Proteste wegen zensierter Lawrow-Rede – YouTube hebt Sperre von WION News auf

Aufgrund der Dokumentation einer Rede des russischen Außenministers Sergej Lawrow hat die Videoplattform YouTube den internationalen indischen Sender WION News blockiert. Nach einer massiven Protestkampagne von Nutzern wurde die Sperre nun aufgehoben.
Youtube befürchtet, dass der Digital Services Act der EU die Bekämpfung von Falschinformationen im Netz sogar noch behindern könnte.
YouTube-Logo.Foto: Monika Skolimowska/dpa-Zentralbild/dpa
Von 29. März 2022


In Indien hat der Social-Media-Konzern YouTube für Empörung gesorgt. Wegen eines angeblichen Verstoßes gegen die Nutzungsbedingungen hatte die Videoplattform am Dienstag der Vorwoche (22.3.) dem weltweit tätigen, englischsprachigen Sender World is One News (WION) aus Neu-Delhi den Zugang zum Videoupload versperrt.

Seit Montagmorgen kann WION die Plattform wieder nutzen. Vorangegangen war, so berichtet der Sender selbst, eine 12-stündige Unterstützungskampagne unter dem Hashtag #truejournalism auf Twitter, dem sich mehr als 25.000 Nutzer anschlossen.

YouTube sperrt WION für beiderseitiges Dokumentieren von Aussagen

Die Entscheidung, den Videokanal von WION zu blockieren, fiel in Anbetracht der Berichterstattung des Senders vom 10. März. In einem Video hatte der Sender eine Aussage des russischen Außenministers Sergej Lawrow dokumentiert, in der dieser auf eine Frage hin erklärte, Russland wolle keine weiteren Länder angreifen. „Wir haben auch die Ukraine nicht angegriffen“, erklärte Lawrow wörtlich. „Wir haben schon bei mehreren Gelegenheiten erklärt, dass es eine Situation gab, die eine direkte Bedrohung unserer Sicherheit dargestellt hatte.“

WION brachte am selben Tag in einem identischen Zusammenhang auch eine Erklärung des ukrainischen Außenministers Dmitry Kuleba. Der indische Sender dokumentierte beide Aussagen, ohne diese selbst zu kommentieren oder in sonstiger Weise einzuordnen.

Aus Sicht von YouTube reichte die bloße Wiedergabe der Lawrow-Aussage aus, um den Sender zu sperren. Die Begründung:

„Unsere Gemeinschaftsstandards untersagen Inhalte, die gut dokumentierte gewalttätige Ereignisse, darunter die russische Invasion in der Ukraine, leugnen, herunterspielen oder trivialisieren. In diesem Sinne haben wir beispielsweise Inhalte entfernt, die leugnen, dass Russland eine Invasion in der Ukraine vollzogen hat oder behaupten, dass ukrainische Opfer Krisenakteure seien.“

Ein Einspruch von WION wurde abgewiesen, anschließend forderte der Sender schriftlich eine Stellungnahme an. Erst die massive Kampagne von Twitter-Nutzern hat YouTube zum Einlenken gebracht.

Ruf nach stärkerer technologischer Eigenständigkeit

WION sendet seit 2016 weltweit sein englischsprachiges Programm. Der Sender wird von der Essel Group und dem Zee Media Network betrieben, zwei in Indien bedeutsame private Unternehmensgruppen. Er ist demnach der erste weltweit betriebene indische Privatsender.

Die Seite „Media Bias/Fact Check“ attestiert dem Sender eine „geringstmögliche Tendenz“ mit „einigermaßen ausgewogenen redaktionellen Positionen und minimalem Gebrauch von aufgeladener Sprache in der Berichterstattung“. Im MBFC Credibility Rating wird dem Sender „Hohe Glaubwürdigkeit“ attestiert.

Das Vorgehen von YouTube hat in Indien eine neue Debatte über den Ausbau einheimischer Social-Media-Infrastruktur ausgelöst. Etwa 448 Millionen Menschen in Indien nutzen soziale Medien. Mehr als 89 Prozent davon verwenden einer Studie vom Januar 2021 zufolge YouTube, 76 Prozent nutzen Facebook.

WION-Kommentator Nikhil Pandey, der von einem willkürlichen Vorgehen westlicher Social-Media-Konzerne gegen eine objektive und unvoreingenommene Analyse und Berichterstattung spricht, schreibt:

Das Verbot von WION ist ein Beispiel dafür, wie die technologische Selbstständigkeit nur unter großem Risiko für uns aufgeschoben werden kann. Der Schlüssel zur Äußerung indischer Standpunkte muss in den Händen der Inder liegen.“

„Es gab noch nie einen besseren Zeitpunkt, um es mit den US-amerikanischen IT-Giganten aufzunehmen als jetzt, wo es viele Talente gibt, die Regierung das Unternehmertum fördert und Indiens globaler Stellenwert wächst“, so Pandey weiter.



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