VW-Chef: Versorgung wird stabiler, Sanktionen gegen Russland wenig wirksam

Die Anteilseigner von VW treffen sich zur Hauptversammlung, wieder rein digital. Für die Autokonjunktur sieht es wegen diverser Krisen und Konflikte nicht allzu rosig aus. Kritische Fragen sind sicher.
Volkswagen-Chef Diess warnt vor einer dauerhaften Abschottung der Russischen Föderation oder anderer Regionen.
Volkswagen-Chef Diess warnt vor einer dauerhaften Abschottung der Russischen Föderation oder anderer Regionen.Foto: Julian Stratenschulte/dpa
Epoch Times12. Mai 2022

Volkswagen-Chef Herbert Diess hat eine leichte Entspannung der zusätzlichen Lieferprobleme wegen des Ukraine-Kriegs angedeutet – der Konflikt dürfte nach seiner Einschätzung aber nicht so rasch aufhören.

„Wir gehen davon aus, dass sich die Versorgungssituation auch bei einem länger anhaltenden Krieg normalisieren wird“, sagte der Manager bei der Online-Hauptversammlung von Europas größtem Autokonzern. Doch die bisher gegen Russland verhängten wirtschaftlichen Strafmaßnahmen zeigten noch nicht die geplante Wirkung: „Die Hoffnung, den Krieg mit harten Sanktionen schnell zu beenden, hat sich nicht erfüllt.“

Der Vorstandschef warnte unabhängig davon vor einer dauerhaften Abschottung der Russischen Föderation oder anderer Regionen. „Der frühzeitige Abgesang auf das Modell „Wandel durch Handel“ greift zu kurz. Blockbildung kann nicht unsere Antwort sein.“

Neben den Engpässen in der Belieferung mit dringend benötigten Mikrochips trafen seit Kriegsbeginn die Konsequenzen weiterer gerissener Lieferketten die Branche. Dazu zählten vor allem fehlende Kabelbäume, die Zulieferer in der Ukraine herstellen. „Die Produktionsausfälle in Europa konnten wir weitgehend ausgleichen“, sagte Diess. Volkswagen erweiterte dafür unter anderem die Fertigung in Südamerika und China – das ist aber keine Langfrist-Lösung.

Vertriebsvorständin: „Weitere Preisschritte“ möglich

Die Preissprünge bei Energie, Rohstoffen und vielen anderen Gütern könnten nach Erwartung von VW auch Autos noch weiter verteuern. „Wir haben Preismaßnahmen in unterschiedlichen Märkten gestartet“, sagte Vertriebsvorständin Hildegard Wortmann. Auf die Frage eines Aktionärs, ob die VW-Gruppe ihre gestiegenen Beschaffungskosten ab einem gewissen Niveau womöglich nicht mehr an die Kunden weitergeben könnte, meinte die Managerin: „Es ist derzeit nicht auszuschließen, dass weitere Preisschritte nötig werden.“

Darüber hinaus versuche man nach wie vor, die rasante Inflation vor allem bei Energie- und Grundressourcen über Rohstoff-Sicherungsgeschäfte abzufedern. Die jüngste Preisentwicklung verschärft die schon vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs eingetretene Verteuerung von Autos.

Kritische Fragen

Schon vor Beginn der Hauptversammlung war klar, dass einige Aktionäre auch kritische Fragen an die Führung haben. So will ein großer Investor über den neuerlichen Krach zwischen Diess und dem Betriebsrat im vorigen Jahr sprechen. Zudem wird auf mögliche Interessenkonflikte nach einem Börsengang der Porsche AG verwiesen. Der angepeilte Formel-1-Einstieg, die Strategie in China und die Lage bei der Software-Sparte Cariad sollen ebenfalls thematisiert werden.

Die Eigentümer müssen unter anderem dem Bericht zur Bezahlung der Vorstände und Aufseher in einer neuen Systematik zustimmen. 2021 war ein verändertes Modell für Top-Gehälter beschlossen worden. Es sieht etwa vor, dass ein Teil der Boni von der Erreichung von Umweltzielen, Sozialstandards sowie der Qualität der Unternehmensführung abhängt.

Wechsel in Katar

Bei dem digitalen Eigentümertreffen steht darüber hinaus ein personeller Wechsel im Aufsichtsrat an. Das Golf-Emirat Katar – drittwichtigster Großaktionär der VW-Gruppe – hat vorgeschlagen, einen seiner beiden Vertreter auszutauschen. Zur Wahl steht der Chef des katarischen Staatsfonds (QIA), Mansur bin Ibrahim Al-Mahmud, dessen Unternehmen mehrere milliardenschwere Beteiligungen verwaltet.

Für ihn hat Hussain Ali Al-Abdulla die Mitgliedschaft im Wolfsburger Kontrollgremium nach gut zwölf Jahren niedergelegt, Volkswagen gab persönliche Gründe des Staatsministers aus Doha an. Die Arbeitnehmerseite hat bereits drei Aufsichtsratsmandate neu besetzt. (dpa/red)



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