein, die schlummernden Potenziale digitaler Kapazitätssteigerungen so rasch wie möglich auszuschöpfen.“ Die Verpflichtungsermächtigungen von einer Milliarde Euro aus dem dritten Entlastungspaket der Bundesregierung sollten nach dem Willen der Industrie vor allem für die IT-Infrastruktur auf der Schiene eingesetzt werden.

Generalsanierung geplant

Die Bahn hatte angekündigt, von 2024 an die Hauptkorridore einer Generalsanierung zu unterziehen und zum Hochleistungsnetz auszubauen. „Das Hauptziel ist es, die Verkehre zu entmischen“, sagte Bahn-Fernverkehrsvorstand Michael Peterson kürzlich der Deutschen Presse-Agentur. „Wir haben heute vor allem Strecken, auf denen Regionalzüge, Güterzüge und Fernzüge gleichzeitig fahren.“

Besonders in hochbelasteten Korridoren und Knotenpunkten müsse stärker getrennt werden – mit Überholgleisen und Ausweichstrecken. „Es gilt nach wie vor: Mit der digitalen Schiene wollen wir die Kapazität um bis zu 35 Prozent erhöhen. Das brauchen wir auch. Aber wir sind eben auch auf zusätzliche Schieneninfrastruktur für die Entmischung der Verkehre angewiesen.“ Beginnen soll die Generalsanierung auf der sogenannten Riedbahn zwischen Frankfurt (Main) und Mannheim, wie Peterson am Mittwoch angekündigt hatte.

Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, warnte in der „Augsburger Allgemeinen“: „Fatal wäre, sich ausschließlich auf einen Teil des Netzes zu konzentrieren, den Rest aber weiter verfallen zu lassen.“ Die geplante Generalsanierung sei die richtige Strategie. Im „Handelsblatt“ forderte er zur Sicherstellung der Finanzierung einen „Schienenfonds“ des Bundes. Außerdem solle die „Bahn gemeinsam mit dem Bund prüfen, welchen Beitrag die vielen Hundert Auslandsbeteiligungen zu der künftigen Gemeinwohlorientierung beitragen und sich gegebenenfalls von ihnen trennen.“ (dpa)



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