Klagen gegen Monsanto in den USA bedeuten Milliardenrisiko für Bayer

Die Zahl der Klagen gegen die Bayer-Tochter Monsanto in den USA wegen des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat ist bis Anfang Februar auf rund 48.600 gestiegen. Das teilte Bayer am Donnerstag bei der Vorlage der Jahresbilanz für 2019 mit.
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Der Wirkstoff Glyphosat steht im Verdacht, krebserregend zu sein. Er wurde von der heutigen Bayer-Tochter Monsanto als Herbizid auf den Markt gebracht.Foto: Patrick Pleul/dpa
Epoch Times27. Februar 2020

Der milliardenschwere Kauf des US-Saatgutherstellers Monsanto belastet Bayer auch weiterhin schwer. Die Zahl der Klagen gegen Monsanto in den USA wegen des umstrittenen Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat stiegen bis Anfang Februar auf rund 48.600, wie Bayer am Donnerstag mitteilte. Der juristische Streit, der in einem milliardenschweren Vergleich enden könnte, überschattet die guten Jahresergebnisse. Bayer steigerte Umsatz und Gewinn kräftig.

Der Anstieg der Zahl der Klagen verlangsamte sich zudem deutlich: Von Mitte Juli bis Mitte Oktober war die Zahl von 18.400 auf 42.700 gestiegen – von Mitte Oktober bis Anfang Februar wuchs die Zahl um weniger als 6000 auf nun 48.600. Die Kläger machen glyphosathaltige Mittel von Monsanto für ihre Krebserkrankungen verantwortlich.

Berufung gegen die ersten erfolgreichen Klagen

Bayer legte gegen erste Gerichtsentscheidungen in diesen Fällen stets Berufung ein und sieht die Produkte bei korrekter Anwendung als nicht gesundheitsgefährdend an. Der Konzern „ist davon überzeugt, dass die drei erstinstanzlichen Entscheidungen zugunsten der Kläger weder durch die vor Gericht vorgelegten Beweise noch das anwendbare Recht gestützt werden und verfolgt die Berufungsverfahren deshalb entschieden weiter“, erklärte Bayer am Donnerstag.

Die US-Regierung habe zuletzt „wichtige Punkte unserer Argumentation ausdrücklich bekräftigt“, betonte Konzernchef Werner Baumann. „Wir werden die drei Berufungsverfahren notfalls durch alle Instanzen betreiben.“

Vergleich wahrscheinlich

Möglich ist, dass Bayer in den USA einen Vergleich mit den Klägern erzielt. Dazu erklärte das Unternehmen am Donnerstag lediglich, es beteilige sich „konstruktiv am gerichtlich angeordneten, vertraulichen Mediationsverfahren“. In diesem solle ausgelotet werden, ob ein Vergleich zu vernünftigen Bedingungen erreichbar sei.

Aktionärsvertreter hatten den Monsanto-Kauf scharf kritisiert, weil der Aktienkurs verfiel. Bei der Hauptversammlung Ende April 2019 verweigerten die Anteilseigner deshalb Konzernchef Baumann und dem Vorstand mehrheitlich die Entlastung. Der Aufsichtsrat stellte sich damals hinter den Vorstand.

Rücktritt des Aufsichtsratschefs

Aufsichtsratschef Werner Wenning legt sein Amt Ende April vorzeitig nieder, wie Bayer bereits am Mittwochabend mitgeteilt hatte. Der 73-Jährige, bis 2010 Chef von Bayer, gilt zusammen mit Baumann als treibende Kraft hinter dem Kauf von Monsanto.

Am Donnerstag kündigte Bayer zudem „ausführlichere“ Stellungnahmen zu den Rechtsgutachten an, die Ende 2018 und Anfang 2019 zu den Vorstandspflichten im Rahmen der Monsanto-Übernahme erstellt worden waren. Die Gutachter waren damals zu dem Schluss gekommen, dass der Vorstand beim Kauf von Monsanto „in jeder Hinsicht sorgfältig und im Einklang mit seinen aktienrechtlichen Pflichten gehandelt“ habe, wie Bayer betonte.

Gute Bilanz – Aber hohes Risiko

Bei der Vorlage der Jahresbilanz konnte Baumann glänzende Zahlen präsentieren. Der Nettogewinn stieg im vergangenen Jahr um über 140 Prozent im Vorjahresvergleich auf 4,1 Milliarden Euro. Grund für diesen hohen Anstieg waren auch die hohen Ausgaben für den Kauf von Monsanto, die 2018 zu Buche geschlagen hatten, und die Unternehmensverkäufe wegen der Übernahme im vergangenen Jahr. Der Umsatz des Konzerns wuchs um 18,5 Prozent auf 43,5 Milliarden Euro. (afp/al)

 



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