Widerstand gegen Idee einer Großbanken-Fusion wächst

Die Dauerspekulationen über eine mögliche Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank rufen Kritiker auf den Plan. Hauptsorge: Ein Zusammenschluss würde Zehntausende Arbeitsplätze kosten.
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Wolken sind im Abendlicht hinter der Bankenskyline von Frankfurt am Main zu sehen. Hinter den Kulissen brodelt es.Foto: Boris Roessler/dpa
Epoch Times13. März 2019

Die Widerstände gegen einen möglichen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank wachsen.

„Die beiden Banken haben aus meiner Sicht viel zu viele überlappende Geschäftsfelder, als dass ein Zusammenschluss Sinn machen würde“, sagte der Vize-Präsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Klaus Nieding, am Mittwoch in Frankfurt. Er halte eine solche „politisch offenbar gewollte Fusion“ wirtschaftlich für unsinnig.

Ein Zusammenschluss „würde nur auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen“, warnte Nieding. Zu befürchten wäre nach seiner Einschätzung der Abbau Zehntausender Arbeitsplätze. Ende 2018 beschäftigten die beiden Banken zusammen gut 133 000 Vollzeitkräfte. Die DSW vertritt bei den Hauptversammlungen von Deutscher Bank und Commerzbank in der Regel einstellige Prozentsätze von Stimmrechten.

Seit Monaten wird über eine Fusion der beiden Privatbanken spekuliert. Immer wieder bekräftigten Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär, der ehemalige Goldman-Sachs-Deutschlandchef Jörg Kukies: Deutschland brauche starke Banken. Scholz hatte am Montag gesagt, es gebe Beratungen über die aktuelle Situation, die Bundesregierung sei „ein fairer Begleiter von privatwirtschaftlichen Diskussionen“. Bei der Commerzbank hat der Bund über seine Aktienbeteiligung von gut 15 Prozent, die er seit einer Rettungsaktion in der Finanzkrise hält, Mitspracherecht.

„Wir finden es beachtlich – um nicht zu sagen bedauerlich – wenn gerade der Staat als größter Einzelaktionär der Commerzbank in seiner Doppelrolle einen solchen Druck für eine offensichtlich wirtschaftlich unsinnige Maßnahme aufbaut, die obendrein noch Tausende von Arbeitsplätzen kosten würde“, erklärte der Vorsitzende des Deutschen Bankangestellten Verbandes (DBV), Stephan Szukalski, in einem von der Gewerkschaft veröffentlichten Schreiben. Auch die Gewerkschaft Verdi sieht ein Fusionsszenario kritisch.

Szukalski, der Mitglied im Aufsichtsrat der Deutschen Bank ist, forderte rasche Klarheit über das weitere Vorgehen – auch mit Blick auf laufende Gespräche mit der Deutschen-Bank-Führung zur Integration der Postbank. „Alle Karten müssen jetzt auf den Tisch – und zwar schnell.“ Sollte eine Fusion mit der Commerzbank angestrebt werden, müssten „alle Pläne bezüglich der Postbank-Integration bis zur Vorlage des Gesamtkonzepts auf Eis gelegt werden“, erklärte der Gewerkschaftschef. „Wenn eine solche Fusion nicht diskutiert wird, erwarten wir dagegen ein klares und belastbares Dementi der Deutschen Bank.“

Ihren Anteilseignern machen Commerzbank und Deutsche Bank seit Jahren wenig Freude: Die Aktienkurse sind im Keller, Dividende gibt es nur selten und dann nur Mini-Beträge. Nach DSW-Berechnungen hat die Deutsche Bank 2018 so viel Kapital verbrannt wie wenig andere börsennotierte Unternehmen in Deutschland: Papiere des Dax-Konzerns verloren rund 56 Prozent an Wert. Damit liegt die Deutsche Bank auf Platz 10 der DSW-Liste der „50 größten Kapitalvernichter“. (dpa)



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